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Happy Birthday, KI.KA

Das Kinderprogramm wird langsam erwachsen – zumindest was das Alter geht. Das ist nämlich inzwischen höher als bei vielen der Zuschauer. Quotenmeter.de blickt zurück auf 15 Jahre KI.KA.

Im Januar 1997 erblickt „Der Kinderkanal“ das Licht der Welt und feiert damit 2012 sein 15-jähriges Jubiläum. Der Spartensender ist ein Gemeinschaftsprogramm von ARD und ZDF. Da der MDR mit der ARD-Koordination die Federführung übernimmt, ist der KI.KA in Erfurt angesiedelt und freut sich auf große Veränderungen im Jubiläumsjahr. „Alles neu macht der Mai“ heißt es auch im Jahr 2000: Der „Kinderkanal“ benennt sich zu diesem Zeitpunkt in dessen Kurzform „KI.KA“ um, wie ihn einige Kinder zuvor schon in ihrer Zuschauerpost nannten. Zudem folgt ein neues Corner-Logo und die Sendeausweitung im Jahr 2003 bis täglich um 21 Uhr.

Der Spartensender beschreibt sich selbst als „werbefreies, zielgruppenorientiertes, vielfältiges Qualitätsprogramm für Kinder von drei bis 13 Jahre“. Die technische Reichweite deckt über 95 Prozent der deutschen Haushalte ab. Gut gemachtes Kinderfernsehen gilt als Königsklasse unter TV-Machern. Die Erfurter erzielen im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 19 Prozent in deren Kern-Zielgruppe der 3- bis 13-Jährigen und liegen damit knapp hinter Super RTL. Bei allen Zuschauer ab drei Jahren erreicht der KI.KA im vergangenen Fernsehjahr 1,4 Prozent Marktanteil. Damit reihen sich die Erfurter vor Nickelodeon (0,8 Prozent) und hinter Super RTL (2,2 Prozent) ein.

Größere Bekanntheit – auch in der Zielgruppe der Erwachsenen – gelang dem Kindersender mit der Figur «Bernd das Brot». Das sprechende und meist deprimierte Kastenbrot hat sehr kurze Arme und ist in Sendungen wie «Chilli TV», «Tolle Sachen» oder «Bravo Bernd» als einer der Haupt-Charaktere zu sehen. Zunächst dienten die kurzen Sequenzen mit Comedy-Charakter nur als Backtimer oder Sendezeitüberbrückung während der eigentlich sendefreien Zeit in der Nacht. 2004 ehrte die Adolf-Grimme-Jury «Bernd das Brot» in der Kategorie „Spezial“: Die Figur vertrete laut Jury „das Recht auf schlechte Laune“ und widersetze damit „sich stellverstretend für uns dem Gute-Laune-Terror, der unaufhörlich aus dem Fernseher dröhnt und quillt“. Zudem benenne dieser „die volksverdummenden Mechanismen (…) eines Teils des TV-Geschäft“. Passenderweise stammt die Figur aus der Feder von TV-Produzent Tommy Krappweis, der in den 90er-Jahren für «RTL Samstag Nacht» tätig war.

Zunächst war die KI.KA-Sendezeit von 6 bis 19 Uhr beschränkt - die Kinder sollten ja nicht zu lange Fernsehen schauen. Demnach beendete das Sandmännchen traditionell den KI.KA-Sendetag gefolgt vom einem kurzen Verabschiedungstrailer mit „Gute Nacht“-Wünschen. Bis zur Sendezeit-Ausweitung bis 21 Uhr am 1. Januar 2003 teilte der KI.KA die Frequenz mit dem Kultursender arte, der mittlerweile eine eigene Frequenz beansprucht. Im KI.KA-Programm finden die Zuschauer neben Serien und Spielfilmen auch Magazine und Dokumentationen. Dazu zählen Kinderprogramm-Klassiker von ARD und ZDF wie «Wickie und die starken Männer», «Biene Maja» oder «Heidi». Auch internationale Serien wie «The Tribe», «H2O – Plötzlich Meerjungrau» oder die BBC-Kleinkind-Serie «Teletubbies» zählen zum Programm – ebenso Eigenproduktionen.

Bereits seit Senderbestehen gibt es ein werktägliches Live-Format mit meist aktuellen Themen im Studio mit Magazinbeiträgen, Gästen und Call-Ins. Aus der «Aktiv Boxx» wurde Anfang der 2000er «KI.KA Live». Kaum ein anderer Sender setzte zu dieser Zeit so liebevoll Non-Fiktion-Formate mit Titeln wie «Weihnachtsboxx» oder «Spiel Boxx» um. So war es nur konsequent kurz vor Sendeschluss dem jungen Publikum auch persönlich gute Nacht zu sagen. Dementsprechend gab es – angelehnt an frühere TV-Ansagen bei anderen öffentlich-rechtlichen Sendern – täglich eine (An-)Moderation vor dem Sandmann. Innerhalb von fünfzehn Jahren wechselten natürlich auch die Gesichter des Kindersenders. Von Beginn an dabei sind bis heute noch Singa Gätgens und Juri Tetzlaff. Dieser blickt beim Format «Trickboxx» auch regemäßig hinter die Kulissen von Kino- und TV-Produktionen. Auch Kurzfilme der jungen Zuschauer schaffen es dort auf den TV-Bildschirm. Beim Doku-Format „Fortsetzung folgt“ zeigt der KI.KA ein eigenes Doku-Format als Reihe, welche auch ältere Zuschauer anspricht. Seit 1998 ist «Schloss Einstein» als Soap für Kinder und Jugendliche als fester Bestandteil On Air. Die Serie zeigt das Leben in einem fiktiven Internat. Zielgruppe sind 10- bis 14-Jährige. Die deutsche Produktion aus dem Filmpark Babelsberg ist die weltweit längste fiktionale Fernsehserie mit Kindern von Kindern.

Anders als bei einigen Mitbewerber gilt das Kinderprogramm bei den meisten Eltern als Qualitätsprogramm mit Bildungsauftrag – allein schon als öffentlich-rechtlicher Sender ohne Werbung – GEZ sei Dank. Vor allem das umstrittene Image einiger US-Cartoons zahlt positiv auf den Sender ein, da der KI.KA konsequent darauf verzichtet – auch wenn Privatsender mit den Cartoons teils sehr gute Einschaltquoten einfahren. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben gemäß Rundfunkstaatsvertrag einen Informationsauftrag – ein Kinderprogramm umso mehr. So heißt es offiziell in der KI.KA-Grundsätzen: „Ein Fernsehprogramm kann und soll nicht erziehen, aber Kindern Denkanstöße liefern. (…) Der KI.KA vermittelt Selbstbewusstsein, kein Markenbewusstsein und wirbt für positive Werte, nicht für Produkte.“ Mit dem Projekt «KiKANiNCHEN» läuft vormittags ein Programm, das speziell an Vorschulkinder gerichtet ist und zudem ein begleitendes Online-Angebot bietet. Seit 2004 veranstaltet der KI.KA jährlich eine Sommertour und besucht deutsche Städte Off Air mit einer Showbühne.

Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Der Kinderkanal wird größer und kommt wie ein Kind in die Pubertät, wo es zu „Problemen“ kommen kann: Der Abrechungsskandal verschmutzt das bisher sauberere und glaubwürdige Image bisher am stärksten: Ein ehemaliger Herstellungsleiter des Senders soll über Jahre geschätzte neun Millionen Euro über Rechnungen mit erfundenen Dienstleistungen unterschlagen haben. Damit seien GEZ-Einnahmen über Jahre veruntreut worden. Der Prozess gegen den Angeklagten läuft und die Rundfunkanstalten sollen weiterhin darüber streiten, wer für den Schaden letztlich aufkommt, da bisher unklar ist, ob eine Versicherung die Millionen zurück zahlt.

Wie jedes Kind, verändert sich auch der KI.KA: Im Jubiläumsjahr folgt am Valentinstag 2012 ein neues On-Air-Design, dass die „Eltern“ ARD und ZDF dem KI.KA schenken. Das neue Corner-Logo soll sich in der heutigen multimedialen Welt auch online besser einbinden lassen. Das Original-Logo des Kinderkanals von 1997 zeichnete sich durch die beiden X-Buchstaben aus. Nach dem Relaunch und neuem Namen folgten mehrere leicht abgewandelte Designs. Doch bis heute erinnert das X als Punkt im KI.KA-Logo an dieses Original-Design. KI.KA-Programmdirektor Steffen Kottkamp stellte bei der Vorstellung des neuen On-Air-Designs klar, dass die Kinder aus der damaligen „Kinderkanal“-Zeit mittlerweile Erwachsen sind, sodass man komplett Wege gehen wolle. Der KI.KA sei überall und für alle da – daher soll die heutige „Generation Internet“ das Programm auch mobil nutzen können. Ende der 90er musste der Sender viel Kritik einstecken, da viele Eltern Angst hatten, das Fernsehen schade den Kindern. 15 Jahre später kann man dem Sender zum Jubiläum gratulieren und es beim Zitat vom KI.KA-Programmdirektor Steffen Kottkamp belassen: „Der KI.KA wird erwachsen, auch wenn es das Programm hoffentlich nie sein wird.“
12.01.2012 09:28 Uhr Kurz-URL: qmde.de/54304
Benjamin Horbelt

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KI.KA

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