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Die Kritiker: «Achtung Selbstversuch – Wie werde ich Pornoregisseurin?»

Handlung


Schauspielerin Mirja Regensburg stellt sich einer sehr speziellen Herausforderung: An der Seite von Deutschlands renommiertestem Pornoregisseur, dem kürzlich gestorbenen Harry S. Morgan und seinem neuen Star Lena Nitro, begleitet sie die Entstehung eines Pornofilms. Morgan hat die bekannten Erotikstars Gina Wild und Vivian Schmitt entdeckt und vermarktet und galt bis zu seinem Tod als einer der letzten Urgesteine die deutsche Pornoindustrie, die jährlich geschätzte 800 Millionen Euro umsetzen soll. Als Praktikantin am Set einer Pornoproduktion versucht Regensburg, hinter die Kulisse einer Welt zu blicken, die von Illusionen und Träumen lebt und geleitet wird.

Kritik


Die Sexualisierung der Gesellschaft ist seit Jahren hippes Thema in den Medien: Von Charlotte Roche bis Helene Hegemann, vom Sat.1-Spielfilm über Sexy Cora bis hin zur prominent besetzten Talkshow-Diskussion befindet sich Deutschland quer durch alle Betten des Kulturbetriebs in einer angeregten Diskussion um Sex. Woher das plötzliche Interesse einer aufgeklärten Gesellschaft am Bettsport rührt, ist schleierhaft – die bloße Thematisierung der Körperlichkeit ist im Jahr 2011 weder Tabubruch noch besonders spannend. Doch auf den Spuren von Günther Hunold («Schulmädchenreport») und Lilo Wanders («Wa(h)re Liebe») lässt sich offenbar auch heute noch Quote machen.

Und so widmet der öffentlich-rechtliche Jungspundsender ZDFneo dem Themenbereich einen gesamten Sendetag und hinterfragt in der Reportage «Achtung Selbstversuch – Wie werde ich Pornoregisseurin?» die Machenschaften der Pornoindustrie – zumindest versucht man es. Denn das, was Schauspielerin Mirja Regensburg an der Seite von Regisseurlegende Harry S. Morgan am Filmset eines Pornos macht, ist weder investigativ noch informativ: Sie wäscht Dildos, hält einen Tonarm und darf am Ende selbst eine Szene arrangieren. Den Menschen vor und hinter der Kamera kommt sie nicht näher, spannende Fragen bleiben unbeantwortet: Wie überlebt die Pornoindustrie in Zeiten kostenloser visueller Verführung im Internet? Was macht einen guten Porno aus? Wie ist die Szene in Deutschland organisiert? Wie werden Schauspieler im Erotikbereich von ihren Mitmenschen wahrgenommen? Ist die deutsche Gesellschaft so offen, wie sie es vorgibt?

Die Antworten bleibt die Reportage schuldig, einzig die letzte Frage darf eindeutig verneint werden: «Achtung Selbstversuch – Wie werde ich Pornoregisseurin?» zeichnet das Abbild einer von Selbstbeweihräucherung getriebenen, angeblich liberalen Gesellschaft, die es offensichtlich nicht für nötig hält, sich seriös, ohne Wortspiele und mit wirklichem Interesse mit der Thematik auseinanderzusetzen. Denn dass Regensburg Darstellerin Lena nach dem ersten Treffen als "eigentlich doch recht sympathisch" charakterisiert, zeugt kaum von einem realistischen Umgang mit der Thematik, die an der Seite von Harry S. Morgan deutlich differenzierter hätte porträtiert werden können. Jede «SpiegelTV-Reportage» und jedes RTL-«extra»-Porträt wirft mehr Licht auf die Menschen vor und hinter der Kamera und bietet einen detaillierten Einblick als der verzweifelte Selbstversuch Regensburgs, der eine halbe Stunde lang schreit: "Seht her, das deutsche Fernsehen ist aufgeklärt!"

ZDFneo zeigt «Achtung Selbstversuch – Wie werde ich Pornoregisseurin?» am Samstag, den 17. September 2011, um 23:30 Uhr.
16.09.2011 17:36 Uhr Kurz-URL: qmde.de/52070
Jakob Bokelmann

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achtung selbstversuch - wie werde ich pornoregisseurin?

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