Inhalt
David Voss und Philip Harmsdorf sind das Top-Team des 'World Express', einem internationalen Kurierdienst spezialisiert auf besonders schwierige Fälle. Tagtäglich jagen sie im Auftrag ihres geheimnisvollen Chefs Anson unter Hochdruck rund um den Globus, um ihre sensible Fracht pünktlich und gegen alle Widrigkeiten ans Ziel zu bringen.
Doch als David und Philip in Mexiko das Lösegeld für ein entführtes deutsches Mädchen überbringen sollen, kommt es zur Katastrophe: Philip wird erschossen und das Lösegeld gestohlen. Viel Zeit zum Trauern bleibt David jedoch nicht, er muss das Lösegeld wiederbeschaffen und das Mädchen retten. Doch er hat nicht mit der Mutter des Mädchens gerechnet: In Corinna Achternberg erkennt er seine Ex-Freundin wieder, von der er sich vor vielen Jahren nicht unbedingt im Guten getrennt hat. Sie hütet ein brisantes Geheimnis und hat es sich in den Kopf gesetzt, ihr Kind selbst aus den Händen der Entführer zu befreien.
Auf der Suche nach Janina erleben Corinna und David nicht nur einen abenteuerlichen Trip durch Mexiko - sie merken auch, dass alte Liebe nicht so schnell rostet...
Darsteller
Marco Girnth («SOKO Leipzig») ist David Voss
Sarah Maria Besgen («Entführt - In fremder Gewalt») ist Corinna Achternberg
Klaus J. Behrendt («Tatort») ist Franz Joseph Anson
Jochen Nickel («Lutter») ist Philipp Harmsdorf
Xenia Georgia Assenza («Scharfe Hunde») ist Janina Achternberg
u.a.
Kritik
Bereits eine Woche nach «IK 1 - Touristen in Gefahr» versucht sich der Sender RTL an einer neuen Variante einer potenziellen Abenteuerserie für das Hauptabendprogramm. Dieses Genre wurde von den deutschen Sendern bis dato wenig bis gar nicht berücksichtigt und so schickt RTL nun im neuesten Aufguss «World Express» einen internationalen Kurierdienst und dessen abenteuerlustige Mitarbeiter auf Zuschauerfang. Dass diese einschalten werden ist zwar zu erwarten, einen wirklichen Erfolg sollte man aber nicht herbeisehnen. «IK 1» schaffte es gerade einmal auf 3,80 Millionen Zuschauer und in der Zielgruppe sprangen auch „nur“ 17,1 Prozent Marktanteil heraus. Ob diese dann in Serienlänge dabei bleiben würden, ist bei solchen Ausgangswerten fraglich.
Und auch im aktuellen Fall könnte der Plan einer neuen Serie nach hinten los gehen. Zwar bietet man mit den Hauptdarstellern Marco Girnth, Klaus J. Behrendt und Co. erfahrene und durchaus massentaugliche Protagonisten auf, über die mangelnde Hintergrundgeschichte können aber auch diese nicht hinweg täuschen. Die Story um den Kurierdienst, der sich in seiner Hightech-Niederlassung mit massenhaft Monitoren und Mitarbeitern in Maßanzügen präsentiert, hat mehr Plausibilitäts-Löcher als ein guter Schweizer Käse und watet mit null Innovation auf. Das «SOKO Leipzig»- und «Alarm für Cobra 11»-Autoren-Team aus Roland Heep und Frank Koopmann hat gemeinsam mit dem britischen Regisseur Robert Del Maestro («The Bill») nämlich nur ein Standardwerk nach Maß entwickelt. Es wird bei Genrevertretern geklaut, was das Zeug hält. Ob „Tito und Tarantula“-Musik samt räkelnder Dame an der Stange in einer mexikanischen Bar oder schießwütige Gangster am Straßenrand – alles gab es schon mal andernorts zu beobachten – und das auch wesentlich ansprechender (z.B. bei Quentin Tarantino). Und auch der Entführungsfall sowie die sich entwickelnde Storyline zum Privatleben der Hauptfiguren entwickeln sich nach den Standardregeln des Genres. Dass es am Ende dann sogar noch ein Indiana Jones für Arme wird, hat dann gerade noch gefehlt.
Die Schauspieler spielen ihre Rollen größtenteils ganz passabel, Girnth überzeugt sogar halbwegs als Abenteurer. Einzig Klaus J. Behrendt ist als Chef des Kurierdienstes völlig deplatziert. Völlig aufgesetzt und unglaubwürdig hangelt er sich durch den TV-Film. Merkwürdig emotionslos und blass gerät sein Part dabei. Und auch so manche Nebenfigur in Mexiko ist leider nur der klischeeüberfrachteten Genrekiste entsprungen.
Zumindest hat man es aber verstanden, dem Backdoor-Piloten ein ansehnliches Äußeres zu verschaffen. Hochglanzoptik, Helikopterflüge über die Landschaften und Städte und viele Außendrehs vor Ort entschädigen für ein bis zwei Hänger in der Story. Am Ende muss man aber hoffen, dass sich RTL gegen diesen Piloten entscheidet. Denn ohne Glaubwürdigkeit und auch nur einen Hauch von Hintergrundgeschichte würde man den gerade wieder hergestellten Ruf der deutschen Serienunterhaltung mächtig schwächen. Und irgendwo sollte da auch noch die eine oder andere interessante Idee für einen starken Hauptcharakter in der Schublade liegen. Es fehlt anscheinend nur die Traute, diese Ideen auch mal anzupacken. So lange müssen sich die Zuschauer ihre kostbare Zeit dann noch mit solch halbgaren Machwerken vergeuden. Schade.
RTL zeigt «World Express» am Donnerstag, den 8. September 2011, um 20:15 Uhr.