Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 170: Der spektakuläre Weihnachtsflop von Sat.1.
Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Überraschungsshow, die nicht überraschend beim Publikum durchfiel.
«Einer wie keiner» wurde am 26. Dezember 1995 in Sat.1 geboren und entstand zu einer Zeit als der damalige Senderchef Fred Kogel mit den Verpflichtungen von Thomas Gottschalk, Harald Schmidt und Fritz Egner auf die Konkurrenz von RTL aufschließen wollte. Während sich Gottschalk mit
«Gottschalks Hausparty» und Schmidt mit der
«Harald Schmidt Show» im Abendprogramm behaupten durften, stand Egner diese Aufgabe zunächst nicht zu, denn er erhielt mit
«XXO – Fritz & Co» eine banale Gameshow am Nachmittag. Seine große Chance sollte dann erst zu Weihnachten des Jahres kommen, denn ihm wurde die Moderation eines aufwendigen Projekts anvertraut, das bereits in den Niederlanden ein großer Erfolg war.
In jeder Ausgabe sollte nämlich eine Person, die sich durch besonderes Engagement verdient gemacht hat, mit einer eigenen und persönlichen Show belohnt werden. Der Clou dabei war, dass diese im Wohnzimmer des ahnungslosen „Opfers“ produziert wurde und auch die Stargäste, die den Vorlieben des Überraschten entsprechen sollten, in diesem beengten Rahmen auftraten. So wurde auf diese Weise ein Kinderarzt für seinen selbstlosen Einsatz in Afrika und Asien mit den Weather Girls in den eigenen vier Wänden prämiert. Der Aufzeichnung ging eine dreimonatige Beobachtungsphase mit versteckten Kameras des „Beschenkten“ voraus, deren entsprechende Bilder ebenfalls gezeigt wurden.
Obwohl die holländische Vorlage mit dem Titel «TV Masque» von Sat.1 zum ersten Mal offiziell für das deutsche Fernsehen adaptiert wurde, war das Konzept zum Startzeitpunkt eigentlich schon verbrannt. Der Komiker Hape Kerkeling präsentierte nämlich bereits im Herbst des selben Jahres in seiner Sendung
«Warmumsherz» exakt die gleiche Idee – ohne jedoch die ordentliche Lizenz erworben zu haben. Dies missfiel verständlicherweise der Produktionsfirma Endemol, welche die Rechte am niederländischen „Original“ eingekauft hatte, und zog vor Gericht – allerdings ohne Erfolg, denn der WDR durfte seine Version weiter ausstrahlen. Besonders beliebt war diese dennoch nicht und kam über sechs Ausgaben nicht hinaus. Die letzte Folge lief am Nikolaustag des Jahres 1995 und damit genau drei Wochen bevor Egner mit seiner Variante nachzog. Der Sender Sat.1 glaubte nämlich für den Start der familienorientierten und emotionalen Show am zweiten Weihnachtsfeiertag den idealen Sendeplatz gefunden zu haben. Doch das Interesse hielt sich auch beim vermeintlichen Original in Grenzen. Das Desinteresse der Zuschauer war sogar derart groß, dass das Format bereits nach dem Auftakt direkt wieder eingestellt wurde. Offenbar stieß die Idee, eine Sendung im Wohnzimmer einer Person zu produzieren in Deutschland auf keine große Beliebtheit, egal wer diese präsentierte.
«Einer wie keiner» wurde am 26. Dezember 1995 beerdigt und erreichte ein Alter von einer Ausgabe. Die Show hinterließ den Moderator Fritz Egner, der die Gameshow «XXO – Fritz & Co» noch bis Anfang 1997 mit durchwachsenem Zuspruch präsentierte und erst ab Februar 1996 mit «Die witzigsten Werbespots der Welt» endlich durch eine Sendung in Sat.1 führte, die (zumindest in der Anfangszeit) gute Quoten einfuhr. Später kam mit «Vorsicht Kamera – Das Original» auch ein aussichtsreiches Primetime-Format hinzu. Ab 2004 wurde Egner dann jedoch angeblich wegen seines hohen Alters schrittweise aus dem Programm entfernt und teilweise durch jüngere Kollegen ersetzt. Derzeit ist er regelmäßig beim Radiosender Bayern 3 zu hören, wodurch er zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist. Übrigens teilten sich Egner und Kerkeling nicht das einzige Mal ein Sendungskonzept, denn die Pilotausgabe von Kerkelings späterer Erfolgsshow
«Darüber lacht die Welt» wurde noch von Fritz Egner moderiert.
Möge die Show in Frieden ruhen!
Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann den Silvesterklassikern des DDR-Fernsehens.