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Neue Regeln für den Dokumentations-Oscar

Ein neues Reglement der Dokumentations-Kategorie soll eine repräsentativere Wahl nach sich ziehen. Initiator der Regeländerung ist «Fahrenheit 9/11»-Macher Michael Moore.

Wie die New York Times berichtet, nahm die Academy of Motion Picture Arts & Sciences weit reichende Änderungen am Qualifikationsprozess für die Kategorie "Bester Dokumentationsfilm" vor. Infolge dieser Neuregelung wird sich die Zahl der alljährlich für den Oscar berücksichtigten Dokumentationen um geschätzt die Hälfte verkleinern. Zugleich wird sich jedoch die Anzahl der Stimmberechtigten Academy-Mitglieder rapide vergrößern: Statt einer zirka 5 Prozent der Academy ausmachenden, 200 Personen umfassenden Gruppe dürfen in Zukunft sämtliche Mitglieder für den besten Dokumentationsfilm abstimmen. Damit wäre die Dokumentationskategorie gewissermaßen mit der Kategorie "Bester Film" gleichberechtigt. Sämtliche Neuerungen gelten für Filme, die sich für die Oscar-Verleihung 2013 qualifizieren können.

In Zukunft werden die Academy-Mitglieder alle paar Monate zirka 15 Kopien aktueller Dokumentationen zugeschickt bekommen. Dies soll vermeiden, dass die Abstimmung verfälscht wird, weil gegen Ende des Jahres eine dreistellige Zahl von DVDs potentiell Oscar-nominierter Dokumentationen bei den Mitgliedern ankommt, und diese dann nur die populäreren Filme gucken. Eine andere Möglichkeit wäre es, das bisherige System aufrecht zu erhalten, wonach nur für einen Film abgestimmt werden konnte, den man im Kino sah. Dass durch beide Varianten die kommerziell einträglicheren Dokumentationen bevorteilt wurden, sei ein Hauptproblem des Dokumentations-Oscars, den es auszubügeln galt.

Als neues Qualifikationskriterium wurde nun hinzugefügt, dass Dokumentationen nun nicht nur für eine Woche kommerziell in Los Angeles oder New York aufgeführt werden, sondern auch von den Filmkritikern der LA Times oder New York Times besprochen werden müssen. Dieser Paragraph der neuen Oscar-Regelung sorgte bereits für einen Aufschrei innerhalb der Branche. Wie aber Dokumentarfilmer Michael Moore, der sich sehr für diese Neuregelung einsetzte, erklärt, soll so lediglich vermieden werden, dass Fernsehdokumentationen durch ein bislang geltendes Schlupfloch qualifiziert werden und eventuell sogar mit einer Oscar-Nominierung werben können. Kino-Dokumentationen sollen laut Moore nicht benachteiligt werden. Jedem Filmemacher, der sich durch diese Klausel benachteiligt fühlt, sei es gestattet, seine Dokumentation dennoch einzureichen und um Qualifizierung zu bitten.

Die Kategorie für die besten Kurzdokumentationen ist bislang nicht von den Regeländerungen betroffen, allerdings verspricht Michael Moore, dass auch diese Sparte ein neues Regelsystem erhält. Moore, der für «Bowling for Columbine» mit einem Oscar ausgezeichnet wurde und mit «Fahrenheit 9/11» die erfolgreichste Dokumentation aller Zeiten drehte, soll bereits seit eineinhalb Jahren daran arbeiten, die genannten Neuerungen durchzusetzen.
09.01.2012 09:47 Uhr Kurz-URL: qmde.de/54230
Sidney Schering  •  Quelle: New York Times, Awards Daily.com

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Tags

Academy Award Oscar Michael Moore

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