Wir schreiben heute den 1. Januar 2012. Vorbei die Zeit der Jahresrückblicke. Die Uhren stehen bei Null. Niemand von uns kennt das neue Jahr. Vorsätze haben wir privat genug. Der Bauch soll schrumpfen, die Lunge wieder atmen und neben Gesundheit soll uns auch der Erfolg ein guter Freund im neuen Jahr sein.
Was wir uns aber wohl alle wünschen? Neues. Keinen Stillstand. Keine Wiederholung von 2011. Gefühlt erwarten wir schon die Hiobsbotschaften von der Börse und steigene Preise für Super an der Tanke unseres Vertrauens. Doch lesen diese Kolumne meist auch Menschen aus den Medien. Dieser so verrückte Berufszweig. Fernab von Kohlegruben und Raumfahrt. Wir alle erschaffen im Grunde nichts. Unsere Arbeitsleistung ist Sendezeit. Ob im Radio, im Fernsehen, oder im Internet.
Um diese Sendezeit zu füllen bedarf es Formaten, Mustern und einer Beständigkeit. Wer will sich schon jeden Tag die Sendezeit neu ausdenken? Wir wollen sie planbar machen. Wir wollen anhand von Statistiken den Erfolg absichern und setzen gern auf Altbewährtes. Eine neue Idee für die Sendezeit birgt stets das Risiko die Aufmerksamkeit der Zuschauer an die Konkurrenz zu verlieren.
Aus diesem Grund haben wir aus unseren Ideen und verrückten Einfällen eine Maschine geschaffen. Vielmehr ist sie mit der Zeit selbst gewachsen. Sie macht es uns leichter, sie spielt sich ein und sie wird am Ende des Tages ihre Arbeit verrichtet haben. Nur nicht menschlich. Nicht mit einer kleinen Idee. Sie produziert nach Programm. Ein Programm. Lange Zeit war das kein Problem. Die Faszination der Kundschaft war immens groß. Mittlerweile spüren die Zuschauer jedoch die maschinelle Herstellung von Medien.
Und doch haben die Menschen ein sehr einfaches Bild vom Fernsehen. Die bekommen Geld aus Werbung und Gebühren und können doch einfach einmal eine lustige Show machen. Warum ist das immer gleich? Warum die gleichen Köpfe in gleichen Formaten mit immer gleichen Ideen? Warum wird man von den privaten Anstalten so billig unterhalten? Warum? Warum? Warum?
Schnell ist man dann versucht die Maschine zu erklären. Warum Fernsehen auch nur ein Geschäft ist. Warum dort auch Produktionskosten gesenkt werden müssen und Arbeitsplätze wegrationalisiert werden. Doch genau das ist eben auch Maschine. Wozu braucht es so viele Leute für Sendezeit? Beginnt ein Format mit wenigen Leuten und vielen Ideen, so mutiert das Gebilde bei Erfolg zu einem mittelständischen Betrieb. Ich möchte gar nicht wissen wie viele Leute Herr Raab mittlerweile auf die Straße schicken würde? Der Meister der Maschine. Er weiß schon jetzt wie 2012 in seinem Terminkalender ausschaut. Wieder Wok, wieder Turmspringen, wieder Schalke-Arena... .
Vielleicht könnten wir und Herr Raab uns für dieses Jahr auf die Faszination der Idee Fernsehen besinnen. Nicht alles von Karten ablesen. Improvisieren. Ideen entwickeln und das Format sprengen. Es einfach laufen lassen und einen verdammten Dreck auf das Skript geben. Weniger planen. Projekte einfach starten und nicht schon vorab die Maschine ein Format erarbeiten lassen. Nicht täglich die Routine moderieren, sondern uns auf die Freiheit der Sendezeit besinnen. Sie ist da. Sie kann gefüllt werden. Am besten ohne eine Maschine. Wir alle können das.
Im Fernsehen, im Radio und im Internet. Steve Martin zeigt uns wie (ab Minute 1:30) :
01.01.2012 00:01 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/54085
Rob Vegas