Es ist schon jetzt ein Highlight des TV-Jahres 2012. Claus Kleber durfte ein Interview mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad in Teheran führen.
Für Claus Kleber dürfte es wohl in seiner Karriere ebenfalls ein Höhepunkt sein. Über Jahre hat man beim ZDF versucht ein Gespräch ohne vorher abgestimmte Fragen zu bekommen. Sehr unerwartet für das Publikum kam es nun zustande. Dafür muss man dem ZDF und Claus Kleber Respekt zollen.
Nur sollten wir uns für meine Kritik auch nach den Begrifflichkeiten fragen. Was ist ein Interview? Für mich ist das ein Gespräch. Man bereitet sich extrem gut auf alle Themen vor, versucht neue Ansichten des Gesprächspartners zu entlocken. Im Falle eines Konflikts wird es natürlich zu einem Schachspiel. Vielleicht möchte mein Gast diese Bühne für seine Propaganda nutzen. Ich muss also auf der Hut sein. Vielleicht muss ich ihn unterbrechen, nachfragen, verstehen wollen und muss auch selber flexibel sein.
Claus Kleber wird nun gefeiert. Er darf sich für sein Interview feiern lassen. Nur leider war es für mich kein gutes Interview. Man muss sich das Interview einfach einmal ganz ansehen. Kleber hakt selten nach, lässt den iranischen Präsidenten über viele Minuten antworten, selbst neue Fragen eröffnen und wartet dann wieder Minuten. Er versucht geradezu den Präsidenten extrem lange reden zu lassen. Legitim aber doch nicht schlau?
Am Ende habe ich kaum neue Erkenntnisse gewonnen. Vielmehr ist es eines dieser typischen Interviews. Vor jedem Krieg gab es diese Interviews. Man stellt den Politiker als Diktator dar. Vielmehr ist es oft das letzte große Bild von einem dieser Herren gewesen. Was mich gewundert hat? Ich habe den iranischen Präsidenten als sehr ruhigen Mann empfunden. Als sehr cleveren Interviewpartner. Gewählt in seinen Worten. Die Fragen waren vorher nicht abgestimmt? Oh Jubel! Dafür hat Mahmud Ahmadinedschad sich 95 Prozent der Fragen selbst stellen dürfen. Das ist ja noch besser als ein Skript. Und Kleber? Fast still. Unterbricht selten und will stets nur eine Antwort. Warum lassen Sie die Inspektoren nicht rein? Bauen Sie eine Bombe?
Würde Mahmud Ahmadinedschad jemals auf diese Frage antworten? Darauf antwortet er sicher nicht einmal der Kanzlerin ehrlich. Das ist Politik. Vielmehr sollte ein Journalist wie Kleber dann versuchen über das Gespräch zu neuen Aussagen zu kommen. Doch was macht Kleber nun? Das war wirklich unfassbar für mich. Er erhebt sich als Macht. Er stellt sich auf die Ebene der Politik. Das deutsche Volk erwarte von ihm Antworten in der Heimat. Das deutsche Volk erwartet Antworten in Fragen der Weltpolitik von Claus Kleber? Ist er mittlerweile Mitglied der Bundesregierung? Ist das ZDF Teil der Koalition? Für mich ist Claus Kleber ein sehr guter Nachrichtensprecher. Ein Journalist. Stattdessen erhebt er sich in dieser Situation zum Retter der Menschheit. Mit diesem Interview könne Mahmud Ahmadinedschad einen Krieg abwenden. Er müsse einfach nur dem Claus antworten. Ganz ehrlich? Das klingt für mich leicht größenwahnsinnig. Nicht einmal einem Westerwelle würde ich eine solche Stellung zuweisen. Achten Sie bitte darauf. Claus Kleber spricht im Gespräch auf einmal von Europa und wirkt wie ein selbsternannter Abgesandter der Europäischen Union. Als ob ein Interview mit Cleber um dem ZDF diesen Konflikt endgültig lösen könne. Vielleicht soll er Claus Kleber und dem ZDF nun auch noch die unteriridischen Anlagen zeigen? Ist das seine Aufgabe? Oder sollte er vielleicht doch nur ein großes Interview führen?
Ich bin kein Freund von Diktatoren. Mahmud Ahmadinedschad wird wahrscheinlich nicht einmal mehr lange Präsident sein. Leider hat er nur auf das Gespräch bezogen einen gewitzteren Eindruck gemacht. Er wirkte zu keinem Zeitpunkt herausgefordert. Vielleicht ist Claus Kleber halt doch kein abgesandter Politiker der EU. Vielleicht ist er doch ein besserer Nachrichtensprecher.
Ihr Rob Vegas
25.03.2012 16:35 Uhr
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Rob Vegas