Inhalt:
Hajo bekommt Besuch von seinem alten Freund Jack Meadow aus London. Jack hat seinen Polizeidienst inzwischen quittiert und scheint das Leben in vollen Zügen zu genießen. Doch schon bald wird klar, dass Jack nicht wegen Hajo nach Leipzig gekommen ist, sondern eigentlich den Spuren der untergetauchten Karen Bishop folgt. Sie steht unter dem dringenden Verdacht, in London ihren Ehemann ermordet zu haben. Die Tat war als Selbstmord getarnt. Hajo ist gekränkt und erinnert seinen Freund daran, dass er nicht mehr im Dienst ist. Er darf in Leipzig gar nicht ermitteln.
Währenddessen werden Ina und Jan zu einem vermeintlichen Selbstmordfall gerufen. Leo Karmann ist von einem Hochhaus in den Tod gestürzt. Merkwürdig nur, dass sich die Kollegen Müller und Stravinsky vom LKA einschalten und den Routinefall übernehmen. Als Hajo und Jack schließlich entdecken, dass es sich bei der von Jack gesuchten Karen Bishop um die Witwe des Toten in Leipzig handelt, werden die SOKO-Ermittler hellhörig. Hat die Frau ihre Identität gewechselt und nennt sich jetzt Irene Karmann? Die Tatmuster gleichen sich. Hat sie also wieder gemordet?
Entgegen der Anweisungen des LKA, sich aus dem Fall herauszuhalten, hilft Hajo seinem Freund nun doch, und die beiden ermitteln auf eigene Faust, um die "schwarze Witwe" zu überführen. Dabei stoßen sie auf ein noch viel größeres Geheimnis.
Darsteller
Andreas Schmidt-Schaller («Der Clown») als Hajo Trautzschke
Marco Girnth («World Express») als Jan Maybach
Melanie Marschke («Sehnsucht nach Neuseeland») als Ina Zimmermann
Pablo Sprungala («Klimawechsel») als Vince Becker
Simon Rouse («The Bill») als Jack Meadow
Anica Dobra («Die Alpenklinik») als Irene Karmann/Karen Bishop
Michael Schenk («Der Baader Meinhof Komplex») als Nikolai Müller
Kritik
Eine Polizistin, die Beweismittel unterschlägt, das „Intuition“ nennt und ohne größere Scherereien damit davon kommt. Ein englischer Ex-Cop, der bei den Ermittlungen im Freistaat Sachsen ganz vorne mit dabei ist und sich in die Hauptverdächtige verliebt. Polizisten, die die ganze Zeit munter vor sich hin in Wohnungen einbrechen, um Beweismittel zu erbeuten oder verschwinden zu lassen. Manchmal „setzt eben der Verstand aus“, wie eine der Figuren in diesem Film so schön sagt. Nur blöd, wenn das gerade beim Drehbuchschreiben passiert.
Denn die neue Folge von «SOKO Leipzig» aus der Feder von Markus Hoffmann und Uwe Kossmann verheddert sich dramaturgisch in sehr viele Unglaubwürdigkeiten, stottert sich durch Zufall und Schicksal, auch wenn durchaus Bemühungen erkennbar sind, all diese prämissenimmanenten Verwicklungen so gut es eben geht aufzulösen, um die Nachvollziehbarkeit noch zu retten. Stellenweise mag das auch sogar überraschend gut gelingen; betrachtet man den Stoff aber als großes Ganzes, so kann man vor den vielen Glaubwürdigkeitsmängeln allerdings nicht die Augen verschließen.
Die Ausdehnung der Sendezeit auf Spielfilmlänge hat dem Format dagegen ganz gut getan, und der zusätzliche Raum wird auch dafür genutzt, detaillierter und (wenigstens in Ansätzen) vielschichtiger zu erzählen. Anders als in den «SOKO»-Schwesterserien darf hier die Hauptfigur auch einmal länger als ein Minütchen Trauerarbeit für die verstorbene Gattin leisten, und die Aufteilung der Charaktere in Gut und Böse geschieht nicht ganz so rigoros wie man das von dem Franchise eigentlich kennt. Leider wird immer noch viel zu wenig reflektiert und man bleibt in weiten Teilen trotzdem noch sehr realitätsfern.
Hauptdarsteller Andreas Schmidt-Schaller spielt seine Figur dabei sehr bedacht und ohne pathetische Gesten, während seine Kollegin Anica Dobra allerdings allzu sehr zu Extremen neigt. Simon Rouse belässt es dagegen bei einer gewissen Behäbigkeit, die zu dem britischen Charmeur sehr gut passt. Aus dem «SOKO»-Einheitsbrei kann «SOKO Leipzig – Die schwarze Witwe» (Regie: Robert Del Maestro) jedoch allenfalls rudimentär ausbrechen.
Das ZDF zeigt «SOKO Leipzig: Die schwarze Witwe» am Freitag, 30. Dezember 2011 ab 21.15 Uhr.