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Der Fernsehfriedhof: Fernseh-Cops verstehen keinen Spaß

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 189: Eine Show mit TV-Pannen, die auf der Suche nach dem Erfolg mehrfach umgebaut wurde und dennoch scheiterte.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Sendung mit der Ingolf Lück einfach kein Glück haben wollte.

«C.O.P.S - Die Comedy Pannenshow» wurde am 13. April 2001 in Sat.1 geboren und war die Folge eines Duells zwischen den ewigen Konkurrenten RTL und Sat.1 um das beliebteste Format, in dem TV-Pannen gezeigt wurden. Den Grundstein für diesen Kampf legte der Kanal RTL am 01. Januar 1998 als er seine Sendung «Dumm gelaufen!» erstmals zeigte. In dem zunächst einmaligen Special präsentierten Hans Meiser und Birgit Schrowange die witzigsten Missgeschicke aus dem frisch zu Ende gegangenem Jahr und erreichten aus dem Stand 7,38 Millionen Zuschauer. Klar, dass dieser Überraschungshit bei Sat.1 nicht unbemerkt blieb und man schnell an einer eigenen Version arbeitete, die unter dem Titel «Die Pannenshow» rund ein Jahr nach der RTL-Produktion zum ersten Mal zu sehen war.

Damit diese auch ein ebenso großer Erfolg werden konnte, setzte man mit der Produktionsfirma Brainpool, Produzent Ralf Günther und Moderator Ingolf Lück auf die bewährten Beteiligten der «Wochenshow» sowie deren Ableger «Voll witzig!». Unterstützt wurde Lück von prominenten Gästen wie Lou Richter («The Big Kick»), Atze Schröder und Markus Maria Profitlich («Voll Witzig!»), welche die gezeigten Versprecher und Ausrutscher im Studio kommentierten. Das Format wurde dabei wie auch die Vorlage von RTL nur unregelmäßig produziert und meist im Vorabendprogramm eines Feiertags ausgestrahlt. So fand die Premiere beispielsweise am 1. Weihnachtsfeiertag des Jahres 1998 um 19.00 Uhr statt und lief damit exakt eine Woche vor der neuesten Ausgabe von «Dumm gelaufen!». Ein ebenso großer Erfolg wurde die Sat.1-Sendung dennoch nicht. Das änderte sich auch nicht, als sie in den Jahren 2000 und 2001 auch am Neujahrstag gezeigt wurde und damit direkt gegen die RTL-Konkurrenz antrat.

Nach wenigen Folgen wurde die «Pannenshow» daher wieder eingestellt und war am 24. März 2001 zum letzten Mal zu sehen, während RTL seine Version weiter fleißig produzierte. Parallel wurden aber auch Stefan Raabs «TV Total», das auf einem ähnlichen Konzept basierte, Hape Kerkelings internationale TV-Pannen in «Darüber lacht die Welt» und der Premiere-Klassiker «Zapping» immer beliebter, sodass der Sender Sat.1 eine Neuausrichtung seiner «Pannenshow» wagte. Überraschenderweise erhielt den Herstellungsauftrag für diese jedoch nicht erneut Brainpool, sondern die zu jener Zeit neue Firma KirchMedia Entertainment, die damit für ihr erstes Comedyformat verantwortlich war. Branchenintern galt dies als Kampfansage, vor allem weil auch Ingolf Lück, der jahrelang in Brainpool-Produktionen mitwirkte, für die neue Show verpflichtet werden konnte. Unter der Hand wurde die Zusage von Lück als sein mögliches Ausstiegs-Szenario aus der «Wochenshow» gehandelt, die nach dem Weggang von Bastian Pastewka, Anke Engelke und Markus Maria Profitlich stark schwächelte.

Er bekam in der neuen Pannen-Show mit Bernhard Hoëcker einen Co-Moderator, der sich durch seine Teilnahme an der im Jahr 2000 eingestellten TV-Parodie «Switch» in dem Metier ebenfalls heimisch fühlte. Anstatt die Ausschnitte jedoch in einer gewöhnlichen Studioproduktion zu zeigen, präsentierten sie Lück und Hoëcker als «Men in Black»-Verschnitte in einem modernen Glas-Foyer. Die beiden sollten laut Pressetext nämlich coole, gnadenlose, harte, unerbittliche und moderne Medienwächter darstellen. Daher erhielt die neue Show nun auch den kryptischen Titel «C.O.P.S.», wobei die Abkürzung für «Die Comedy Pannenshow» stand.

Auch diese Variante war zunächst für den Vorabend von Feiertagen vorgesehen und startete daher am Karfreitag des Jahres 2001 erneut um 19.00 Uhr. An den Erfolg von RTL reichte auch der erneute Versuch nicht heran, lieferte aber immerhin versöhnliche Werte, sodass für Himmelfahrt des gleichen Jahres bereits die nächste Ausgabe anstand. Parallel dazu begannen die Vorbereitungen einer wöchentlichen Fassung, welche die Sommerpause der Fußballshow «ran» am Samstagvorabend überbrücken sollte.

Während die 70minütigen Feiertagsepisoden aufwendig produziert wurden, gerieten die regelmäßigen Varianten deutlich kleiner und kostengünstiger. Die TV-Polizisten arbeiteten darin nämlich nur noch in einem Regie- und Überwachungsraum, ihrer angeblichen geheimen Kommandozentrale, was die Sendung stets billig aussehen ließ. Außerdem waren aufgrund der höheren Taktzahl sowohl die Auswahl der Clips als auch die Witze der Moderatoren weniger gelungen. Weil nun nicht mehr nur Pannen, sondern auch skurrile Momente gezeigt wurden, verloren die «C.O.P.S.» den Untertitel «Die Comedy Pannenshow» zugunsten des Slogans «Best of TV».

Ab dem 26. Mai 2001 liefen die 45minütigen Folgen samstags um 19.30 Uhr. Mit dem Ende der Bundesliga-Sommerpause wurde die Länge jeder Ausgabe jedoch auf nur noch 15 Minuten reduziert und ihre Sendezeit auf 20.00 Uhr verlegt. Verständlicherweise halfen diese Änderungen dem ohnehin nur noch mäßig populären Format nicht, sodass es bald endgültig verschwand.

«C.O.P.S - die Comedy-Pannenshow» bzw. «C.O.P.S. – Best of TV» wurde im August 2001 beerdigt und erreichte ein Alter von vier großen und zwölf Spar- Ausgaben. Die Show hinterließ den Moderator Ingolf Lück, der die «Wochenshow» noch bis zur ihrer Einstellung im Jahr 2002 sowie ihre wenig gelungene Neuauflage im Jahr 2011 präsentierte. Bernhard Hoëcker wurde festes Mitglied im zeitweise sehr erfolgreichen Impro-Quiz «Genial daneben» und in «Switch reloaded», der Neuauflage seiner ehemaligen TV-Parodie. Die Idee kuriose Fernsehausschnitte in einem regelmäßigen Format zu zeigen, griff ab März 2002 auch ProSieben mit der täglichen Sendung «Clip Mix» auf und scheiterte damit ebenfalls. Indessen existiert die RTL-Vorlage «Dumm gelaufen!» noch immer und sorgt jedes Jahr für gute Quoten.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann dem Roboter-Cop von RTL.
03.05.2012 09:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/56439
Christian Richter

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