Die Fan-Million für den «Stromberg»-Film kam schnell. Ist Crowdfunding ein Modell für die Zukunft?
So schnell hatte wohl selbst «Stromberg»-Autor Ralf Husmann nicht mit einer Million Euro gerechnet: Nur wenige Tage nach dem Start der Crowdfunding-Aktion für einen «Stromberg»-Kinofilm hatten über 3000 Investoren das Ziel von einer Million erreicht. Besonders werbewirksam war dabei ein Auftritt des Hauptdarstellers Christoph Maria Herbst bei «TV Total». Jeder Investor hat durchschnittlich ungefähr 330 Euro investiert – real werden viele dabei gewesen sein, die nur 50 Euro gaben, aber auch einige, die deutlich höhere Summen einbrachten.
Wie schnell die veranschlagte Millionensumme zusammenkam, ist bemerkenswert – denn eigentlich hatte die Produktionsfirma Brainpool mit einer Aktion bis März 2012 gerechnet. Der «Stromberg»-Kinofilm ist das bisher größte Crowdfunding-Projekt in Deutschland und profitiert nicht nur von treuen Fans, die die Serie lieben, sondern auch vom allgemeinen technischen Fortschritt: Noch vor Jahren wäre ein Finanzierungsprozess allein daran gescheitert, dass Online-Banking sowie die Organisation des Modells per Internet nicht verbreitet waren. Das Web 2.0, also soziale Kommunikation im Netz, spielt eine wesentliche Rolle beim Crowdfunding.
Mit dem Siegeszug des Web 2.0 wird Crowdfunding mittlerweile als interessante Alternative im Finanzierungsprozess gesehen. Bei Google stiegen die Einträge für „Crowdfunding“ im Jahr 2010 rasant an: von zuvor knapp 150.000 auf fast 450.000. Webseiten wie Kickstarter oder Pling dienen den Künstlern als Plattform, bei denen sie für ihre Projekte werben und die Finanzierung managen können. Crowdfunding ist ein Modell, das funktioniert und rasant wächst. Die anonyme Internet-Masse ist bereit zu investieren, wenn eine gute Idee Geld braucht. Dies ist nicht nur beim Crowdfunding der Fall, sondern auch bei ähnlichen Konzepten wie der alljährlichen Wikipedia-Spendenaktion oder flattr, bei dem sich Leser für eine Website oder einen bestimmten Artikel mit einer finanziellen Gegenleistung erkenntlich zeigen können.
Für das Fernsehen kann Crowdfunding auch ein Modell mit Zukunft sein: Solange es genug Fans gibt, die ein Projekt unterstützen wollen, können die Macher auf finanzielle Hilfen bauen. «Stromberg» ist zwar ein spezieller Fall, weil hier eine besonders finanzstarke und treue Fangemeinde vorherrscht, die DVD-Regale so schnell leerkauft wie keine andere Klientel, aber: Auch andere Fan-Serien wie beispielsweise «Pastewka» oder «Doctor’s Diary» könnten auf diese Weise Kinofilme finanziert bekommen. Im kleinen Bereich könnten sogar TV-Projekte selbst mit Crowdfunding angeschoben werden: Vielleicht hätte «MTV Home» durch Zuschauerfinanzierung gerettet werden können, wenn Fans ihr Geld zusammengelegt hätten. Bei solchen Aktionen wäre freilich das Investment reine Ideologie, denn hier bekäme man wahrscheinlich bei Erfolg kein Geld zurück. Beim «Stromberg»-Kinofilm werden Investoren pro Ticket zurückgezahlt, sodass zumindest ein Teil des Geldes nicht verloren ist – bei großem Erfolg macht man sogar Gewinn. Fest steht: Crowdfunding wird die Unterhaltungswelt besser machen, weil die früher passiven Konsumenten zu stakeholders werden und mitentscheiden können, welche Projekte sie finanzieren. Schlechte Ideen haben in diesem Modell keine Chance.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.