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360 Grad: Shuttin' Neo down?

Wird ZDFneo bald wieder dicht gemacht? Wenn es nach Kurt Beck geht, lautet die Antwort "ja". Ein Kommentar von Julian Miller.

Man kann es drehen und wenden wie man will – von der eigentlich gebotenen Staatsferne ist man beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Bundesrepublik weit entfernt. Der letzte große Skandal liegt erst zwei Jahre zurück, als Roland Koch gegen den entschiedenen Willen des Intendanten Markus Schächter für die Absetzung des ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender sorgte. Dass sich sogar 55 renommierte Staatsrechtler zusammenfanden, um Koch durch einen offenen Brief in der FAZ von seinem „offenkundigen Versuch, einen unabhängigen Journalisten zu verdrängen und den Einfluss der Parteipolitik zu stärken“ abzubringen, interessierte den hessischen Landesvater wenig. Seinen Plan setzte er rücksichtslos durch – die Konsequenzen sind bekannt.

Vor einigen Tagen äußerte nun Kurt Beck ein paar Ideen zum ZDF – immerhin ist er seit 1999 der Vorsitzende des Verwaltungsrats (und außerdem nebenamtlich noch als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz tätig). Er tritt ein für „zeitgemäße, den finanziellen wie programmlichen Herausforderungen entsprechende Strukturen“. Kein schlechter Ansatz für jemanden in einer derartigen Position.

Desaströs klingt dagegen, was er so für zeitgemäße Strukturen hält – nämlich eine Abschaffung der digitalen Info- und Kulturkanäle, also etwa von EinsPlus, zdf.kultur und ZDFneo. Mit arte, 3sat und Phoenix hätte man ja schon alles, was man braucht.

Doch damit verkennt Kurt Beck nicht nur die Möglichkeiten, die das digitale Fernsehen mit sich bringt; er wirft auch den lobenswerten Entwicklungen beim ZDF einen Keil ins Getriebe – etwa dass man sich mit ZDFneo mühsam einen Sender aufgebaut hat, der innovative Spartenprogramme anbieten und eventuell auch als ein Testgebiet für den Hauptsender fungieren kann. Ganz zu schweigen davon, dass dieser Sender es geschafft hat, ein junges Publikum anzusprechen, womit sich das Hauptprogramm ja bekanntermaßen sehr schwer tut.

Becks SPD-Kollegen Martin Stadelmaier und Marc Jan Eumann haben dagegen andere Pläne. Sie wollen ZDFneo zwar nicht dicht machen, legen aber mit einem anzupeilenden Marktanteil von fünf Prozent eine Schlagzahl vor, die so unrealistisch ist wie dass Christian Wulff «Wetten, dass..?» übernimmt (zum Vergleich: Beim Gesamtpublikum kam kabel eins im letzten Monat gerade mal auf 4,0 Prozent).

Dass das ZDF ein aufgeblähter Apparat ist, ist kein Geheimnis – ebenso wenig, dass man spätestens in Zeiten der Haushaltsabgabe vernünftig mit Gebührengeldern umgehen muss und unsinnige Ausgaben zu streichen sind. Doch ZDFneo und zdf.kultur fallen nicht in diese Kategorie, da die beiden Programme ein junges Publikum zur Senderfamilie bringen und Platz für innovative Formate bieten (Man denke an «Neo Paradise» und «Wild Germany»), die im Hauptprogramm aufgrund der fehlenden Massentauglichkeit beim derzeitigen Stand der Dinge keine Chance hätten. Dass man dagegen so mir nichts, dir nichts über 50 Millionen Euro ausgibt, um Champions-League-Sender zu werden (diese „Grundversorgung“ hätte Sat.1 für deutlich weniger Geld übernommen) scheint dagegen das viel größere Problem.

Mit 360 Grad schließt sich nächsten Freitag wieder der Kreis - dann übrigens zum 100. Mal. Wenn Sie dazu Glückwünsche, Kritik oder allgemeine Denkanstöße loswerden möchten, freuen wir uns auf Ihr Feedback.
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Fröhliche Weihnachten an alle Leser!
23.12.2011 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/53941
Julian Miller

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360 Grad ZDFneo Kurt Beck

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