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Die Kritiker: «Tatort: Alles hat seinen Preis»

Inhalt
Der Berliner Taxiunternehmer Herbert Klemke wird erschlagen in seinem Büro aufgefunden. Die Ermittlungen der Kommissare Till Ritter und Felix Stark bringen schnell zutage, dass verschiedene Personen am Tatabend Streit mit Klemke hatten: sein ehemaliger Mitarbeiter Bülent Delikara, zum Beispiel, der von seinem Ex-Chef noch eine größere Summe Geld bekommt.

Oder Ziska Zuckowski: Sie führt mit ihrem Bruder Pit den mehr schlecht als recht laufenden Feinkostladen der Eltern weiter und konnte die ständig steigenden Nebenkosten ihres Vermieters Klemke nicht mehr aufbringen. Sie hat ein Motiv – ebenso wie Klemkes Tochter Dagmar, die mit dem Geld ihres Vaters eine Tauchschule in einem australischen Edel-Resort eröffnen wollte. Klemkes Sekretärin Edith Welziehn war ihrem Chef seit über 40 Jahren treu ergeben und ist nun über den menschlichen Verlust zutiefst erschüttert.

Bei den weiteren Ermittlungen entdecken die Kommissare, dass Klemkes Bankberaterin Christa Meinecke eigenmächtig Geldtransaktionen durchgeführt hat – unter anderem auch über Klemkes Konten. Frau Meinecke kennt sowohl Ziska Zuckowski als auch Dagmar Klemke seit Jahren und weiß um deren finanzielle Nöte und Sorgen. Und Klemke wiederum hatte herausgefunden, was Frau Meinecke hinter seinem Rücken tat und wollte sie am Tatabend zur Rede stellen.

Es gibt viele Verdächtige, aber sämtliche Spuren laufen ins Leere, denn alle möglichen Täter haben ein wasserdichtes Alibi. Dennoch sind sich Ritter und Stark absolut sicher: Sie müssen den Mörder in Klemkes direktem Umfeld suchen.

Darsteller
Dominic Raacke («Der Doc und die Hexe») ist Till Ritter
Boris Aljinovic («7 Zwerge - Männer allein im Wald») ist Felix Stark
Ernst-Georg Schwill («Es ist nicht vorbei») ist Lutz Weber
Nicolette Krebitz («Bandits») ist Dagmar Klemke
Renate Krößner («Vergiss dein Ende») ist Edith Welziehn
Alwara Höfels («Weihnachtsengel küsst man nicht») ist Ziska Zuckowski
Christian Blümel («SOKO Leipzig») ist Pit Zuckowski
Tatjana Blacher («Die Samenhändlerin») ist Christa Meinecke
Oktay Özdemir («Der Mann, der alles kann») ist Bülent Delikara
Steve Windolf («SOKO Köln») ist Gerd Fröse
Aleksander Jovanovich («Der Mann, der alles kann») ist Ben Teenstraat
u.a.

Kritik
Ungewöhnlich melancholisch und sehr ruhig präsentiert sich der neueste Berliner «Tatort» vom rbb. Der Mordfall wird in eine klassische „who-dunnit“-Geschichte verpackt, drumherum basteln die Drehbuchautoren Michael Gantenberg («Henker & Richter») und Hartmut Block («Unter Verdacht») gemeinsam mit Regisseur Florian Kern («Die Draufgänger») eine interessante und zeitgemäße Geschichte aus dem Dunstkreis der weltweiten Finanzkrise und dem damit einhergehenden gesellschaftlichen Notstand. Weitere Themen, denen sich der Film annimmt, sind die der zunehmenden Vereinsamung und der machbaren und unerreichbaren Zukunftsträume.

Klingt alles ein wenig ungewöhnlich für einen «Tatort», ist es im Endeffekt auch. Der Mordfall an sich ist verschachtelt genug, die Tätersuche läuft parallel ab, indem sich die Kommissare Ritter und Stark aufteilen und jeder seiner eigenen Nase folgt. Trotzdem ist die Methode ungewöhnlich für die Reihe, es ist ab und an aber auch mal an der Zeit, mit den tausendmal gesehenen Konventionen des Klassikers zu brechen. Die langen Verhör- und Dialogszenen wechseln sich gekonnt mit den ästhetischen Bildern ab und so mancher der eingangs so dröge scheinenden Dialoge entpuppt sich später als spannend und klug.

Dass „Alles hat seinen Preis“ das unterhaltsame Niveau der Reihe trotzdem halten kann, liegt nicht zuletzt an den hervorragenden Gaststars des Films. Nicolette Krebitz überzeugt als unnahbare und teils recht barsche Erbin, auch Renate Krößner als Sekretärin des Opfers liefert eine recht ansehnliche Arbeit ab. Aber was wäre der Berliner «Tatort» letztlich ohne die Scharmützel der beiden Kommissare? Seit 2001 ermitteln sie nun schon in der Hauptstadt, dennoch haben sich die Zankereien und diversen anderen Einfälle der Autoren nicht abgenutzt. Auch im aktuellen Fall haben die Verantwortlichen hinter der Kamera wieder den einen oder anderen originellen Einfall. Gleich zu Beginn warten sie mit einem interessanten Duell der beiden im morgendlichen Berufsverkehr auf.

Am Ende ist ein sehr unterhaltsamer und interessanter TV-Krimi herausgekommen, der der Reihe gut tut und den Zuschauer auch mal ein wenig nachdenklich zurücklässt. Originell, eigenwillig und auch hier und da augenzwinkernd. Ein gelungenes «Tatort»-Debüt für Regisseur Florian Kern.

Das Erste zeigt den rbb-«Tatort» am Sonntag, den 01.04.2012, um 20:15 Uhr.
30.03.2012 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/55831
Torben Gebhardt

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Tatort

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