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You are Cancelled: «Mrs. Columbo»

Die Ehefrau des Inspektors, die nie gesehen wurde, bekam 1979 ihr eigenes Spin-off. Doch innerhalb eines Jahres gab es fünf verschiedene Titel, ein Serienreboot, viele enttäuschte Zuschauer, und eine Golden-Globe-Nominierung.

Während der ersten sieben Jahre von «Columbo», welches in seiner ersten Inkarnation bis 1978 ausgestrahlt wurde, erwähnte der zerzauste Inspektor immer wieder seine Ehefrau. Sie war so etwas wie der Hase in der 1950er Komödie «Harvey»: immer wieder ein Gesprächsthema, aber nie in Fleisch und Blut gesehen. Columbo erzählte den Zuschauern zu Hause, seine Frau sei eine Liebhaberin von Krimigeschichten, irischer Poesie und alten Filmen; sie würde die Zeitungen verschlingen; sie würde die Abendschule besuchen; und sie könne nicht kochen. Als «Columbo» nach insgesamt 45 Auftritten auf NBC auf Grund von hoher Produktionskosten eingestellt wurde (Peter Falk erhielt während der siebten Staffel 500 000 US-Dollar pro Episode, und war damit für NBC zu teuer), wollte der Pfauensender die andere Seite der Medaille zeigen. «Mrs. Columbo» fand seine Premiere am 26. Februar 1979 und sollte das Leben und die Detektivarbeit von Columbos Frau Kate beleuchten. Mrs. Columbo stellte sich in ihrer Serie als Mutter einer siebenjährigen Tochter heraus, die eine Kolumne für eine wöchentliche Zeitung schreibt und nebenbei Kriminalfälle löst – wie es sich für einen Hauptcharakter in einer 70er-Jahre-Serie gehört, egal welcher Beruf ausgeführt wird.

Die Rolle der Titelheldin übernahm die damals noch unbekannte 23-jährige Kate Mulgrew, die den meisten Zuschauern schon vor der Premiere der Serie klarmachen sollte, dass «Mrs. Columbo» nie und nimmer ein offizielles Spin-off der Originalserie sein könnte. Zu jung war Columbos Frau in der neuen Serie, und merkwürdigerweise hat der Inspektor in seiner eigenen Serie nie etwas von einer Tochter erwähnt. Den Produzenten, und besonders NBC-Präsident Fred Silverman und sein Vize John J. McMahon, war das allerdings wohl egal. Sie wollten den Namen Columbo in eine neue Serie tragen, um diese vom Startfleck weg zu einem Erfolg zu machen. Eine neue Serie mit dem selben Namen, die zudem noch billiger ist als das Original, war in den Augen der Geschäftsführer offenbar zu verlockend, und mit einem schon vertrauten Publikum, die an den Geschichten von Columbos Ehefrau interessiert waren, schien ein Erfolg garantiert zu sein. Interesse war während der Ausstrahlung des zweistündigen Pilotfilms auch definitiv vorhanden. Fast ein Drittel des TV-Publikums am 26. Februar 1979 brachten den Pilotfilm auf Rang 18 der Wochencharts.

Dann kehrte jedoch die Realität zurück. «Mrs. Columbo» war alles andere als eine wahre Spin-off-Serie seines Originals, sondern wurde harsch als „Rip-off“ bezeichnet – ein Begriff, dessen negative Bedeutung den Zuschauern schon in den 1970ern bekannt war. «Mrs. Columbo» bediente sich nicht nur den gleichen Geschichten, sondern hatte auch allgemein überhaupt nichts Neues im Genre zu bieten. Mal abgesehen von den Zuschauern, die nach der Premiere der Serie nicht nur unbeeindruckt waren, sondern auch enttäuscht über ihr falsches Label. Die zweite Episode am 1. März kam nur auf den 45. Rang der Wochencharts, Folge drei und vier landeten in der unteren Hälfte der 50er, bevor das Staffelfinale am 29. März immerhin einige Zuschauer zurückgewann und die Episode auf den 30. Rang der Wochencharts brachte. NBC war sich gewiss, dass mit «Mrs. Columbo» ein potentieller Flop im Programm war, die Serie wollte der Sender jedoch so schnell nicht aufgeben. Eine zweite Staffel wurde bestellt, jedoch nicht ohne ein gründliches Retooling.

Der Titel wurde in «Kate Columbo» geändert, doch als die Autoren sich klar wurden, dass die Charakterverbindungen mit dem originalen Inspektor niemals halten und bei den Zuschauern keinen Anklang finden würden (und Peter Falk niemals zu einem Gastauftritt überreden werden konnte), gab es weitere Änderungen. «Kate, the Detective» war nun der offizielle Titel der Serie, und mit diesem verschwanden auch die ersten Verbindungen zwischen Peter Falks legendärem Charakter und der Titelheldin in ihrer eigenen Serie: Aus Kate Columbo wurde Kate Callahan, und sie war plötzlich nicht mehr die Ehefrau von Mr. Columbo. Weitere Änderungen gab es nur wenige Tage vor der Premiere der zweiten Staffel am 18. Oktober 1979: Aus «Kate, the Detective» wurde «Kate's Valley» (da Mrs. Callahan ihre Fälle im San Fernando Valley von Los Angeles löste), und da dieser Titel einem NBC-Offiziellen zu sehr an Pornographie erinnerte, wurde der Titel abermals geändert. Dieses Mal in «Kate Loves a Mystery» – der endgültige Serientitel, mit welchem die zweite Staffel endlich auf Zuschauerfang gehen konnte.

Die Zuschauer waren jedoch immer noch nicht beeindruckt und schalteten reihenweise ab. NBC setzte die Serie in der zweiten Dezemberwoche 1979 nach der siebten Folge ab und ließ eine Episode unausgestrahlt – 12 von 13 produzierten Episoden schafften es damit über die Bildschirme. Immerhin war die Serie nicht ein völliger Flop gewesen. 1980 wurde Mulgrew als beste Darstellerin in einem TV-Drama für einen Golden Globe nominiert, verlor allerdings gegen Natalie Wood. Seltsamerweise war die Nominierung für einen Golden Globe die einzige, welche die Serie in ihrer kurzen Laufzeit erreichte. Bei den Emmy-Awards wurde sie vollständig übersehen, was vielleicht auch damit zu tun hatte, dass die Zuschauer die Serie schnell vergaßen, um im Sommer 1980 noch frisch in den Erinnerungen des Publikums und der Kritiker zu sein.

Kate Mulgrew, die vor ihrer ersten Serienhauptrolle nur durch einen Gastauftritt in «Dallas» auf sich aufmerksam machen konnte, schaffte es nach dem Ende von «Mrs. Columbo»/«Kate Loves a Mystery» immerhin zu einer blendenden Fernsehkarriere, auch wenn diese einige Jahre brauchte, um zu starten. Den TV-Fans ist sie vor allem als Captain Kathryn Janeway aus «Star Trek: Voyager» bekannt, während ihre Rolle als Kate Columbo/Callahan inzwischen vergessen zu sein scheint. Immerhin können Fans auch heute noch in den Genuss des Rip-offs kommen: Die Staffel-eins-Episode „Caviar with Everything“ befindet sich als Bonus auf dem DVD-Set der fünften «Columbo»-Staffel – die wohl einzige Episode des „Spin-offs“, welche ins 21. Jahrhundert mitgenommen wurde.

Columbo selbst kehrte 1989 als Mordermittler zurück ins Fernsehen, als ABC sich die Rechte der Serie sicherte und dem Charakter bis 2003 mehrere „ABC Mystery Movie“-Episoden spendierte. Die Produzenten haben es sich nicht nehmen lassen, in ihrer Serie Worte über Mrs. Columbo zu verlieren: „Da gibt es eine junge Frau, die vorgibt meine Ehefrau zu sein. Ich wünschte meine Frau wäre wie sie. Aber sie ist eine Gauklerin“, sagte einst Columbo und schloss mit dem Spin-off endgültig ab.
23.12.2011 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/53963
Christian Wischofsky

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Mrs. Columbo

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