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First Look: «How to Be a Gentleman»

Wenn die neue CBS-Sitcom nicht unbedingt einen Erfolg verspricht, den Humor vergisst und etwas moderner sein könnte. Ein Blick auf die Premiere von «How to Be a Gentleman»

Man weiß nicht, wann den Serienautoren die Ideen für neue Stoffe ausgegangen sind. Filmklassiker werden kopiert, oftmals völlig neu aufgesetzt, um nicht schon vom Startfleck weg als Plagiat dazustehen. David Hornsby, bekannt aus «It's Always Sunny in Philadelphia» hat sich nun entschieden, seine eigene Comedyshow zu schreiben und in dieser die Hauptrolle zu spielen. Doch «How to Be a Gentleman», eine Quasi-Adaption des gleichnamigen Selbsthilfebuches, und gewissermaßen die Sitcomversion des 1968er Klassikers «Ein seltsames Paar», sowie faktisch eine Serie wie alle anderen „odd couples“-Serien im Fernsehen (auf CBS läuft mit «2 Broke Girls», welche die selbe Prämisse hat), hätte vielleicht von einem anderen Autor entwickelt werden müssen, um Hornsby eine Möglichkeit zu geben, sein Comedytalent auszuspielen. Oder er hätte auf die Hauptrolle verzichten können.

Andrew Carlson (Hornsby), selbsternannter Gentleman, der sich nicht zu schade ist, dieses Thema in einer Magazinkolumne zu behandeln, steht vor einer Veränderung: Das Magazin, für welches er schreibt, hat einen neuen Besitzer bekommen, und dieser verlangt eine Frischzellenkur. Die Leser wollen kein Geschwafel über das langweilige Leben eines Gentleman lesen, weshalb Andrew einen Weg finden muss, um sich neu zu erfinden. Seine Schwester Janet (Mary Lynn Rajskub) schenkt ihm deshalb zum Geburtstag einen Tag in einem Fitnessstudio, wo Andrew auf seine Nemesis aus der Highschool trifft: Bert (Kevin Dillon), ein Macho nach Definition, der keinen blassen Schimmer hat, wie man Personen komplementiert oder sich in der Öffentlichkeit nett verhält. Doch Andrew sieht in Bert die beste Chance für die Neuausrichtung seiner Kolumne, während Bert die Chance nutzt, gute Manieren von Andrew zu lernen.

Bei einem Cast wie diesem, welcher sich aus Darstellern von «It's Always Sunny in Philadelphia», «Entourage», «NewsRadio» und «24» zusammensetzt, erwartet man gewissermaßen einen Erfolg. Doch nach 21 Minuten der neuen Sitcom darf man behaupten, dass «How to Be a Gentleman» weder originell noch besonders witzig ist. Ganz im Gegenteil: Mit der alten Klamotte des seltsamen Paares, welches als Serienprämisse sich schon längst selbst überlebt hat, kann man im heutigen Zeitalter des Fernsehens nichts mehr reißen. Da hilft es auch nicht, wenn der 90er-Jahre-Stil der Serie mit modernen Elementen bestückt wird, welche den Zuschauer daran erinnern, dass er eine Serie sieht, welche im 21. Jahrhundert produziert wird. Die eigentliche Prämisse – Jerrys (Dave Foley) Versuch, sein Magazin in die „Neuzeit“ zu bringen und zu Maxim-isieren – ist allein schon fast 15 Jahre alt und wirkt in «How to Be a Gentleman» altmodischer, als die in der Fran-Drescher-Sitcom «Happily Divorced» behandelte Idee einer Freundschaft nach der Scheidung. Nicht umsonst wirkt auch der Humor mit seinen seltsamen Vergleichen äußerst altbacken und kann in den seltensten Momenten zum Schmunzeln anregen.

Der eigentliche Grund, «How to Be a Gentleman» überhaupt eine Chance zu geben, ist Kevin Dillon. Seinen «Entourage»-Charakter Johnny „Drama“ Chase hat er in die Network-Sitcom mitgenommen, und setzt genau dort fort, wo er in der HBO-Serie aufgehört hat: Seine Machoart ist überzeugender als das Gentleman-Gehabe, weil es heutzutage out ist, ein Gentleman zu sein, und in ist, sich wie ein Neandertaler zu verhalten. Dillon hat also klar die bessere Rolle abbekommen und muss nach acht Jahren «Entourage» damit rechnen, zum Rollenfach des idiotischen und doch lustigen „brother“ zu gehören, der sich nicht darum schert, was andere Leute von ihm halten. Gewissermaßen ist auch Hornsby perfekt besetzt, hier allerdings nur weil seine Rolle genauso nervtötend und kindisch ist wie sein Schauspiel. Es wird eine Weile dauern, bis die Unterschiede zwischen Andrew und Bert auf ein gewisses Maß reduziert werden, um beide Charaktere in der Serie gleichwertig erscheinen zu lassen. Anderseits wird es den Zuschauern schwer gemacht, den einen oder anderen Charakter mit seiner sehr seltsamen Verhaltensweise zu mögen. Obwohl der Kontrast zwischen zwei Charakteren in solchen „odd couple“-Serien nötig ist, bekommt man bei «How to Be a Gentleman» das Gefühl, dass die Kluft zwischen Andrew und Bert etwas zu groß ist, um Comedygold zu liefern.

Das Drehbuch ist also das größte Problem der Serie. Mit dem Cast und ihren teils schrägen Charakteren kann man nach 20 Minuten noch leben, aber wenn die einzige Quelle der Comedy in Dillons coolem und gelassenem Schauspiel liegt, kann was mit den eigentlichen Witzen nicht stimmen. Stattdessen versuchte Hornsby alles, um einiges vom Humor durch die Situationskomik zu bekommen: Janet, ihr britischer Ehemann Mike (Rhys Darby), und das extrem demütigend aussehende Eheleben der beiden; die Kumpelhaftigkeit von Jerry als Andrews Boss, welches forciert ist; und die ersten Unterrichtsstunden von Andrew und Bert, wie man sich als sexistisch veranlagter Rüpelknabe (für Andrew) oder als wahrer Gentleman (für Bert) verhält. Dass genau hier die Möglichkeit zur guten Comedy liegt, ist nicht abzustreiten, doch in der Pilotfolge gab es nichts Weltbewegendes zu sehen, was den einen oder anderen Lacher verlangt.

Die Aufgabe von Hornsby und seinen Autoren liegt nun darin, sich von der 90er-Jahre-Klamotte zu befreien und «How to Be a Gentleman» zu einer modernen Sitcom umzuwandeln. Wenn es ihnen auch noch gelingt, die Charaktere für die Zuschauer zugänglicher zu machen, und mehr aus der eigentlichen Prämisse herauszuholen, könnte die Serie durchaus unterhaltsam sein. Doch da CBS-Sitcoms nicht gerade für ihre lineare Weiterentwicklung bekannt sind, ist es auszuschließen, dass «How to Be a Gentleman» aus dem Schatten von «$#*! My Dad Says» springt und sich zu einer wahren Sitcom entwickelt, die neben interessanten Charakteren und Storys auch wirklich lustig ist. «Two and a Half Men» hat die rüpelhaften Sexwitze, welche zum Erfolg beitreten, «How I Met Your Mother» schafft es mit seinen Charakteren, die Zuschauer zu unterhalten, während «The Big Bang Theory» mit dem Charme der Nerdgeneration punkten kann. «How to Be a Gentleman» fehlen jegliche Elemente, um überhaupt eine Chance im Comedymarkt zu haben.
01.10.2011 09:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/52372
Christian Wischofsky

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