Mit neuen Eigenproduktionen möchte RTL eine Alternative zu Krimis bieten und sich dem von vielen Fans bemängelten Problem zu kurzer Staffeln annehmen.
Wenn etwas den Erfolg der Ärzte-Comedy «Doctor's Diary» (Foto) trübte, dann die für deutsche Serien gewohnt niedrige Episodenzahl: Jede der drei Staffeln verfügte bloß über jeweils acht Folgen. Barbara Thielen, die Chefin des Fiction-Bereichs von RTL, erklärt in der aktuellen Ausgabe des Branchenmagazins „Blickpunkt: Film“, dass die kurzen Staffeln vieler deutscher Serien eine Nachwirkung der Kostenfrage seien. Deswegen denke man bei RTL derzeit „über die Entwicklung von kostengünstigeren Serien nach“, welche sich deswegen mit einer höheren Anzahl an Episoden produzieren ließen. „Im Sommer wollen wir in diesem Bereich erstmals pilotieren“, erklärt Thielen.
Im gleichen Zuge versuche RTL, vom die deutsche Serienlandschaft dominierenden Krimigenre abzukommen. Die Rückkehr der Sitcom «Der Lehrer» in Form einer 45-minütigen Serie (
wir berichteten) sei der erste Schritt in diese Richtung. Außerdem werden zwei neue Serien pilotiert, die „in der Tonalität“ an «Doctor's Diary» erinnern sollen und sich laut Thielen hoffentlich „genauso turbulent“ wie das Vorbild entwickeln. Simple Kopien der mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten Serie sollen diese jedoch nicht sein. Mit diesen Projekten hofft RTL, einen zweiten Serientag aufbauen zu können.
Komplett wird RTL dennoch nicht auf Krimis und Actionserien verzichten. So werden im Mai endlich die Dreharbeiten zu «Transporter: Die Serie» wieder aufgenommen. Im Oktober 2011 mussten diese abgebrochen werden, da sich Hauptdarsteller Chris Vance bei einem Drehunfall schwer verletzte. Trotzdem trüben diese Ereignisse nicht Thielens Einstellung gegenüber internationalen Koproduktionen. „Die Erfahrungen bei «Transporter» empfinde ich nicht als schlimm“, so die RTL-Fiction-Chefin (Foto). Weiter erklärt sie: „Wenn ich eine Geschichte habe, die so groß und aufwendig und damit so teuer ist, dass sie nur im finanziellen Miteinander mehrerer Partner bewältigt werden kann, macht eine Koproduktion durchaus Sinn.“ Die «Transporter»-Serie ist eine Koproduktion zwischen RTL, HBO, HBO Canada und dem französischen Sender M6. Regie führen unter anderem Stephen Williams («Lost») und Andy Mikita (die «Stargate»-Serien).
Im Bereich selbst produzierter Filme wird sich bei RTL vorerst nichts ändern. Als Grund dafür gibt Thielen auch die Erfahrungen an, die Sat.1 regelmäßig mit kleineren Produktionen macht: „Einen Movie-Tag für eigenproduzierte Filme, wie ihn Sat.1 hat, gibt es bei uns nicht. Den Tag, den wir für die Ausstrahlung von Movies zur Verfügung haben, ist der Sonntag, im Wechsel mit amerikanischen Spielfilmen. Und gegen eine starke Konkurrenz der anderen Sender ab und zu mal einen eigenproduzierten Film zu setzen, ergibt keinen Sinn.“ Deshalb beschränke sich RTL weiter auf wenige Eventfilme, darunter das Abenteuer «Jagd nach dem Bernsteinzimmer» sowie eine fiktionalisierte Nacherzählung des Flugunglücks in Ramstein.