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Die Kino-Kritiker: «Underworld Awakening 3D»

Werwölfe werden wieder bekämpft: Erneut geht Selene auf Jagd.

Acht Jahre ist es bereits her, dass sich Kate Beckinsale zum ersten Mal als Vampir-Kriegerin Selene in den schwarzen, hautengen Latexanzug zwängte und es sich fortan zur Aufgabe machte, Werwölfe, die Lykaner, zu bekämpfen. Mittlerweile sind im Drei-Jahres-Takt drei Fortsetzungen entstanden. Der aktuelle Film, der zum ersten Mal in 3D gedreht wurde, stieg in den USA fulminant auf dem ersten Platz der Kinocharts ein. Am ersten Wochenende spielte das Erwachen der Unterwelt rund 25 Millionen US-Dollar ein und übertrumpfte damit seinen direkten Vorgänger. Ein Ergebnis, welches sicherlich nicht zuletzt auf die erhöhten Ticketpreise für 3D-Vorstellungen zurückgehen dürfte. Ein weiterer Erfolgsfaktor – und damit ein Glücksfall für die 80 Millionen Dollar teure Produktion – dürfte die Rückkehr von Kate Beckinsale als Hauptfigur sein. Beckinsale agiert hier zum ersten Mal nicht unter der Regie des «Underworld»-Schöpfers und -Regisseurs Len Wiseman, macht ihre Sache aber, wie zu erwarten, auch zum dritten Mal ordentlich und tritt im engen Schwarzen nach wie vor ungeheuer sexy auf.

Nach 15 Jahren in Gefangenschaft erwacht Selene aus dem Koma und kann aus der Klinik, in der sie festgehalten wird, entkommen. Mit Entsetzen muss sie feststellen, dass sich in der Zeit ihrer Abwesenheit die Welt verändert hat. Waren es damals die gefährlichen Lykaner, die die Existenz der Vampire bedrohten, sind es nun die Menschen, die dabei sind, die Vampir- und Lykaner-Clans auszurotten. Und auch die Suche nach Selenes großer Liebe, Hybrid Michael, ist nahezu aussichtslos. Bis Selene plötzlich ein Mädchen findet, die ebenso wie ihr Vater halb Werwolf und halb Vampir ist: ihre eigene Tochter Eve.

Schon bald sind nicht nur die Lykaner hinter dem Mädchen her. Dem größenwahnsinnigen Dr. Jacob Lane (Stephen Rea, «Stuck», «V wie Vendetta»), der in seiner Klinik resistente Super-Lykaner erschafft, fällt Werwolf-Vampirin Eve durch einen unglücklichen Umstand in die Hände. Zusammen mit ihren neuen Verbündeten setzt Selene alles daran, ihre Tochter aus den Fängen des skrupellosen Arztes zu befreien. Doch auch die Menschen sitzen den verfeindeten Clans mit geladenen Pistolen im Nacken…

Nachdem «Underworld: Aufstand der Lykaner» wegen Beckinsales Ausstieg auf einen zeitlichen Rücksprung in der Geschichte gesetzt hatte, verlegte der Erfinder und Drehbuchautor der Reihe, Len Wiseman, die Handlung diesmal 15 Jahre in die Zukunft. Auf die Hauptfigur muss der Zuschauer diesmal nicht verzichten. Sie habe sich eine Rückkehr zum «Underworld»-Franchise gut überlegt, so Beckinsale, es sei jedoch eine logische Konsequenz gewesen, zuzusagen, weil "es eine lebensverändernde Rolle für mich war, deswegen war ich sehr zugeneigt." Ein angemessenes Honorar dürfte die 39-jährige Schauspielerin für diese Erkenntnis auch erhalten haben. Der andere alte Bekannte kehrt aber auch mit dem neuesten Abenteuer nicht auf die Leinwand zurück: Scott Speedman, der in den ersten beiden «Underworld»-Filmen Selenes Liebe Michael verkörperte, wird im neuen Ableger zwar thematisch behandelt, allerdings nahezu aus dem Off. In der Geschichte, die eher als Mittel zum Zweck statt als verständliche Story dient, fällt der Wegfall Speedmans jedoch kaum ins Gewicht. Vielmehr gibt es in der äußerst knappen Laufzeit von gerade einmal 78 Minuten ohne Abspann ohnehin wenige Möglichkeiten, alle Charaktere tiefgründig aufzubauen. Für einige bekannte Figuren wie Selene ist das natürlich auch nicht mehr nötig, bei einigen anderen wie David oder Dr. Jacob Lane wäre etwas mehr Hintergrundwissen aber wünschenswert gewesen. Michael Ealy, der Detective Sebastian verkörpert, darf nicht mal ansatzweise sein Talent unter Beweis stellen. Seine Leinwandpräsenz lässt sich an einer Hand abzählen.

Nach Len Wiseman und Patrick Tatopoulos übernahm die Inszenierung diesmal das schwedische Regie-Duo Måns Mårlind und Björn Stein, die nach «Shelter» erneut zusammen arbeiteten. Die beiden lassen es von Beginn an ordentlich krachen, setzen in ihrer kurzen in 2D gehaltenen Rückschau auf die «Underworld»-Vergangenheit und der folgenden Einleitung auf rasante, teils hektische Schnitte, flackernde Lichter und lautstarke Geräuschkulisse. Ein Stil, der sich gerade in Anbetracht der immerzu aussetzenden Lampen durch den ganzen Film zieht und stellenweise aufs Gemüt schlägt. Bis auf das wenige Licht präsentiert sich auch der vierte Teil wie die Hauptdarstellerin gehüllt in Schwarz. Geballert wird hier ohne Unterlass von allen Seiten, das Blut spritzt aus jeder offenen Wunde, Knochen springen aus der Haut, Köpfe werden abgehackt. Die Freiwillige Selbstkontrolle muss einen guten Tag erwischt haben, als sie dem düsteren Werk einen "Freigegeben ab 16"-Stempel aufdrückte. Freunde von Splatter kommen ebenso auf ihre Kosten wie Sympathisanten der doch etwas altmodisch anmutenden Werwölfe. Was sich bei den normal gewachsenen Wesen der Lykaner-Spezies noch im Rahmen hält, kann bei den mutierten Riesenwölfen nicht verschleiert werden: Die Gegner der Vampire sind grundhässlich und könnten gerade aus einer Kostümkiste aus den 50er Jahren entstiegen sein. Hier hätten sich die Macher, gerade weil nun auch die dritte Dimension hinzugekommen ist, etwas mehr Mühe geben können. Und niemandem kann man es verübeln, wenn er sich bei Anblick des kleinen Hybrid-Mädchens an ein boshaftes Gör mit schwarzen ins Gesicht hängenden Haaren aus einem Film mit einem Ring erinnert fühlt.

Bei einer derart kurzen Filmlänge (umgerechnet flossen in eine Filmminute knapp 1 Millionen Dollar Budget!) bleibt für Verschnaufpausen keine Zeit, was den Regisseuren positiv anzurechnen ist. Leerlauf stellt sich lediglich in kurzen Momenten ein, die dann aber gleich darauf mit einer geballten Ladung Kampf- und Actionszenen ausgeglichen werden. Dass Mårlind und Stein sich den Regiestuhl nicht teilten, sondern jeweils täglich abwechselnd alleine besetzten, ist dem Gezeigten nicht anzumerken. Ob auf die angewandte 3D-Technik auch hätte verzichtet werden können, liegt wohl einmal mehr im Geschmack des Zuschauers. Überzeugend kommt die zusätzliche Dimension bei aus der Leinwand fliegenden Bomben und Messern sowie bei den bei Explosionen ansehnliche Tiefe erzeugenden Staubpartikeln zum Einsatz. Auf die restlichen Szenen hat der Zusatz allerdings kaum eine effektvolle Wirkung.

Mit «Underworld: Awakening» dürfte auch hierzulande das Konzept der Macher voll aufgehen. Mit Kate Beckinsale konnte das Aushängeschild der Filmreihe zurückgewonnen werden; für Fans werden sich die sicherlich nicht allzu hohen Erwartungen zufriedenstellend erfüllen. Rasantes, actionlastiges Popcornkino mit teils heftigen Gore-Szenen und einem ziemlich abrupt aufkommenden Finale mit dem – ohne zu viel zu verraten – fast schon unumgänglichen Cliffhanger. Freunde von Selene werden nach dem eher schwachen dritten Teil frohen Mutes aus dem Kinosaal kommen. Diejenigen, die noch nie etwas mit der Vampir- und Lykaner-Geschichte anfangen konnten, sollten sich einen Besuch gut überlegen.

«Underworld Awakening 3D» ist ab Donnerstag, 2. Februar 2012, in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen.
31.01.2012 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/54682
Janosch Leuffen

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Underworld Awakening

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