Reporter Eppert trifft Menschen, die den Anschluss suchen. An ein früheres Leben oder Kreuzfahrt-Passagiere.
Die Reportagereihe «Herr Eppert sucht ...» gehört seit Mai 2011 zum Senderepertoire von ZDFneo und zeigt den Moderator Thorsten Eppert in jeder Episode auf der Suche nach jeweils drei Geschichten zu einem übergreifenden Thema. Eppert pflegt dabei einen lockeren Fragestil und reflektiert die gemachten Beobachtungen in einem Off-Kommentar von seinem eigenen Standpunkt aus. Meistens geht es um populär-philosophische Themen, so fragte er sich in der ersten Staffel, was Liebe sein kann, und traf dabei unter anderem auf Menschen, die eine Fan-Liebe zur Band a-ha hegten.
Der Erfolg der 30-minütigen Reportagen auf dem digitalen Spartensender fiel bislang durchaus schwankend aus, manche Ausgaben liefen auf Senderschnitt, andere hingegen konnten ihn sogar mehr als verdoppeln – zuletzt gelang dies einer Wiederholung der Folge «Herr Eppert sucht ... den Pornostar» (die exakten Zahlen finden Plus-Leser
hier). Schlecht liefen Epperts Suchen zumindest nicht, weshalb ZDFneo eine zweite Staffel spendierte, auch wenn diese auf einem späteren Sendeplatz gezeigt wird.
In der Auftaktfolge sucht Eppert Anschluss, was auch für die Belange dieser Reportagereihe ein ungewöhnlich dehnbarer Begriff ist. Waren die drei Deutungen von Liebe aus der entsprechenden Episode noch nahe liegend, lässt sich die Anschluss-Thematik nahezu beliebig definieren. Die von Thorsten Eppert getroffene Auswahl an Geschichten bietet einen ungewöhnlichen Mix aus Optimismus, Kurzweil und Tiefgang, wirkt allerdings auch zufällig zusammengewürfelt:
Zunächst unterhält er sich einfühlsam mit der Ex-Gefängnisinsassin Viola. Sie studierte erst BWL, arbeitete dann in einer Versicherung und führte ein geregeltes Leben, bis sie sich in eine Kriminelle verliebte, die Viola zu ihrer Komplizin machte. Nach vier Jahren Knast fand Viola nicht mehr den Anschluss an ihr früheres Leben, auch wenn sie weiterhin hofft, wieder in einem Luxusschlitten fahren zu können. Die zweite Geschichte soll die Sendung etwas auflockern, allerdings kommt diese weniger in die Gänge, als wohl von Eppert erhofft: Auf einem Kreuzfahrtschiff unterhält er sich mit zwei älteren „Gentleman-Hosts“. Deren Aufgabe ist es, im Tanzsaal einsamen Damen Gesellschaft zu leisten. Eppert versucht mit ruhigem und charmanten Humor, die Gespräche auf amüsante Kleinigkeiten zu lenken, doch das mag in diesem Fall ausnahmsweise nicht zu zünden.
Zuletzt zieht es Eppert nach Züsedom. Die Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern versäumte nach der Wende den Anschluss an die Wirtschaft und verlor ein Drittel ihrer Bevölkerung. Epperts Besuch erfolgt kurz bevor Züsedom ans Nachbarsdorf angeschlossen wird, Unterhaltungen führt er insbesondere mit der (Noch-)Bürgermeisterin sowie mit den wenigen Jugendlichen Züsedoms. Den Großstädter interessiert es, wie sich die Lebensgestaltung in einem derart kleinen Ort abwickelt und weshalb die letzten Einwohner Züsedoms nicht einfach wegziehen. Die Interviews sind einsichtsvoll, phasenweise leicht skurril, ein deutliches Fazit gelingt Eppert bei dieser Geschichte aber nicht.
Das ist auch nicht das Ziel von «Herr Eppert sucht ... », stattdessen ist die Intention dieser Reportagereihe, die Facettenvielfalt an Menschen, Lebenswegen und Perspektiven einzelner Themen aufzuzeigen. Das gelingt auch beim Auftakt der zweiten Staffel, jedoch wirkte die Auswahl an Geschichten in den meisten Folgen der ersten Runde repräsentativer oder auch allumfassender. Das fehlt leider bei «Herr Eppert sucht ... Anschluss», und weil sich die drei Geschichten nicht so recht ergänzen wollen, behält man als Zuschauer das Gefühl bei, dass noch sehr viel mehr hätte erzählt werden können.
Wer bereits Gefallen an «Herr Eppert sucht ...» fand, sollte sich davon jedoch nicht abschrecken lassen. Neugierigen Zuschauern, die Epperts Suchen bislang nicht verfolgt haben, sei derweil empfohlen, kein endgültiges Urteil allein anhand des Staffelauftakts zu fällen.
Mit «Herr Eppert sucht ... Anschluss» startet ZDFneo am Donnerstag, dem 19. April, um 23.45 Uhr die zweite Staffel seiner Reportagereihe. Die Wochen darauf folgen Episoden zu den Themen Streit, Ruhe und Sicherheit.