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Manche Filme sind mehr als nur ein Augenschmaus: Quotenmeter.de präsentiert zehn Fälle, in denen das Filmerlebnis auch ein Genuss für die Ohren ist.
Film ist ein audiovisuelles Medium. Nicht nur einige ikonische Bilder brennen sich in das kollektive Gedächtnis ein, sondern auch eingängige Filmmelodien verlassen nicht so schnell die Erinnerung der Kinogänger. Filmmusik darf also keinesfalls unterschätzt werden. Auch letztes Jahr profitierten wieder einmal einige Produktionen vom Talent ihrer Komponisten, selbst wenn sich das Publikum dem nicht immer bewusst war.
Deshalb blickt Quotenmeter.de in chronologischer Reihenfolge auf das deutsche Kinojahr zurück und präsentiert in seinem letzten Blick zurück auf 2011 die zehn besten Kino-Soundtracks des Jahres.
«Black Swan» (Clint Mansell)
Darren Aronofskys Kreuzung aus Psychothriller und Künstlerdrama erzählt von einer jungen Ballerina, die unter den Belastungen ihrer Hauptrolle in einer Neuinszenierung von «Schwanensee» zusammenbricht und den Bezug zur Realität verliert. Komponist Clint Mansell, der die Musik zu sämtlichen Regiearbeiten Aronofskys verfasste, untermalt diese Geschichte stimmig mit technisch perfekten, fast schon zu makellosen Ausschnitten aus Tchaikovskys klassischem Ballett. Diese werden von manischen, unkontrollierten Klängen übernommen und letztlich zu schaurigen Albtraumstücken pervertiert. Mit seinem intensiven Gebrauch von unwirklich klingenden Synthesizern und angespannten Streichern ist der Score zu «Black Swan» eine hypnotische Tortur, die aufgrund ihrer auf Tchaikovsky zurückgreifenden Momente voller Grazie allerdings nicht für den Academy Award nominiert werden konnte. Mansells Stücke sind zwar originell, galten aber nicht als „Original“.
Anspieltipps: „Nina's Dream“, „A New Swan Queen“, „Power, Seduction, Cries“, „Night Of Terror“, „It's My Time“, „Perfection“
«127 Hours» (A. R. Rahman)
A. R. Rahman schrieb bereits die Begleitmusik zu Danny Boyles mehrfach Oscar-prämierten «Slumdog Millionär», den er sowohl mit dramatischen, als auch frohlockenden Melodien unterlegte. Diese Zusammenarbeit zwischen Boyle und Rahman qualifizierte den indischen Musiker auch für Boyles «127 Hours», in dem James Franco einen abenteuerlustigen, jungen Erwachsenen mimt, der seine Risikoliebe in einem Moment der Unachtsamkeit teuer bezahlen muss. Rahman nahm die Herausforderung an, in seiner Musik sowohl das Freiheitsgefühl von Abenteuerausflügen, als auch die beängstigende Enge eines Canyons einzufangen. Dies hätte leicht in einen schizophrenen Score münden können, doch unter Verwendung heroischer Gitarrenriffs, esoterischer Holzbläser und atmosphärisch ambivalenter Streicher gelang ihm ein vollkommen verdient für den Oscar nominierter Score, den Boyle in «127 Hours» mit denkwürdig ausgewählten Songs unterfüttert.
Anspieltipps: „Never Hear Surf Music Again“, „Touch of the Sun“, „Liberation in a Dream“, „Liberation“
«Rango» (Hans Zimmer)
Hans Zimmers Filmmusik für den schrägen Animations-Western «Rango» ist ein wahrlich verschrobener Genre-Cocktail. Mexikanische Folkmusik, knallharte Spaghetti-Western-Atmosphäre und verspielte Einsätze der berühmt-berüchtigten südamerikanischen Panflöte vereinen sich zu einem sonderbaren Score. Ganz so, wie es einer abstrusen Western-Hommage mit einem unter Selbstfindungsproblemen leidenden Chamäleon in der Hauptrolle gebührt. Neben einzigartigen Neukompositionen mischt Zimmer in einem Kernstück des Soundtracks auch munter deutsche Klassik (namentlich „An der schönen, blauen Donau“ und den Walkürenritt) durcheinander, und all das in einem Banjo-lastigen Country-Stil. In einem weiteren Track spielt Zimmer auf sein Stück „Parlay“ aus «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» an, welches wiederum eine groß angelegte Ennio-Morricone-Hommage ist. Diese Reinkarnation der älteren Zimmer-Komposition ist jedoch komödiantischer veranlagt als ihr epochaleres Piraten-Vorbild. Und im Abspann erweckt Zimmer sogar Erinnerungen an «Pulp Fiction», Surferrock sowie die Mariachi-Klänge der Mexiko-Trilogie von Tarantinos Kumpel Robert Rodriguez.
Anspieltipps: „Rango Suite“, „Lizard for Lunch“, „We Ride, Really!“, „Bats“, „Rango Returns“, „Walk Don't Rango“
«Sucker Punch» (Various Artists)
Schon in «Watchmen» bewies Zack Snyder, dass er ein hervorragendes Händchen dafür hat, nicht nur eine denkwürdige Songsammlung für seine Soundtracks zu erstellen, sondern diese Musikstücke auch stimmig in den Film zu integrieren. Diese Kunst geht vielen modernen Regisseuren leider völlig ab, ihr Sammelsurium an Klassikern, Kleinoden und modernen Chartbreakern wirkt meistens eher wahllos in die Handlung getackert. Mit seinem persönlichen Traumprojekt «Sucker Punch» übertraf sich Snyder zumindest in Sachen Musikauswahl selbst: Er ließ Hauptdarstellerin Emily Browning drei Lieder, darunter den New-Wave-Klassiker „Sweet Dreams“, mit zarter, leicht verängstigter Stimme neu einsingen. So schuf Snyder das perfekte Klangbett für seine hypnotische Reise in den Verstand eines jungen Mädchens, das in einer Irrenanstalt festgehalten wird.
Anspieltipps: „Sweet Dreams (Are Made of This)“, „I Want It All / We Will Rock You Mash-Up“, „Where Is My Mind?“, „Love Is The Drug“
«Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» (Hans Zimmer & Rodrigo y Gabriela)
Fortsetzungen zu Produktionen mit einem ikonischen Soundtrack haben es generell nicht sonderlich einfach. Sie sollen Neues bieten, und dennoch der zuvor geprägten Linie treu bleiben. Die Soundtracks zu den Fortsetzungen von «Fluch der Karibik» fanden diese schwer erreichbare Balance mit spielerisch scheinender Leichtigkeit. «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» hingegen tat sich darin schwerer. Trotz kreativer Hilfe des mexikanischen Gitarrenduos Rodrigo y Gabriela bedient sich die Filmmusik des vierten «Pirates of the Caribbean»-Films ausschweifend bei bereits etablierten Themen. Dies enttäuschte einige Fans und Kritiker, da sie sich eine größere klangliche Eigenständigkeit wünschten. Die Verwendungen alter Melodien geht im Film jedoch über bloßes Wiederholen hinaus, mehrfach werden die komplett umarrangierten Stücke genutzt, um mit den Erwartungen der Fans zu spielen. Wenn man zum Beispiel «He's a Pirate» erstmals mit kraftvoller Flamenco-Gitarre gehört hat, kann man sich schwer vorstellen, dass es jemals anders klang. Bei all dieser Spielerei gingen die neuen Stücke, etwa das komplexe und sinnlich-bedrohliche Meerjungfrauen-Motiv, in ihrer Wirkung leider unter. Hans Zimmer selbst sagte einige Monate nach Kinostart in einem Interview, er wäre enttäuscht, dass die Produzenten ihm nicht erlaubten, mehr neues Material unterzubringen. Dessen ungeachtet ist die Filmmusik zu «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» noch immer ein Highlight des Kinojahres 2011. Sie gewinnt zwar keinesfalls einen Originalitätspreis, untermalt den Film aber stimmig und überzeugt dank feurigem Flamenco-Einschlag auch in Albenform. Für Teil 5 darf's dann aber gerne wieder mutiger werden.
Anspieltipps: „Angelica“, „Mutiny“, „The Pirate That Should Not Be“, „Mermaids“, „Palm Tree Escape“, „On Stranger Tides“, „End Credits“
Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Soundtracks ebenfalls zu den besten des Jahres gehören.