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Kaffee oder Tee?

Es mag vielleicht nicht der Blockbuster in Sachen Fernsehunterhaltung sein, doch die Nachmittagsprogramme sind feste Anker in den Sendern.

Meist sitzt da ein Pärchen am konservativen Küchentisch und es wird so allerlei besprochen. Mitte 30 bis 40 dürften die Protagonisten sein. Manche kennt man noch vom Disney-Club, andere Frauen haben die Tigerente moderiert und wieder andere Gestalten kannte man vorher überhaupt nicht. Das soll aber auch nicht die große Frage dieser Kolumne sein. Jeden Tag berichtet man über den Hof vom Biobauern Ewald, wichtelt mit den Zuschauern und interessiert sich für die neuesten Rezepte vom eigenen Küchenchef. Alles in dieser familiären Umgebung mit warmen Farben.

Programm für die junge Generation ist das eigentlich nicht. Soll es auch nicht. Nur kommt es mir immer ein wenig wie bei Silbereisen vor. Der ist im Grunde viel zu jung für Senioren und Volksmusik und so könnte ich mir auch durchaus vorstellen, dass manche der Moderatoren eigentlich ein sehr viel jüngeres Leben führen. Sie sind Mitte 30 und beschäftigen sich mit Tipps für den Schrebergarten. Trotzdem wirkt es auf mich als Zuschauer sympathisch. Es geht sogar noch einen Schritt weiter. Ich glaube denen das. Das die das mögen und gut finden. Das die Moderatorenduos sich wirklich für Urlaub auf Norderney erweichen können. Das sie gerne nur mit einem Rucksack bewaffnet durch ihr Bundesland ziehen und gern beim Voltigieren der Kinder zusehen.



Und warum? Ich habe da diese These. Ich glaube ein Format wie «Kaffee oder Tee» verändert die Moderatoren. Es ist eine sympathische Art der Gehirnwäsche. Sie wachsen da förmlich rein. Berichtet man jeden Tag über diese Themen und hat Kontakt zur älteren Generation, so fühlt man sich glaube ich sehr schnell wohl in dieser Welt. Sie leben schließlich täglich in diesem imaginären Wohnzimmer da im Bild. Es hat ein wenig den Charme der Truman-Show. Sie machen das fast jeden Tag. Sie schalten live in den Gemüsegarten von Evi Krumweide und schnacken mit ihr. Sie basteln, wichteln und geben Tipps zur Wohnungsdeko. Irgendwann wird wohl aus der Deko des TV-Studios eine wirkliche Welt. Das ist dann kein bloßer Arbeitsplatz mehr.

Oder könnten Sie sich vorstellen eine der Damen aus diesen Formaten am Abend auf einer Techno-Party zu treffen? Viel zu sehr wirkt es durch die Flimmerkiste perfekter als jede Soap. Sie verdienen ihr Einkommen, sind nett und haben keine Probleme. Ich glaube nicht einmal die Quote ist bei diesen Formaten wichtig. Das ist auf seine absurde Weise wunderschön. Man möchte da an heile Ehen hinter der Kulisse glauben. In dieser Welt scheint es keinerlei Probleme zu geben. Das perfekte Heim. Mit Tee und Kaffee, einem Koch, einem Typen für die Deko und lauter Ratgebern. Diesen Leuten kann nichts passieren. Zur Not holen sie sich einen Professor am nächsten Tag dazu in die Sendung.

Fernab von großen Unterhaltungsshows und dem Talk am Abend muss das ein Traumjob sein. Der Apfelkuchen unter den TV-Jobs. Bewundernswert. Grüße an Pamela! Die ist nebenbei die Julia Roberts unter den Nachmittagsmoderatorinnen.

Ihr

Rob Vegas
15.01.2012 20:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/54367
Rob Vegas

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Tags

Kaffee oder Tee Pamela SWR Rob Vegas Kolumne Fernsehen SWR Quotenmeter

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