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Judith Rakers: „Nachricht ist das, was sich unterscheidet“

Judith Rakers gilt nicht nur als „Miss «Tagesschau»“, sondern glänzte 2011 auch als Moderatorin des «Eurovision Song Contest» – damit zählt sie zu den Medien-Persönlichkeiten des Jahres. Im exklusiven Quotenmeter-Doppel-Interview spricht Judith Rakers über die guten und schlechten Nachrichten des Jahres 2011.

Judith Rakers, das Jahr 2011 ist zu Ende: Was war Ihr persönliches Highlight 2011?
Die Moderation des «Eurovision Song Contest» - Weil es einfach großartig war, Teil dieser gigantischen Show zu sein: 115 Millionen Zuschauer weltweit und dazu 35.000 Menschen live in der Arena. Was ich in der Vorbereitung zu dieser Show und in der «ESC»-Woche in Düsseldorf gelernt und erlebt habe, ist eine einzigartige Erfahrung. Dreisprachige Moderation, live, auf den Punkt und sekundengenau in der Zeit – wegen der Werbepausen. Die Anforderungen waren hoch, es war harte Arbeit und trotzdem haben wir alle diese besondere Woche ganz intensiv und mit viel Freude und Spaß erlebt. Und dann gab´s als Krönung auch noch den «Deutschen Fernsehpreis», der jetzt in meinem Büro steht. Ich freue mich jeden Tag darüber.

Als Moderatorin des «Eurovision Song Contest 2011» in Düsseldorf waren Sie damit Teil eines der TV-Events 2011. Wie denken Sie an diese Zeit zurück?
Oft und gern. Allein schon deshalb, weil ich beim NDR natürlich ständig Kollegen treffe, die in irgendeiner Weise an diesem Wahnsinns-Spektakel beteiligt waren – ob in der Technik, der Produktion, der Redaktion oder der Maske. Im selben Haus, in dem wir die «Tagesschau» produzieren, ist auch das Büro des ARD-Unterhaltungschefs Thomas Schreiber untergebracht und so gehe ich jeden Tag an einem riesigen «ESC»-Plakat vorbei, das er als Souvenir in unserem Foyer hat aufhängen lassen.

Rudi Carrell sagte: „Nachrichtensprecher fangen stets mit ‚Guten Abend‘ an und brauchen dann 15 Minuten, um zu erklären, dass es kein guter Abend ist.“ – Trifft dies dank Fukushima-Atomunfall, Norwegen-Attentat, EHEC-Skandal oder Euro-Krise auch auf 2011 zu?
Leider hat Rudi Carrell Recht. Die meisten Nachrichten, die ich um 20 Uhr verkünde, sind schlechte Nachrichten. Wenn man sich aber die Definition einer Nachricht vergegenwärtigt, nämlich „Nachricht ist das, was sich unterscheidet“, dann können wir froh sein, dass die Nachrichten über Negatives berichten – denn das bedeutet, dass Kriege, Konflikte etc. noch nicht zum Normalfall geworden sind.

Haben Sie eine Strategie, wie Sie Zuschauern auch diese tragischen Nachrichten am besten übermitteln?
Die Strategie ist bei allen Nachrichten dieselbe: Größtmögliche Objektivität, Sachlichkeit und Einordnung. Und dann Augen auf und durch.

Was halten Sie als Journalistin vom „zu Guttenberg-Rücktritt“ bzw. dessen „EU-Comeback“ inklusive umstrittenen „Die Zeit“-Interview mit Giovanni di Lorenzo, den Sie als Co-Moderator bei «3 nach 9» kennen?
Ich persönlich finde es richtig, dass zu Guttenberg zurückgetreten ist. Und das Comeback kam definitiv zu früh – da hat sich zu Guttenberg deutlich verkalkuliert. Dennoch muss ich sagen, dass ich die kollektive Schadenfreude und die Häme, mit der der einst so strahlende Polit-Star jetzt übergossen wird, bedenklich finde. Woher kommt diese Lust am Scheitern? Wulff ist auch so ein Beispiel. Die Medien haben hier eine Verantwortung. Und die Aufgabe ist es nicht, die Stimmung so anzuheizen, dass ein respektloser Mob entsteht.

Nutzen Sie eigentlich das iPhone? Die Welt trauerte 2011 bekanntlich um Steve Jobs, aber auch um Persönlichkeiten wie Leo Kirch oder Loriot. Was ging Ihnen bei diesen Meldungen durch den Kopf?
Ich bin ein ziemlicher Techi: iPhone, iPad, Facebook. Ich mag die neuen Technologien, auch wenn sie Zeitfresser sind. Trotzdem ging mir die Meldung zum Tod Loriots viel näher als die vom Ableben Steve Jobs. Humor ist eben doch noch berührender als Technik und das ist auch gut so.

Sie moderierten bereits zum zweiten Mal den Medien- und Marketing-Preis „Kress Awards“, bei dem auch der „Kopf des Jahres“ prämiert wird. Wer ist Ihr „Kopf des Jahres?
Ich finde es gut, dass mit Stephan Schäfer in diesem Jahr - ein Print-Mann - „Kress-Kopf des Jahres“ wurde. Ein weiterer Mann, den man allerspätestens seit diesem Jahr im Auge behalten sollte, ist Philipp Schindler. Er ist 2011 als erster Deutscher in die Führungsetage von Google aufgestiegen. Vor dem Hintergrund, was Google alles plant in Zukunft - auch was Internet-TV und Medienangebote angeht - ein interessanter Mann.

Was war Ihr Top und Flop des Jahres 2011?
Top des Jahres 2011: Der «Eurovision Song Contest» – würde ich auch sagen, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Das war einfach eine Top-Visitenkarte für Deutschland. Flop: Man soll nicht über Kollegen lästern. Mein elftes Gebot.

Unter den zehn meist gegoogleten Begriffen 2011 findet man neben «DSDS» auch die Finalistin Sarah Engels – Was halten Sie von Castingshows?
Ich finde sie teilweise durchaus unterhaltsam. «The Voice of Germany» zum Beispiel ist meiner Meinung nach echt gelungen. Aber: Jungen Menschen sollte nicht der grundsätzliche Eindruck vermittelt werden, dass man nur „entdeckt“ werden muss, um mit einem Talent durchzustarten. Der solidere Weg ist und bleibt es, Leistung zu zeigen, Durchhaltevermögen. Seinen Weg Schritt für Schritt zu gehen und selbst zu gestalten.

Wir möchten mit Ihnen nochmal ein paar weitere Themen des Jahres 2011 kurz Revue passieren lassen, deshalb haben wir ein paar Stichpunkte vorbereitet – und Sie sagen einfach, was Ihnen spontan dazu einfällt:
Kerner beendet Sat.1-Sendung, dafür kehrt Harald Schmidt zurück…

Harald, ich werde Dich in der ARD vermissen.

Karola Wille wird nach Intendanten-Debakel neue MDR-Intendantin…
Das Ergebnis zählt. Am Ende ist es eine Frau geworden. Sehr gut!

Frauen-Fußball WM in Deutschland…
Wenn man hier auch den Satz „Das Ergebnis zählt“ zugrunde legt, dann war das zumindest für unsere Frauen nix. Aber der Frauen-Fußball hat gezeigt, dass er interessant ist - er ist aus dem Schatten getreten.

Zehn Jahre nach 9/11 – Osama bin Laden wird ermordet
Mir laufen beim Anblick von jubelnden Menschen auf den Straßen, die den Tod eines anderen Menschen feiern, die gleichen Schauer über den Rücken wie beim Anblick von Bin Ladens Anschlägen. Ich vermisse bei beidem die Menschlichkeit und den Respekt.

Schauen wir in die Zukunft: Der Maya-Kalender prophezeit für 2012 das Ende der Welt – Was erwarten Sie vom neuen Jahr?
Auf jeden Fall nicht das Ende der Welt (lacht).

Was halten Sie also von Jahresvorsätzen und welchen haben Sie für 2012?
Ich finde Vorsätze super und habe jedes Jahr die gleichen, die ich auch jedes Jahr spätestens am 15. Januar gebrochen habe. Rituale sind einfach schön! (lacht)

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für 2012, Judith Rakers!

Den zweiten Teil des Interviews lesen Sie am Donnerstag exklusiv bei Quotenmeter.de: Dann spricht Judith Rakers über die Zusammenarbeit mit Stefan Raab beim «Eurovision Song Contest», die Qualitäts-Debatte des deutschen Fernsehens und die Zukunft von «Wetten, dass..?» - Ob Judith Rakers die Moderation übernehmen würde, verrät sie dann exklusiv bei uns.
03.01.2012 08:55 Uhr Kurz-URL: qmde.de/54111
Benjamin Horbelt

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Judith Rakers

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