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Die Kritiker: «Lotta & die großen Erwartungen»

Inhalt


Zu Beginn von «Lotta & die alten Eisen» wollte Lotta Brinkhammer noch ihren Schauspielambitionen nachgehen und fand sich unzufrieden bei der Absolvierung eines Pflegepraktikums im gemütlichen Altersheim „Haus Abendrot“ wieder. Das sprunghafte Mädel lernte während des Praktikums erst, das Leben wirklich auszukosten und zu schätzen, entdeckte ihren Arbeitsplatz mit seinen schrulligen, doch unwiderstehlichen Alten sogar als neue Heimat.

Mittlerweile hat Lotta die Prüfung zur Altenpflegerin bestanden, weshalb sie sich sofort um eine feste Stelle im gemütlichen Altenheim in ländlicher Gegend bewirbt. Schnell rasselt Lotta aber an die neue, stoische Leiterin Ruth Herford aneinander, die das wirtschaftlich unattraktive Heim innerhalb einiger Monate auf eine Schließung vorbereiten soll. Zu allem Überfluss erfährt Lotta auch noch, dass eine flüchtige Partybekanntschaft schwerwiegende Folgen bei ihr hinterließ: Sie ist schwanger. Ein Kind passt aber überhaupt nicht in ihren Lebensplan, so dass sie während des unerbittlichen Arbeitsstress über die Entscheidung abwägt, ob sie das Kind behalten oder eine Abtreibung vornehmen will ...

Darsteller


Josefine Preuß («Türkisch für Anfänger») ist Charlotte 'Lotta' Brinkhammer
Frank Röth («Der Alte») ist Meinolf Brinkhammer
Bernhard Piesk («Das Duo») ist Sebastian
Jule Ronstedt («Franzi») ist Ruth Herford
Jockel Tschiersch («München 7») ist Herr Kurtacker
Simon Eckert («Der Staatsanwalt») ist Lukas
Christian Grashof («Tatort») ist Conrad Meissner
Irm Hermann («Die Stein») ist Frau Johansson
Dagmar von Thomas («Lotta & die alten Eisen») ist Frau Siefert
Antje von der Ahe («Otto - Der Katastrofenfilm») ist Frau Meissner

Kritik


Die Adaption des Romans «Die letzten Dinge» von Annegret Held besticht insbesondere mit ihrer Hauptdarstellerin Josefine Preuß, die unterschwellig ihrer Figur weiterhin eine pubertär-rebellische, widerborstige Note verleiht, die insbesondere in Konfliktszenen betont wird. Damit zeigt Preuß, dass Lotta zwar seit dem ersten Film (den man für das Verständnis von «Lotta & die großen Erwartungen» nicht kennen muss) zwar reifer geworden, der Verantwortung als Mutter aber noch längst nicht gewachsen ist. Ihr komödiantisches Timing zündet in dieser Dramödie wie noch zu «Türkisch für Anfänger»-Serienzeiten, für Preuß gilt es hier allerdings auch, mehrschichtigere Emotionen still darzustellen. Dies gelingt ihr beeindruckend, auch ihre älteren Leinwandkollegen liefern erfrischende, abgerundete Performances ab.

Preuß' Schauspiel wird allerdings von der Geschichte, oder spezifischer deren Erzählweise, stark zurückgehalten. Eine tragikomische Thematisierung ungewollter, junger Schwangerschaften, die sich nicht gleich in düsterste, sozialkritisch-pessimistische Abgründe ziehen lässt, sondern mit Respekt, doch auch einer ansprechenden Ungezwungenheit auftritt, ist per se durchaus löblich. Die bei aller Dramatik so leichtgängige Atmosphäre von «Lotta & die großen Erwartungen» erzeugt Edzard Onneken aber, indem er die extremsten Konsequenzen einer ungeplanten Schwangerschaft zu Beginn des eigenständigen Lebens schnell wegkehrt. Außerdem werden diese harschen Implikationen mit einer Überbetonung des Heile-Welt-Nebenplots über eine junge Altenpflegerin, die noch immer von der alten Generation was lernen kann und sich deshalb energisch für diese einsetzt, emotional entkräftet. So behandelt sein Film letztlich zwar Abtreibung, wagt sich aber nicht, zu explizit darüber zu referieren.

Darüber hinaus sind Erzählung und Inszenierung mit massenhaft Zufällen gespickt, die Lotta in ihrer Entscheidung manipulieren, dass die Gedankengänge der Protagonistin weniger aus ihrer Persönlichkeit entwachsen, sondern viel mehr von der handlungsexternen Hand der Filmemacher gesteuert werden. Wenn Lotta das Für und Wider abwägt, spielt Preuß dies zwar mit einer emotionalen Glaubwürdigkeit, aber die Konstruiertheit der Geschichte verhindert es, dass diese Szenen ihre Potentielle Nachempfindbarkeit und Dramatik voll ausspielen. Zusammen mit einigen forcierten, zu ausschweifenden reinen Comedystrecken, etwa Lottas eskalierender Versuch, sich zur Probe um ein Baby zu kümmern, hindern «Lotta & die großen Erwartungen» daran, abseits des schauspielerischen Aspekts die eingangs gesetzten, großen Versprechungen an den Zuschauer einzuhalten.

Die Erstausstrahlung von «Lotta & die großen Erwartungen» erfolgt am 4. Mai 2012 um 20.15 Uhr auf ZDFneo. Am 10. Mai folgt zur gleichen Sendezeit eine Wiederholung im ZDF.
01.05.2012 09:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/56430
Sidney Schering

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Lotta & die großen Erwartungen

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