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Volker Herres antwortet Rob Vegas

Die Medien sind wirklich ein Kunstflugzeug. Eigentlich eine Industrie. Handwerk. Und doch ist es ein verrücktes Gewerbe.

In Ihrer Welt als Leser von Quotenmeter.de dürften es am Ende dieser Kolumne vielleicht nur die paar Zeilen von einem Chef der «ARD» sein. In meiner Welt ist es sehr viel mehr. Gestern einigten sich Angela Merkel und Co. auf einen Bundespräsidenten namens Joachim Gauck. Er war überrascht, verwirrt und doch glücklich. Ich möchte mir ein Beispiel daran nehmen. Denn ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll. Bin verwirrt und glücklich zugleich.

Doch erzählen wir ruhig einmal die ganze Geschichte. Ein junger Internet-Showmaster aus Ostwestfalen veröffentlichte gestern hier seine Kolumne. Geschrieben daheim in Oerlinghausen bei Bielefeld. Keine Kritik, kein Film und keine Schelte gegen ein Format eines Senders. Vielmehr schrieb ich dem Chef der «ARD» einen offenen Wunsch. Ich wünschte mir von Volker Herres einen Film im Nachtprogramm zu meinem Geburtstag.
Verrückte Idee, oder? Sollte Ihnen Freude machen zu lesen. Wer macht das schon? Einfach einmal dem Chef von Günther Jauch einen Wunsch abringen? Es handelte sich dabei um den Film «Mad Pilot». Eine Kindheitserinnerung von mir. Mein Vater brachte ihn auf VHS mit und wir Kinder schauten uns den Piloten in der Pitts Special unzählige Male an. Nur gibt es den Film heute nicht mehr. Wünschen wir uns ihn also von dem Sender. Die haben einen besonderen Zugriff auf die Filme und können auch alte Klamotten in der Nacht senden.

Nur konnte ich eine Antwort erwarten? Sicher nicht. Es war einfach ein kruder Gedanke wie damals Schmidt auf Twitter zu imitieren und damit die komplette Medienlandschaft zu überlisten. Planen kann man derlei Aktionen nicht. So gehört diese Geschichte zu den verrückten Blüten des Internetzeitalters.
Die Wege sind erstaunlich kurz geworden. Man muss es nur begreifen. Stars, Politiker, Firmen, Persönlichkeiten und der Chef der ARD sind oft nur einen Klick weit entfernt. Vor allem aber darf ich diese Geschichte erzählen. Die besten Geschichten darf man in der Medienwelt leider oft nicht erzählen.

Ich bin ein junger Moderator, der Videos als Show auf YouTube veröffentlicht. Die Rob Vegas Show. Damit konnte ich bisher 2 Millionen Zuschauer erreichen. Nur selbst in diesem Rahmen legt man sich schnell mit Mächten an, welche der Berater von der Rechtschutzversicherung besser nie hören mag. Es ist mittlerweile Stoff für zwei Bücher. Dunkle Kapitel mit abgewendeten Klagen. Oder schöne Geschichten. Wie ich bei der Deutschen Welle drei Piloten und Moderatoren überlebt habe. Mich bei der Pressekonferenz zu Harald Schmidt beim WDR einschlich, oder wie Frau Schreinemakers mich an einem Sonntag nach Belgien in ihre Villa einlud. Wie wir da bei Sonnenschein quatschten und sie mir selbstgemachten Erdbeerquark servierte. Das ist oftmals eine absurde und verrückte Welt. Für einen konservativen Ostwestfalen wie mich ein großes Haifischbecken.

Die Geschichte mit Volker Herres gehört da zu den schönen Seiten. Die Redaktion von Quotenmeter.de erhielt heute eine Anfrage. Die «ARD» bräuchte dringend meine Kontaktadresse. Sollte ich etwa schon wieder Angst haben müssen? Gerade erst hatte ich doch herzhaft in mein Mettbrötchen gebissen. Nur kam es anders. Volker Herres wollte mir schreiben. Der Chef der «ARD». Für Sie als Leser mag vielleicht Günther Jauch interessanter sein. Nur wer ist Günni im Vergleich zu seinem Chef? Mir hat nicht Herr Jauch geantwortet, sondern sein Vorgesetzter. Volker Herres. Der Mann hat sicherlich genug zu tun. Presseclub moderiert er Sonntag auch noch. Und genau dieser Mann hat sich für mich schlau gemacht. Hat meine Zeilen gelesen und nachgesehen. Hat sich die Zeit genommen mir den kleinen Wunsch zu erfüllen. In seinem persönlichen Auftrag schrieb mir die ARD nun folgende Zeilen:

Lieber Herr Vegas,
im Auftrag von Herrn Herres, hier seine Antwort:

„Als öffentlich-rechtlicher Sender sind wir für alle da – auch für Geburtstagswünsche eines einzelnen Redakteurs. Allerdings, so leid es mir tut, kann ich Ihren Wunsch nicht erfüllen: “Mad Pilot” ist nicht in unserem Lizenzstock vorhanden und wird – so das Ergebnis unserer Recherche – auch nicht auf dem Markt angeboten. Ich hoffe, Sie können Ihren Geburtstag auch ohne diesen Film gebührlich feiern!“

Beste Grüße,


Den Namen der netten Schreiberin will ich nun nicht öffentlich machen. Das ist nicht nötig. Ich danke ihr und natürlich Herrn Herres. In meiner Welt ist es ein wunderschönes Beispiel für moderne Kommunikation. Es braucht dazu kein Twitter, Skype, oder Facebook. Es braucht die Lust dazu am Netz. Keine Ängste zu haben. Herr Herres scheint jene Lust zu haben. Falls ich ihn, wie in meiner Kolumne beschrieben, ein drittes Mal sehen sollte, so kann ich nun Herrn Herres persönlich danken. Habe ein Thema für ein Gespräch und werde ihn wohl gar meinen verrückten Piloten nennen dürfen. Und jener verrückte Pilot kennt nun den Ostwestfalen Rob Vegas. Das kann wohl heute nur das Internet.

Vielleicht arbeiten Sie und ich in einer komischen Industrie. Vielleicht ist sie manchmal absurd. Wahrscheinlich rege ich mich kommende Woche wieder über RTL auf und Herr Herres muss sich mit Griechenland im Presseclub plagen. Nur schreibt diese Welt auch tolle Geschichten.

Diese Geschichte ist eine davon.

Herzlichen Dank.

Ihr

Rob Vegas
20.02.2012 14:28 Uhr Kurz-URL: qmde.de/55076
Rob Vegas

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Tags

Volker Herres ARD Rob Vegas Brief Rob Vegas Mad Pilot Sender Medien Geschichte

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