Inhalt
Razzia in der Neubausiedlung: Zwei Teams des Sondereinsatzkommandos stürmen die Wohnung eines Dealers. Eine Tür weiter beobachtet Boris Gerg das Geschehen. Er gerät in Panik - und hat auch allen Grund dazu, denn er hat einen Menschen getötet. Er versucht, sich abzusetzen, durch die Reihen der Polizei zu brechen und liefert sich dabei einen Schusswechsel mit dem SEK. Tatsächlich kann er fliehen - allerdings mit einer Kugel im Bein.
Die Polizei durchsucht Gergs Wohnung und ist schockiert: Auf einem Stuhl sitzt eine Leiche. Und auf dem Schreibtisch liegen Fotos von sechs Menschen - jeweils mit einem Kreuz und einem Datum versehen. Handelt es sich um eine Todesliste? Nina Petersen und Benjamin Lietz versuchen daraufhin, die Identität des Toten zu ermitteln. Er war Geschäftsführer einer Online-Partnervermittlungsagentur. Die Firma ist seriös, die Kunden zufrieden und im privaten Umfeld des Ermordeten gibt es keinerlei Hinweise auf ein mögliches Motiv. Bei der Auswertung der Spuren in der Mordwohnung finden die Ermittler weitere Fotos von Personen - auf einem davon ist Benjamin Lietz. Das Team versucht, die Identitäten der anderen auf der Liste zu klären. Sie stehen vor der Frage, ob sie die Fotos veröffentlichen sollen, um die Betroffenen zu warnen, oder sie zurückzuhalten, um dem Mörder nicht zu signalisieren, dass man ihm auf den Fersen ist.
Darsteller
Katharina Wackernagel («Die Schuld der Erben») ist Nina Petersen
Alexander Held («Die Machtergreifung») ist Karl Hidde
Wotan Wilke Möhring («Männerherzen») ist Benjamin Lietz
Michael Rotschopf («Ein mörderisches Geschäft») ist Gregor Meyer
Manuel Rubey («Borgia») ist Boris Gerg
Sandra Borgmann («Neue Chance zum Glück») ist Maria Dahlke
Andreas Schröders («Der Meisterdieb») ist Stein
Dietmar Mues («Tod am Engelstein») ist Niklas Petersen
Kritik
Was kann passieren, wenn sich jemand von seiner Umwelt betrogen und in seinen Gefühlen verraten und verletzt fühlt? Ein möglicher Weg ist eine daraus resultierende Entladung gepaart mit Hass und Gewalt – und genau damit befasst sich der aktuelle und mittlerweile dritte Fall aus der TV-Filmreihe «Stralsund». Wieder ist es das bewährte Team aus Regisseur und Drehbuchautor Martin Eigler («Tatort») sowie Autor Sven Poser («Kommissar Stolberg»), das sich verantwortlich für den neuen Film zeichnet. Dreh- und Angelpunkt der neuen Handlung ist ein in seinen Gefühlen verletzter Online- bzw. Telefon-Dater – vom Ansatz her trifft man hier auch genau den Nagel der Zeit. Doch einen wirklich ausgefeilten und spannenden Krimi macht das dann noch lange nicht.
Der Fall an sich beginnt ansprechend und spannend und wurde auch sehr anschaulich in Szene gesetzt. Doch im Verlaufe der Handlung verflacht die Spannung, das Gezeigte nimmt das normale und fast alltägliche Kriminiveau im deutschen TV an. Auch das eine oder andere Rollenklischee des TV-Durchschnittspolizisten kommt dabei zum Einsatz. Schwierig wird es dann auch innerhalb der Ermittlungen. Die Verwicklungen von Benjamin Lietz in den Fall wird zu wenig beleuchtet, Motive fallen hinten runter. Auch an der gewissen Cleverness der Ermittler mangelt es hier und da ein wenig zu oft.
Schauspielerisch bietet «Stralsund - Blutige Fährte» hingegen ein hohes Maß an Unterhaltung und Niveau. Katharina Wackernagel und Wotan Wilke Möhring spielen ihre Rollen glaubhaft und emotional, der Rest der Schauspielriege wurde zudem sehr besonnen und passend ausgewählt. Und trotzdem kann man als Zuschauer den Protagonisten nicht nahe kommen. Drei Fälle sind nun fast absolviert, eine emotionale Bindung und Sympathien kann man aber irgendwie nicht aufbauen. Dafür mangelt es den Stralsunder Figuren einfach noch an dem gewissen „Etwas“, einem Alleinstellungsmerkmal der Figuren, einem Wiedererkennungswert. Es ist aber zu bezweifeln, das dies mit dem vierten und fünften Film der Reihe glücken würde. Zudem würde eine Neuausrichtung der Serie sicherlich nicht gut tun. Und beim Zuschauer kommt die Reihe bis dato ja auch sehr gut an. Anders sind die zuletzt verbuchten knapp 6,50 Millionen Zuschauer auch nicht zu interpretieren. Am besten einschalten und ein eigenes Bild machen.
Das ZDF zeigt «Stralsund - Blutige Fährte» am Montag, den 30. Januar 2012, um 20:15 Uhr.