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360 Grad: They Keep on Fallin'

Sat.1 ist nicht nur der Champions-League- und Harald-Schmidt-Sender. Am Mittwoch zeigte er sich von seiner hässlichen Seite.

Es hat etwas Schizophrenes an sich: Einerseits hat Sat.1 Harald Schmidt aus dem öffentlich-rechtlichen Exil zurückgeholt, andererseits müllte man die drei Stunden vor seiner Late-Night-Sendung am vergangenen Mittwoch mit einem Programm zu, das jeder Beschreibung spottete: «32Eins! – Die peinlichsten Promi-Momente».

Das Konzept der Rating-Show ist denkbar einfach: Menschen in der Öffentlichkeit machen Fehler, und Moderatorin Andrea Kaiser führt sie vor. Kommentiert werden die „Peinlichkeiten“ dann von Z-Comedians oder Laiendarstellern im absoluten Billigprogramm, die selbst für das Dschungelcamp zu unbekannt sind. Vielleicht bis auf Alexander Hold, dessen Sendung allerdings kurioserweise nicht in der Liste der „peinlichsten Promi-Momente“ auftauchte – auch wenn sie wohl definitiv einen der vordersten Plätze verdient hätte. Doch es ist ja immer amüsanter, wenn andere scheitern. Nicht wahr, Herr Hold?

Auf diesem Element baute die ganze Sendung auf. In gewisser Weise ist «32Eins!» die Fernsehversion der „Bild“, des „Organs der Niedertracht“, wie Max Goldt sie einmal nannte. Die Basis des Formats ist die Schadenfreude und der Verfall. Mit einer gewissen Genugtuung arbeitet man hier die persönlichen Tragödien und die beruflichen wie privaten Abgründe von Menschen ab. Aber es handelt sich ja um Prominente. Das entschuldigt dann wohl alles.

Den Verfall lassen sich Andrea Kaiser und ihre Kommentatoren dann genüsslich auf der Zunge zergehen, wenn sie sich über die Stars und Sternchen und ihre ganzen „Peinlichkeiten“ auslassen. Bizarr, dass die erhobenen Zeigefinger und Attacken auf die Prominenten von Leuten kommen, deren eigener Erfolg im Mediengeschäft vergleichsweise als allenfalls marginal zu bezeichnen ist. Da schmeckt es dann wohl doppelt so gut, die Reichen, Schönen und Mächtigen einmal scheitern zu sehen und amüsiert über sie herziehen zu können. Als Sahnehäubchen zeigt man dann noch Photos vom Intimbereich von Britney Spears & Co. (verpixelt natürlich; man muss ja an die Kinder denken, die um diese Zeit zuschauen) und macht sich so zum Erfüllungsgehilfen der Paparazzi, die ja genau davon leben, die Stars im richtigen Moment – ob Vollsuff oder Nervenzusammenbruch – abzulichten.

In gewisser Weise ist es schon erstaunlich, dass man aus den Themen Promis, Titten und Gewalt eine dreistündige Prime-Time-Sendung zusammenbauen kann. Noch erstaunlicher ist es aber, dass es einen Sender außer RTL gibt, der sich nicht zu schade ist, so etwas zu senden. Wenn «32Eins!» mein Life colorn soll, dann wirklich nur in kotzgrün.

Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.
23.09.2011 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/52165
Julian Miller

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360 Grad

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