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Die «CSI»-Serien vor ungewisser Zukunft

Am größten Krimi-Franchise der letzten zehn Jahre nagt der Zahn der Zeit. Mindestens zwei Serien stehen in den Staaten auf der Kippe. Naht das Ende eines Serienphänomens?

Am 6. Oktober 2000 erblickte eine Serie das Licht der Fernsehwelt, die das größte Franchise der folgenden zehn Jahre begründen sollte: «CSI: Crime Scene Investigation». Gestartet an einem Freitagabend, der heutzutage längst als Todeszone für TV-Serien gilt, schaffte «CSI» auf CBS ein halbes Jahr später den Sprung auf den Donnerstagabend um 21:00, wo es in den folgenden Jahren zur erfolgreichsten Serie der Welt reifte. Seinen Höhepunkt erreichte «CSI» in der fünften Staffel, die im Schnitt 26,26 Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte lockte. Solche Werte erreicht heutzutage keine einzelne Episode von keiner einzigen laufenden Serie mehr - einmal abgesehen vom bombastischen Auftakt der neuen «Two and a Half Men»-Staffel.

Mit «CSI» startete ein Fernsehphänomen, dessen Verbreitung kaum überschätzt werden kann. Die Serie ist wie seine beiden Ableger «CSI: Miami» und «CSI: New York» in über 200 Ländern sowie über 30 Sprachen zu sehen und hat eine potentielle Reichweite von rund zwei Milliarden Zuschauer. Im Jahr 2009 wurde die Anzahl der tatsächlichen «CSI»-Zuschauer vom Monte-Carlo TV Festival auf weltweit 73,8 Millionen geschätzt, womit die Serie die erfolgreichste Drama-Serie weltweit war. Das Franchise erstreckt sich aber noch weit über die Grenzen des Fernsehens hinaus: 18 Romane zur Serie sind in den USA bislang erschienen, zehn davon auch in Deutschland, zwölf weitere kommen von den beiden Spinoff-Serien hinzu. 10 Computerspiele veröffentlichte das Franchise, darunter ein Facebook-Spiel, sowie eine langjährige Comicreihe.

Der Erfolg brachte zwei schnell zwei weitere «CSI»-Serien hervor, die in Miami und New York angesiedelt waren. «CSI: Miami» startete im September 2002 am Montag um 22 Uhr auf CBS, «CSI: New York» abermals zwei Jahre später mittwochs um 22 Uhr. Zeitweise machten Gerüchte die Runde, Leslie Moonves, der CEO des Senders, wolle das Franchise soweit ausbauen, dass an jedem Wochentag eine eigene «CSI»-Serie laufen könne. Doch «CSI: New York» blieb der letzte Ableger. Womöglich wurden die von Spinoff zu Spinoff schwächeren Einschaltquoten als Warnsignal gewertet. Und möglicherweise sind auch nur deshalb heute - sieben Jahre nach dem Start des jüngsten Ablegers - noch alle drei Serien mit neuen Folgen zu sehen.

Doch mittlerweile ziehen zahlreiche dunkle Wolken über dem Franchise auf, dessen kollektives Ende manch Experte aufziehen sieht. Die Quoten sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich so stark gefallen, dass der Sender reagieren musste: Im Laufe der zurückliegenden anderthalb Jahre haben alle drei Serien ihren über lange Jahre angestammten Sendeplatz verloren. «CSI: Miami» verließ den Montagabend, um hinter den erfolgreichen Sitcoms Platz für den Newcomer «Hawaii Five-0» zu machen und muss seither mit einem schwierigen Sendeplatz am Sonntagabend Vorlieb nehmen. Noch härter erwischte es «CSI: New York», das seit 2010 am Freitagabend läuft. In diesem Herbst erwischte es auch «CSI: Crime Scene Investigation». Statt donnerstags läuft die Serie nun mittwochs und zudem eine Stunde später als gewohnt.

Die Einschaltquoten fallen indessen weiter, was Diskussionen über die Einstellung der Serien anheizt, von denen mindestens «CSI: New York» schon länger auf der Kippe steht, sich bislang aber immer in die neue Saison retten konnte. Sowohl «CSI: New York» als auch «CSI: Miami» gelten mittlerweile als Problemstellen im Programm. Könnte die Ära «CSI» schon im nächsten Jahr zumindest ihren Anfang vom Ende finden?

Die schlechtesten Werte fährt derzeit «CSI: New York» ein, das im Schnitt zwar noch auf knapp über zehn Millionen Zuschauer kommt und damit gar nicht so weit vom besten Staffelschnitt von gut 14 Millionen aus seinem zweiten Jahr entfernt liegt, aber in der Zielgruppe nur noch einen Marktanteil von fünf Prozent aufweist. Das Rating, der Anteil der Zuschauer gemessen an der Gesamtbevölkerung und die wichtigste Kennziffer im US-amerikanischen Network-Fernsehen, liegt derzeit bei 1,7 und damit eigentlich tief im roten Bereich.

Am Freitagabend steht die Serie damit aber gar nicht so schlecht da. Um 21 Uhr verteidigt sie gewöhnlich ihren ersten Platz gegenüber der Konkurrenz, das darauf folgende «Blue Bloods» läuft nur minimal besser und «A Gifted Man», die neue Serie, die den Abend auf CBS eröffnet, sogar katastrophal schlecht. «CSI: New York» könnte es zum Verhängnis werden, sollte CBS für das nächste Jahr mit «CSI: Miami» und «Good Wife» gleich zwei Serien auf den Freitagabend verschieben wollen. Anderenfalls ist die Serie noch nicht abzuschreiben.

«CSI: Miami» muss dazu das Jahr aber erst einmal selbst überstehen. Am Sonntagabend steht derzeit ein Rating von 2,2 und es reicht nicht einmal mehr für einen zweistelligen Millionenschnitt bei allen Zuschauern. Dass die Serie bei Kritikern mittlerweile als die «CSI»-Serie gilt, die am schlechtesten gealtert ist und oftmals mehr wie eine Parodie ihrer selbst wirkt, ist ebenfalls nicht positiv zu werten. Dass sie den aktuellen Sendeplatz nicht über die Saison hinaus behält, ist durchaus denkbar, es bleibt die Frage: wohin?

Einzig der Freitagabend bleibt als Alternative, entweder im Doppel mit «CSI: New York» oder als dessen Ersatz. Dazu muss man bei CBS aber erst einmal davon ausgehen können, dass die ältere und wohl teurere Serie am zuschauerschwachen Freitag überhaupt besser abschneidet. Einen großen Vorteil gegenüber seiner New Yorker Konkurrenz konnte die Serie erst am vergangenen Freitag erzielen: Mit dem Kabelsender AMC wurde ein großer Syndication-Deal abgeschlossen, AMC erhält dadurch die Wiederholungsrechte an allen zehn Staffeln und darüber hinaus. Denn sofern produziert, wandern auch die nächsten zwei Staffeln zu AMC. Ein Vorteil, den soweit bekannt «CSI: New York» nicht hat.

Auch für «CSI: Crime Scene Investigation» läuft es dieser Tage bei Weitem nicht mehr so gut wie zu Hochzeiten. Von den weit über 20 Millionen Zuschauern ist noch eine durchschnittliche Reichweite von 11,2 Millionen geblieben, das Rating ist auf 2,7 gefallen, im vergangenen Jahr lag es noch bei 3,0, in der vergleichbaren Herbstsaison sogar über 3,1. Dennoch ist eine Einstellung der Mutter aller «CSI»-Serien derzeit noch undenkbar. Zuviel Prestige hängt an der Serie und darüber hinaus trotz allem Zuschauerschwund in den Staaten auch noch ein gewaltiger Erfolg im Ausland: Im Juni diesen Jahres wurde «CSI: Crime Scene Investigation» in Monte Carlo zum vierten Mal als weltweit zuschauerstärkste Serie ausgezeichnet.

Es ist durchaus denkbar, dass sich auch in einem Jahr noch alle drei «CSI»-Serien auf dem Sendeplan von CBS wiederfinden, dann aber sicherlich in einer Konstellation, in der sowohl «CSI: New York» als auch «CSI: Miami» am Freitag laufen. Genauso ist vorstellbar, dass mindestens eine Serie im kommenden Frühjahr ihr Finale erlebt. Welche der beiden Serien das sein wird, lässt sich kaum vorhersagen. Es könnte tatsächlich der Anfang vom Ende sein, aber zumindest eines ist klar: Das Franchise wird nicht auf einen Schlag verschwinden und gerade die erste und älteste «CSI»-Serie dürfte noch das ein oder andere Jahr vor sich haben.
12.12.2011 09:50 Uhr Kurz-URL: qmde.de/53758
Stefan Tewes

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CSI CSI: Miami CSI: NY CBS

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