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teamWorx erbost über Rommel-Film-Kritik

Im Auftrag des SWR hat die Firma einen Rommel-Film gedreht – die Historikerin Cornelia Hecht erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Produktion.

Ausführlich wie selten hat teamWorx-Geschäftsführer Nico Hofmann auf die am Wochenende laut gewordene Kritik an seiner ARD-Produktion über Erwin Rommel reagiert. Was war passiert? Die Produktionsfirma hat kürzlich einen Film über den Generalfeldmarschall abgedreht, in dem Ulrich Tukur die Hauptrolle spielt. Die Historikerin Cornelia Hecht, die ihren Vertrag mit der Produktionsfirma inzwischen gekündigt hat, wirft den Filmemachern nun eine „fragwürdige Darstellung“ vor. So habe sie angeblich der Firma von Anfang an ihre Bedenken gegen das Drehbuch vorgetragen, zu einer wirklichen Diskussion sei es aber nie gekommen.

Der Film vermittle eine Darstellung von Rommel, die weit hinter das zurückfällt, was die Wissenschaft an Erkenntnissen über Rommel und den Widerstand gegen die Nationalsozialisten erreicht habe. Hecht kritisiert vor allem, dass viele Dinge aus einem Buch von David Irving übernommen worden seien. Irving werde zumindest wegen anderer Werke in rechtsradikalen Kreisen als „Revisionist“ geschätzt, schreibt Hecht in einer der Zeitschrift "Focus" vorliegenden Stellungnahme. Schwerwiegende Vorwürfe, die Hofmann nicht auf sich sitzen lassen will – und dazu auch einen eigenen Historiker bemüht.

„Die Geschichte, die Niki Stein erzählt, ist plausibel und vor allem geeignet, ohne Klitterung von Überlieferungen den Entscheidungsrahmen auszuleuchten, in den Rommel gestellt war, in dem er sich zu behaupten und auch, historisch gesehen, zu bewähren hatte. Steins Film stellt Rommel deshalb in herausfordernde Entscheidungssituationen seiner Gegenwart.“, lässt sich Historiker Dr. Peter Steinbach zitieren. „Irving ist ohne Zweifel ein strafrechtlich verurteilter Holocaust-Leugner. Das hat aber nichts mit den Recherchen zu tun, die sein Rommel-Bild ermöglichten. Seine Darstellung wurde von allen Rommel-Biographen genutzt, auch von Frau Dr. Hecht, wie der Rommel-Katalog ihrer Ausstellung zeigt. Wenn sie nun aber ausgerechnet Aussagen, die wir Irving verdanken, benutzt, um Niki Stein zu diskreditieren, zeigt das zunächst einmal, wie schwach ihre inhaltlichen Bedenken sind. Das scheint sie zuweilen selbst zu sehen, denn sie bezweifelt durchaus selbstkritisch ebenso Niki Steins wie ihre eigene „Wahrheit““, so Steinbach, der aber auch zugab, dass es nicht die eine Wahrheit über Rommel geben würde.

Die Firma teamWorx prüft derweil rechtliche Schritte gegen Hecht. „Mit dem Revisionismusvorwurf wird eines der wichtigsten ARD-Projekte dieses Jahres denunziert. Dieser Vorwurf ist nicht nachvollziehbar und verärgert. Der Nachweis muss im Übrigen erst einmal erbracht werden“, sagt TV-Produzent Nico Hofmann (u.a. «Die Grenze», «Die Flucht», «Hindenburg»). Schon im "Focus" erklärte der teamWorx-Chef, dass das Treffen mit der Familie Rommel konfrontativ, offen und emotional gewesen sei. Die ARD will den Streifen mit Tukur im kommenden Jahr als großes TV-Event ausstrahlen.

Quotenmeter.de veröffentlicht nun die komplette Stellungnahme von Nico Hofmann:
„Mit dem Revisionismusvorwurf wird eines der wichtigsten ARD-Projekte dieses Jahres denunziert. Dieser Vorwurf ist nicht nachvollziehbar und verärgert. Der Nachweis muss im Übrigen erst einmal erbracht werden. Es ist bedauerlich zu sehen, dass die Familie Rommel einen verfrühten Historikerstreit vom Zaun brechen will, obwohl ich bei einem Gespräch in Stuttgart angeboten hatte, den Film im Schnitt anzuschauen. Das Projekt von Niki Stein ist nachweislich von einigen der besten Historiker, die wir in Deutschland haben, beraten worden. Unser Film muss am Ende des Tages vor der gesamten Historikerzunft und der Weltöffentlichkeit Bestand haben und nicht nur ausschließlich vor der Familie Rommel. Zum Thema meiner Dialogfähigkeit mit der Familie: Es gab ein langes Treffen mit der Tochter Rommel und der Historikerin Frau Dr. Hecht im Stuttgarter Schlossgarten-Restaurant – das Frau Dr. Hecht jetzt leugnet - ich habe die Familie an das Set eingeladen und ich bin persönlich der Einladung Manfred Rommels gefolgt, um unser Konzept vorzustellen. Außerdem liegen Frau Dr. Hecht und der Familie Rommel alle Gutachten unserer Historiker und deren Stellungnahmen vor. Unerklärlich bleibt, warum gerade bei diesem Familientreffen die so genannten Erkenntnisse der Expertenrunde um Frau Dr. Hecht der SWR-Fernsehspielchefin Christine Strobl als auch mir nicht vorgelegt wurden - entgegen der Verabredung über die Dinge im kleinen Kreis zu sprechen, sind diese Unterlagen jetzt wieder gezielt an die Presse gestreut worden. Mein moralisches Verständnis sieht da anders aus.

Aufgrund der mir jetzt vorliegenden Schreiben unseres Beratergremiums mit einem der führenden deutschen Historiker Prof. Dr. Peter Steinbach an der Spitze komme ich zum Ergebnis, dass die von der Familie Rommel und der Historikerin Frau Dr. Hecht erneut geäußerten Vorwürfe nicht haltbar sind. teamWorx prüft juristische Schritte gegen Catherine Rommel, die Drehbuch und Film denunziert hat, in dem sie den Machern vorwirft, rechtsreaktionäres Gedankengut in Buch und Film zu verarbeiten. teamWorx prüft außerdem juristische Schritte gegen Frau Dr. Hecht und den Historiker Prof. Dr. Bernhard Kroener - beide Historiker haben für teamWorx auf der Grundlage von projektbezogenen Beraterverträgen Gutachten erstellt und unterliegen auch nach Ende der Vertragszeit einer detaillierten Verschwiegenheitsverpflichtung. Es ist vor allen Dingen zu klären, ob insoweit ein mehrfacher Vertragsbruch vorliegt, insbesondere auch unter dem Aspekt, ob von teamWorx übersandtes Material für Gegengutachten benutzt wurde."
31.10.2011 18:33 Uhr Kurz-URL: qmde.de/52943
Manuel Weis

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Rommel teamWorx

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