Story
Die gescheiterte Ehe von Vera und Uli Lenz zwingt die beiden ein letztes Mal, zusammenzukommen. Vera hat sich entschieden, das einstige gemeinsame Haus zu verkaufen. Um die alten Möbel und restlichen privaten Dinge vor dem Verkauf an sich zu nehmen, treffen sich die beiden im ehemaligen Anwesen. Was Vera nicht weiß: Uli hat seine neue Frau Johanna mitgebracht.
Das bringt den ersten Streit mit sich. Doch damit nicht genug, auch der neue Lebensgefährte von Vera steht plötzlich in der Tür. Die Situation droht zu eskalieren, schwere Vorwürfe und harte Wahrheiten kommen ans Tageslicht und sorgen für einen verbalen Rosenkrieg, bei dem Schlichtung ein Fremdwort ist…
Darsteller
Iris Berben («Rosa Roth») ist Vera Lenz
Peter Simonischek («Tod in Istanbul») ist Uli Lenz
Nina Kunzendorf («Hurenkinder») ist Johanna
Axel Milberg («Hochzeitsreise zu Viert») ist Darius
Kritik
Laut dem Statistischen Bundesamt Deutschland wurden im vergangenen Jahr über die Hälfte aller Eheschließungen geschieden. Und die wenigsten Scheidungen dürften dabei glimpflich ablaufen. Die von Ehepaar Lenz eskaliert im ZDF-Film «Liebesjahre» bei einem gemeinsamen Hausverkauf in einer Aneinanderreihung von Vorwürfen, Lügen und gegenseitigem Missgönnen. Mitleid erzeugt das Dargebotene aber keineswegs. Stattdessen lädt das vierköpfige Schauspielerensemble zu einem intensiven anderthalbstündigen Kammerspiel voll mit trockenem und bösem Humor.
Obwohl Berben ihren Charakter der Vera Lenz nahezu unantastbar und unterkühlt anlegt, kommen gerade von ihr die scharfen Pointen und staubtrockenen Spitzen gegen Ex-Ehemann Uli, der sich zunächst ebenso cool gibt, bald aber schon vor Wut tobt. Und da ein fauchendes, zerstrittenes und noch dazu längst geschiedenes Paar nicht reicht, bringen sich direkt auch noch die neuen Partner mit in den Rosenkrieg ein.
Regisseur Matti Geschonneck («Tod in Istanbul») gelingt ein emotionales und äußerst angespanntes Psycho-Drama, dessen einziger Schauplatz das einstige Haus der Lenzens ist. Es macht einfach Spaß dabei zuzusehen, wie hier bald jeder gegen jeden die nächste Kralle ausfährt und so manch einer in Mitleidenschaft gezogen wird, der für das ganze Schlamassel im Grunde gar nichts kann. Positiv fällt der minimale Musikeinsatz auf. Die schnellen und scharfen Wortgefechte sind sich überlassen und werden eben nicht durch dramatische Geiger und großes Tamtam zerstört. Das Szenario wirkt authentisch und gerade deshalb unheimlich intensiv und emotional.
Das Drehbuch von Autor Magnus Vattrodt, der unter anderem die Skripte für einige «Tatort»-Episoden verfasste, liefert eine hervorragend umgesetzte Vorlage. Wenn sich ein Ereignis lediglich an einem Ort und mit gerade mal vier Darstellern abspielt, läuft es schnell in Gefahr, in Langeweile auszuarten. Das genaue Gegenteil bietet «Liebesjahre». So erbittert und melancholisch, ja, manchmal fast schon traurig die Geschichte ist, so kurzweilig und humorvoll wird sie von den Schauspielern vorgetragen.
Berben, Simonischek, Kunzendorf und Milberg sind zusammen unschlagbar. Trotz des ganzen Unterfangens harmoniert die Darstellerriege und spielt großartig auf. Vier unterschiedliche Menschen, jeder mit seiner ganz eigenen Nuance, die im Gesamtgefüge an verschiedenen Stellen deutlich zum Ausdruck kommt und die persönliche Note geben. Wenn aus dem eben noch als "Schatz" titulierten Gatten plötzlich ein schnöder "Lenz" wird, ist Stress vorprogrammiert. Und genau das wollen wir sehen.
Hier wird verbal gekratzt, gespuckt, zerfleischt – und der Zuschauer perfekt unterhalten. «Liebesjahre» passt so gar nicht zur besinnlichen Adventszeit und ist vielleicht nicht zuletzt deswegen richtig gut.
Das ZDF strahlt «Liebesjahre» am Montag, den 5. Dezember, um 20.15 Uhr aus.