Story
Über mangelnde Arbeit kann sich die „Chefin“ Vera Lanz wirklich nicht beschweren. Mitten im Vorstellungsgespräch mit ihrem potenziellen neuen Kollegen Jan Trompeter erreicht Lanz die Nachricht einer vom Balkon gestürzten Frau. Die 24-jährige Kim ist auf der Stelle tot, alles deutet auf einen Selbstmord hin – zunächst.
Die Verunglückte war die Tochter des erfolgreichen Wirtes Michael Landauer und studierte an der Journalistenschule. Dabei steckte sie ihre Nase für eine gute Story gerne mal zu tief in andere Angelegenheiten. Einen Skandal witterte sie in den Machenschaften des Politikers Koch. Nutzte sie die Beziehung zu dessen Sohn Florian lediglich aus, um an unaufgedeckte Details zu gelangen? Der von Kim verlassene Florian hat jedenfalls ein Motiv und wird von der Hauptkommissarin verdächtigt, seine Freundin von der Brüstung gestoßen zu haben. Der Vater der Toten sieht die Schuld allerdings in einem ehemaligen Geschäftspartner. Lanz und ihr neuer Partner stehen vor einer schwierigen Aufgabe.
Darsteller
Katharina Böhm («Mord in bester Familie») ist Vera Lanz
Stefan Rudolf («Offroad») ist Jan Trompeter
Ludwig Blochberger («Tango») ist Florian Koch
Fritz Karl («Der Sommer der Gaukler») ist Michael Landauer
Max Hegewald («Der Mauerschütze») ist Max Koch
Stephan Kampwirth («Verschollen am Kap») ist Marc Berger
Martin Umbach («Keiner geht verloren») ist Karsten Seitz
Jürgen Tonkel («Die Braut im Schnee») ist Paul Böhmer
Kritik
Ein Novum für das ZDF: Zum ersten Mal ermittelt eine Frau als Hauptkommissarin in einem Freitagskrimi. Und mit Katharina Böhm hat man scheinbar die perfekte Schauspielerin für die Rolle der Vera Lanz gefunden. Aber nicht nur bei der Darstellerauswahl lagen die Filmemacher richtig, auch das Drehbuch und die Inszenierung des Auftaktfilms der Reihe können überzeugen.
In eine Stunde bringt Drehbuchautor Orkun Ertener («KDD – Kriminaldauerdienst») viel unter. Die relativ simple Grundgeschichte erreicht durch die verschiedensten Abzweigungen eine gewisse Komplexität, die jedoch stets nachvollziehbar bleibt. Mitunter wird es ein wenig verworren, den Überblick behält der Zuschauer dennoch weitestgehend. Das Ensemble um Hauptakteurin Böhm verhilft der Story zur nötigen Authentizität. Ob launiger Polizeikollege oder ängstlicher Sohn, die Beteiligten verstehen ihr Handwerk und lassen das im Film auch zur Geltung kommen.
Ein bisschen mehr Hintergrundwissen hätte man sich am ehesten noch für den neuen Partner von Vera Lanz gewünscht. Während die Hauptkommissarin im Verlauf der Ermittlungen ein immer detailreicheres Profil bekommt, bleibt der Neuling Trompeter etwas blass. Wie seine Erdnüsse futternde Chefin erhält auch Trompeter von Autor Ertener einen wiederkehrenden Tick. Sein Nachname würde zwar wie der des Musikers geschrieben, aber bitte doch „Trompetter“ ausgesprochen. Solche charmanten Einfälle bringen zum richtigen Zeitpunkt den Humor ins Spiel, zur reinen Lachsalve verkommt das Werk von Regisseur Maris Pfeiffer («SOKO Leipzig») dabei niemals.
Die Mischung aus Witz, Spannung und ruhigeren Momenten macht den Kriminalfall zu einem unterhaltsamen und kurzweiligen Fernsehvergnügen. Das gegensätzliche Ermittlerteam kann alle Sympathien verbuchen. Der neckische Umgang untereinander gelingt den beiden hervorragend, dennoch wird dabei nie die Ernsthaftigkeit der Untersuchungen außen vor gelassen. Wir dürfen gespannt sein, was sich zwischen der sexy Kommissarin und dem durchtrainierten Jungspund in den weiteren Ausgaben der «Chefin» noch ereignet. Erste Anzeichen für eine intensivere Beziehung kommen bereits in der ersten von insgesamt vier Episoden zum Vorschein.
Ganz frei von Klischees (Sex im Büro) ist der Krimi zwar nicht, allerdings werden diese nur kurz behandelt und fallen somit kaum auf. Glaubwürdigkeit einbüßen muss dann aber das teils dramatische Finale, welches an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird. Hier schlägt der bisherige Weg einen merkwürdig anmutenden Pfad ein. So richtig wahrhaben kann man die Auflösung dann doch nicht. Trotz des eher unbefriedigenden Endes präsentiert Pfeiffer einen unaufgeregten, gut inszeniert und gespielten Fernsehfilm. Die teilweise unkonventionellen Bilder mit dem harmonierenden Score ergänzen sich zum tollen Cast und einer spannend erzählten Geschichte. Vera Lanz wird in den kommenden drei Ausgaben der «Chefin» neben Erdnüssen sicherlich einige härtere Exemplare knacken müssen. Die Vorfreude darauf wurde mit «Enthüllung» erfolgreich gesteigert.
Das ZDF strahlt «Die Chefin: Enthüllung» am Freitag, den 24. Februar, um 20.15 Uhr aus.