Inhalt
Familie Duncan plant, dieses Jahr Weihnachten bei den Großeltern in Palm Springs zu verbringen. Mutter Amy ist deswegen völlig aufgebracht, denn sie sieht die große Weihnachtstradition des feierlichen Weihnachtsbaumstern-Aufsetzens im Sterben – was dem Rest der Familie vollkommen gleichgültig ist. Vater Bob wiederum ist nervös, weil ihn seine Schwiegermutter nicht im geringsten leiden kann, und er ihr endlich beweisen möchte, dass er ein würdiger Gatte für Amy ist.
Kurz bevor der letzte Flieger nach Palm Springs den Flughafen verlässt, werden Amy und ihre älteste Tochter Teddy von der restlichen Familie getrennt. Während Bob und seine Söhne PJ und Gabe versuchen, mit der gestrengen Oma und ihrem Spielkind von Opa klarzukommen, müssen Teddy und Amy improvisieren, um rechtzeitig zu Weihnachten Palm Springs zu erreichen ...
Darsteller
Bridgit Mendler («Lemonade Mouth») ist Teddy
Jason Dolley («Minutemen») ist PJ
Bradley Steven Perry («Sharpays fabelhafte Welt») ist Gabe
Mia Talerico («Meine Schwester Charlie») ist Charlie
Leigh-Allyn Baker («Will & Grace») ist Amy
Kritik
Die von Disney produzierten Sitcoms sind abseits ihrer kindlichen Kernzielgruppe mittlerweile berühmt-berüchtigt, und das nicht grundlos: Serien wie «Hannah Montana», «Shake It Up» oder «Tripp's Rockband» sorgen mit ihrem lärmenden Humor, vorhersehbaren Pointen und kindischen Storys bei älteren Zuschauern schnell für Kopfschmerzen. Die 2010 gestartete Sitcom «Meine Schwester Charlie» gehört jedoch zu den rar werdenden Disney-Channel-Serien, die verhalten positive Kritiken ernten. Anders, als nunmehr beim Disney Channel üblich, werden in dieser Serie die erwachsenen Figuren nicht als vollkommen verblödet dargestellt und der schlecht getimte, kindische Slapstick von Serien wie «Tripp's Rockband» wird auf ein Minimum reduziert. Mit trockenerem Wortwitz und greifbareren Geschichten versuchen die Macher von «Meine Schwester Charlie» auch spürbar, ältere Familienmitglieder vor den Fernseher zu locken.
Das Ergebnis ist eine grundsolide Sitcom, die allerdings an einer hyperaktiven Lachkonserve krankt, sowie an zu ausschweifenden Szenen, in denen das Kleinkind Charlie Chaos verursacht. Diese verlassen sich zu sehr auf das Kindchenschema und sind schnell überreizt. «Meine Schwester Charlie UNTERWEGS – Der Film», im Grunde eine überlange Weihnachtsepisode, gelingt es, diese zwei Hauptprobleme der Serie auszubügeln. Da er als Fernsehfilm konzipiert ist, verzichten die Serienmacher hier auf die anstrengenden Lacher aus dem Off. Inhaltlich wiederum wird der Fokus stärker auf die Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Teddy und Amy gelegt, während die Herren der Familie für den heiteren Subplot zuständig sind. Die alles kaputt machende Charlie wird zwar in einer unvermeidlichen, längeren Szene auf ihre Umwelt losgelassen, die sich an «Godzilla» anlehnende Inszenierung sorgt dabei allerdings wenigstens für ein paar bemühte Schmunzler.
Die dünn charakterisierten Figuren bieten den Darstellern nicht sehr viel Material, jedoch zeigt Hauptdarstellerin Bridgit Mendler sehr viel Engagement und ein hervorragendes komödiantisches Timing. Dadurch erinnern Sequenzen, in denen sie mit ihren Eltern alles mögliche ausdiskutieren muss oder in denen sie schnippisch auf Missgeschicke reagiert durchaus an die besseren Sitcoms der 90er-Jahre. Am besten gelingt das Zusammenspiel mit ihrer Serienmutter Leigh-Allyn Baker, wodurch sich ihr gemeinsamer Road-Trip auf den Weg nach Palm Springs vom Disney-Channel-Seriendurchschnitt erfreulich abhebt. Während dieser Haupthandlung gelingt es Autor Geoff Rodkey sogar eine unaufdringliche, herzliche Botschaft über den Geist des Weihnachtsfest einzuarbeiten.
Jedoch passieren Rodkey in «Meine Schwester Charlie UNTERWEGS – Der Film» die gleichen Missgeschicke, die in der Vergangenheit schon zahlreiche Sitcom-Episoden befielen, die außerhalb der vertrauten vier Wände angesiedelt sind. Wenn Sitcom-Familien auf Reisen gehen, scheinen die Autoren vom notorischen Gedanken befallen, abstruse Situationen zu konstruieren, die obendrein vorhersehbar sind und somit jeglichen Witz verlieren. Dies betrifft in diesem Fall sowohl den Hauptplot, als auch die Nebenhandlung mit den Männern der Familie Duncan. Ist die Gastunfreundlichkeit ihrer Oma/Schwiegermutter noch pointiert, verliert sich diese Story zum Schluss in Blödeleien, die genauso gut aus den sonstigen Disney-Channel-Serien stammen könnten.
Alles in allem ist «Meine Schwester Charlie UNTERWEGS – Der Film» ein Familien-Weihnachtsspecial, vor dem sich Sitcom-Fans nicht grausen müssen. Der Dialogwitz bietet genügend Treffer, um den knapp eineinhalbstündigen Film auch für jene vergnüglich zu machen, die die Serie nicht kennen. Neue Fans kann «Meine Schwester Charlie» mit den nicht sonderlich ausgearbeiteten, standardisierten Figuren dennoch nicht gewinnen. Junge Stammzuschauer werden mit dem Weihnachtsfilm aber gut unterhalten. Dass das Publikum dieses Films zudem nicht für völlig unkonzentriert gehalten wird, sollte normalerweise nicht als Pluspunkt, sondern als Normalfall gelten, aber wie mittlerweile genügend Kinderserien beweisen, ist dem leider nicht so.
Der Disney Channel strahlt «Meine Schwester Charlie UNTERWEGS – Der Film» am 25. Dezember um 14 Uhr erstmals im deutschen Fernsehen aus.