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Der Fernsehfriedhof: Showkampf der Daily Soaps

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 186: Die geballte Soap-Power, mit der RTL den Showgiganten «Wetten, dass..?» bezwingen wollte.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines Zweikampfes, der, abgesehen vom Ausgang, an die Geschichte von „David und Goliath“ erinnerte.

Der «GZSZ Supercup» wurde am 20. Februar 1999 bei RTL geboren und entstand zu einer Zeit als, der ZDF-Showklassiker «Wetten, dass..?» noch regelmäßig Sehbeteiligungen jenseits der 15 Millionen Zuschauer erreichen konnte. Dies ärgerte verständlicherweise die anderen Sender, die sich stets vorsorglich aus einem ernsten Kampf mit Gottschalk zurückzogen und an einem solchen Abend lediglich B-Ware versendeten. Anfangs verhielt sich auch RTL nicht anders, schien sich daran aber immer mehr zu stören, denn kurz vor der Jahrtausendwende blies der Kanal zum Sturm auf die vermeintlich sichere ZDF-Festung. Der damalige RTL-Sprecher Frank Rendez begründete diesen Schritt mit den Worten: "Als Alternative bliebe uns nur das Testbild."

Weil der kommerzielle Sender ohnehin eher an jungen Zuschauern interessiert war, galt es vor allem diese vom ZDF abzuziehen. Damit dies gelang, bediente man sich beim stärksten hauseigenem Zugpferd für junges Publikum, nämlich der Daily Soap «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» (kurz «GZSZ»). Schließlich hätte diese laut Rendez über "Hardcore-Fans" verfügt, die alles über ihre Soap-Lieblinge aufsaugen würden. Um die erfolgreiche Marke wurde daher ein eigenes, jungwirkendes Showevent konzipiert, welches gegen Gottschalks betagtes Wettsofa bestehen sollte. Weil aber die Strahlkraft von «GZSZ» allein nicht auszureichen schien, wurden weitere populäre Soaps mit ins Boot geholt.

So traten in jeder Ausgabe drei Teams von drei Soaps im Wettstreit um den titelgebenden Cup gegeneinander an. Dabei handelte es sich meist um Vertreter der Serien «GZSZ», «Unter Uns» und «Verbotene Liebe», die praktischerweise alle von der Produktionsfirma Grundy hergestellt wurden, die auch für die Gameshow verantwortlich war. Besetzt wurden die Teams mit Darstellern aus den jeweiligen Formaten wie beispielsweise Raphael Vogt, Tokessa Möller-Martinius, Ralf Benson, Marina Mehlinger, Luca Zamperoni, Diana Staehly oder Ole Tillmann. Für sie galt es, sich gegen die Konkurrenten in Quizrunden, Gesangswettbewerben und Actionspielen durchzusetzen. Garniert wurden diese teilweise albernen Aktionen mit Auftritten weiterer Soap-Gesichter (z.B. Wolfgang Bahro, Sylvia Agnes Muc und Marco Girnth), mit Darbietungen von in der BRAVO-Generation beliebten Musikern (z.B. Sara@Tic Tac Two) sowie mit Einblicken in das Privatleben der anwesenden Darsteller.

Durch das stets etwas chaotisch wirkende Treiben führte der 25jährige Moderator Marco Ströhlein, der zuvor die Kindersendung «Tabaluga tivi» im ZDF präsentierte und damit das Alter seiner Zielgruppe nur wenig erhöhte. Die spontane, witzige und charmante Art des ehemaligen Animateurs und Warm-Uppers stellte eine angenehme Alternative zum selbstverliebten Gottschalk dar. Unterstützt wurde er von Nadine Dehmel, die zu jener Zeit als Nataly bei «GZSZ» zu sehen war.

Dass der «Supercup» keine großen Reichweiten erzeugen konnte, schien bereits vor dem Start einkalkuliert gewesen zu sein – insbesondere wegen der Tatsache, dass sich ausgerechnet zum Start des RTL-Duells der amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder bei «Wetten, dass..?» angekündigt hatte. "Ganz ehrlich. Uns war von vornherein klar, dass wir Gottschalks Dauerbrenner nicht aus den Angeln heben können. Mit unserer Sendung möchten wir junge Leute vorm Diskobesuch vor die Glotze locken", gab Ströhlein damals gegenüber dem Berliner Kurier zu. Daher verwunderte es auch nicht, dass die Reichweite der ersten Ausgabe nicht über 2,8 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 9,2 Prozent hinaus ging. Zum Vergleich: Gottschalk hatte an jenem Abend eine Sehbeteiligung von 18,06 Millionen Zuschauern und einen Marktanteil von 54 Prozent. In der anvisierten Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen kletterte der Wert des Soap-Kampfes dennoch auf beachtliche 23,1 Prozent. Auch wenn das ZDF zeitgleich einen doppelt so hohen Marktanteil erreichte, war dies als Achtungserfolg für RTL zu werten, weswegen eine zweite Ausgabe schon rund einen Monat später folgen sollte.

Doch bereits jetzt zeigte das Programm erste Abnutzungserscheinungen, denn in der Zielgruppe der unter 30jährigen sank der Marktanteil auf 15,9 Prozent ab. Zusammen mit «Wetten, dass..?» verabschiedete sich daher auch der «Supercup» in eine lange Sommerpause, in der stark an seinem Konzept gefeilt wurde.

Als die Sendung am 13. November 1999 zurückkehrte, versprachen die Macher, noch lockerer, flotter und frecher werden zu wollen. Dafür sollten Einspielfilme, die mit versteckter Kamera gedreht wurden, und die Verpflichtung von Comedians wie Hella von Sinnen, Jörg Knör, Ralph Morgenstern und Thomas Hackenberg sorgen. Zudem schien auch der bisherige Titel «GZSZ Supercup» angesichts der Beteiligung von anderen Serien für Verwirrung gesorgt zu haben. Daher flimmerte die neue Version nun mit dem Namen «RTL Soap Show - Wer gewinnt den GZSZ Super Cup?» über den Bildschirm. Eine Trendwende brachten die Änderungen dennoch nicht, denn die Quoten sanken weiter. Daher ließ der Sender RTL die Produktion noch ein letztes Mal gegen Gottschalk antreten, bevor er sie dann endgültig aus dem Programm verbannte.

Der «GZSZ Supercup» wurde am 11. Dezember 1999 beerdigt und erreichte ein Alter von vier Ausgaben. Die Show hinterließ den Moderator Marco Ströhlein, der nur wenige Monate später für RTL durch die wenig erfolgreiche «XXO – Fritz & Co.»-Kopie «Star Weekend» führte und dann zu Sat.1 wechselte. Dort versuchte er zunächst vergeblich mit der Spielshow «Ströhleins Experten» den täglichen Vorabend zu retten, bevor er ab dem Jahr 2003 die Neuauflage der legendären «Gong Show» präsentierte. Anschließend tauchte er nur noch vereinzelt als Gast in diversen Formaten (u.a. «Fort Boyard») auf. Aktuell ist er als Moderationstrainer tätig.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann einer Reihe mit echten Ärzten, echten Patienten, echten Fällen und einer echt miesen Quote.
12.04.2012 09:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/56054
Christian Richter

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