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Die Kritiker: «Hannah Mangold & Lucy Palm»

Inhalt


Hannah Mangold ist eine erfolgreiche Kommissarin, als ein entlaufener Häftling ihrer Karriere ein jähes Ende bereitet: Der Mann überrascht Hannah in ihrem Haus und tötet die beste Freundin ihrer Tochter. Die Fahnderin erleidet einen Zusammenbruch und zieht sich in eine psychiatrische Klinik zurück. Ein knappes Jahr später kehrt Hannah widerstrebend in ihren alten Job zurück.

Mittlerweile führt ihr Kollege Ulf Habermann das Kommissariat. Er stellt Hannah die eigenwillig coole Lucy Palm zur Seite. Gemeinsam sind die beiden Frauen zwei perfiden Mördern auf der Spur: einem entflohenen Vergewaltiger, der es auf Lucy abgesehen hat - und einem Psychoanalytiker, der labile Patientinnen in den Selbstmord treibt. Während Lucy auf bewährte Ermittlungsarbeit und knallharte Recherche setzt, zeigt Hannah eine verblüffende Intuition und Sensibilität, wenn sie mit dem "Bösen" konfrontiert wird...

Darsteller


Anja Kling («Wir sind das Volk», «Hanni und Nanni») ist Hannah Mangold
Britta Hammelstein («Der Winzerkönig», «Der Baader Meinhof Komplex») ist Lucy Palm
Dirk Borchardt («Berlin Calling», «Keiner geht verloren») ist Ulf Habermann
Fahri Ogün Yardim («Almanya – Willkommen in Deutschland») ist Aktan Gül
Patrick von Blume («Marie Brand und der Moment des Todes») ist Max Albers
Marek Harloff («Spreewaldkrimi - Die Tränen der Fische») ist Erwin Kopp
Bernhard Schütz («Halt auf freier Strecke») ist Dr. Gerber
Ernst Stötzner («Die kommenden Tage») ist Tom Weißdorn
Meike Droste («Mord mit Aussicht») ist Svenja

Kritik


Es sind einige inhaltliche Parallelen, welche die Sat.1-Pilotfilme «Wolff – Kampf im Revier» (vergangene Woche ausgestrahlt) und «Hannah Mangold & Lucy Palm» verbinden: Beide Filme sind Kriminalgeschichten, beide zeigen ihre Protagonisten als gefallen und kaputt, verzweifelt und mit einer Schuld belastet. Andreas Wolff lebt nach dem unrühmlichen Ende seiner Polizeikarriere verwahrlost und ohne Perspektive, Hannah Mangold muss sich nach einem psychischen Zusammenbruch sensibel in ihren Job zurückkämpfen. Und beide Ermittler überschreiten Gesetz, um Moral und Recht walten zu lassen, um also die Täter hinter Gitter zu bringen. Trotz dieser Gemeinsamkeiten könnten die Pilotstoffe nicht unterschiedlicher sein: Während «Wolff» bewusst rau, testosterongeladen und brutal daherkommt, setzt man bei «Hannah Mangold & Lucy Palm» auf sensible, analytische Töne. Nicht ohne Grund stehen bei «Wolff» zwei männliche Hauptcharaktere im Vordergrund und bei Mangold zwei weibliche. Denn Sat.1 möchte mit diesem Kontrast herausfinden, welche Konstellation beim Fernsehpublikum besser ankommt – und sie dann gegebenenfalls mit einer ganzen Serie fortsetzen.

Vor allem macht «Hannah Mangold» eines besser als «Wolff»: die Charakterisierung der Protagonisten. Mangold, traumatisiert von einem Mord im eigenen Haus, kehrt als unsichere Frau in den harten Polizeialltag zurück, in dem sie keine Schwäche zeigen darf. Ihre neue Kollegin Lucy Palm ist jung, attraktiv, tough – genau das Gegenteil also. Die typisch-moderne Konstellation der gegensätzlichen Ermittlerpartner ist in diesem Sat.1-Film aber nicht plump geschrieben, sondern erfrischend, weil ihre Charakterisierung gelingt. Zu verdanken ist das vor allem den Schauspielerinnen Kling und Hammelstein, die ihre Rollen glaubwürdig und passgenau verkörpern.

Die Macher von «Hannah Mangold & Lucy Palm» haben erkannt, dass deutsche Krimis nur mit starken Charakteren eine Chance gegen das visuelle Feuerwerk der US-Crimeserien haben. Stark ist daher, dass Mangolds erster Fall nach ihrem Zusammenbruch auch in ihr persönliches Milieu führt. Die Ermittlerin wird mit ihren Ängsten und Zweifeln konfrontiert; sie muss an ihre psychischen Grenzen gehen, um den Fall zu lösen. Clever ist, dass der Täter – ein Psychiater – schon früh feststeht und Mangold auf eigene Faust überlegen muss, wie sie diesen überführt. Der Film ist damit kein „Whodunit“-Krimi, sondern vielmehr ein intelligent gestricktes Psychospiel, das sich viel Zeit für die Charakterisierung der scheinbar stereotypen, aber später ambivalenten Figuren nimmt.

Inhaltlich fehlt jedoch der letzte Schliff: Denn neben Mangolds Fall ist ihre Partnerin Palm einem ganz anderen Täter auf der Spur; beide Fälle tangieren sich minimal und die Polizistinnen arbeiten quasi nicht zusammen. Die zwei Storystränge sind zuweilen kompliziert und verwirrend. Warum aber funktioniert das Ermittlerteam Mangold-Palm, welches eigentlich keines ist, dennoch? Es liegt an den zahlreichen Momenten, in denen der Film Zeit aufbringt: für tiefergehende Dialoge und Szenen, in denen sich die gegensätzlichen Figuren sympathischer werden. Abstriche müssen dafür bei der Spannung gemacht werden. Da beide Täter kein wirkliches Motiv für ihre Morde haben, fehlt in entscheidenden Szenen der Nervenkitzel für einen hervorragenden Krimi.

Neben starken Schauspielerinnen und ihren Figuren punktet «Hannah Mangold & Lucy Palm» auch handwerklich. Die Kamera trägt in den richtigen Situationen durch ihr Spiel zur Atmosphäre bei; die Bildkomposition ist stimmig, besonders bei Rückblenden oder den Halluzinationen, die Mangold bekommt. Dass diese Frau psychisch kaputt und angstgestört ist, wird visuell stark in Szene gesetzt und dadurch glaubwürdig untermauert. Dennoch bleiben Regie und Kamera größtenteils konventionell – und liegen in diesem Punkt hinter dem Kontrast-Pilotfilm «Wolff», der beispielsweise mit ungewöhnlichen Schnittfolgen überraschte. Letztlich hätten es beide Sat.1-Testballons – Wolff und Mangold – verdient, in Serie zu gehen. Zu gut sind diese Stoffe, um nicht weitererzählt zu werden. Und beide zeigen auch: Nach «Danni Lowinski», «Der letzte Bulle» und Co. haben deutsche Serienautoren viele weitere interessante Geschichten zu erzählen, viele weitere starke Figuren zu zeichnen. Die Sender müssen nur zugreifen.

Sat.1 zeigt «Hannah Mangold & Lucy Palm» am Dienstag, 24. Januar 2012, um 20.15 Uhr.
21.01.2012 09:01 Uhr Kurz-URL: qmde.de/54480
Jan Schlüter

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Tags

Hannah Mangold

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