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‚Wir sind angetreten, um das Abenteuergenre neu zu beleben‘

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Am 8. September schickt RTL den Pilotfilm zur Abenteuer-Serie «World Express» ins Rennen. Wir sprachen mit UFA-Produzent Jörg Winger und Hauptdarsteller Marco Girnth.

Das Produktionsteam hatte teilweise auch Schwierigkeiten das Equipment ins Land zu bekommen. Was war da los?
Jörg Winger: Das hat uns mehrmals den Schweiß auf die Stirn getrieben. Man muss sich nur mal überlegen, was gewesen wäre, hätten wir unser Equipment gar nicht ins Land bekommen. Es gab gelegentlich Probleme unsere Technik nach Mexiko über die Grenze zu bekommen. Da musste uns der Honorarkonsul vor Ort aushelfen. Der hat dann die Verhandlungen geführt. Am Ende haben wir unsere Technik aber immer ans Set bekommen und konnten drehen. Es ist dann auch alles gut gegangen. Die Kameras haben gehalten, so dass wir nicht noch Ersatz besorgen mussten.

Der Pilotfilm von «World Express» hat alle Züge eines guten Abenteuerfilms. Sollte «World Express» in Serie gehen, betritt man mit dem Genre Abenteuer gewissermaßen auch Neuland im deutschen Fernsehprogramm? Hat man hier vielleicht eine Programm-Nische gefunden?
Jörg Winger: Es gibt eine lange Tradition des Genres, angefangen vom «Indischen Grabmal» von Fritz Lang in den 20er Jahren, das man in den 50er Jahren nochmal gedreht hat, bis zur Fernsehserie «Auf Achse» mit Manfred Krug in der ARD von 1977 bis 1996, womit ich aufgewachsen bin. Das Genre ist in Deutschland schon vertreten gewesen. Doch dann gab es lange gar nichts mehr aus dem Abenteuer-Lager. Deswegen wollen wir mit «World Express» die deutsche Serienlandschaft auch beleben. Wir haben gesagt, wir wollen nicht noch eine Krimi-Serie machen, sondern aus den typischen Mustern einmal ausbrechen und zeigen, was man heute alles machen kann. In gewisser Weise haben wir da schon eine Nische gefunden und wir würden uns freuen, wenn wir mit «World Express» auch bei den Sendern neue Türen öffnen, da die Vielfalt an Genres in Deutschland noch sehr beschränkt ist.

Marco Girnth: Wir sind bewusst angetreten, um das Abenteuergenre neu zu beleben. Wir glauben, dass wir damit den Nerv der Zeit getroffen und insofern eine Nische aufgetan haben, die bisher unterbesetzt war.

Bei einem Erfolg bei RTL geht «World Express« in Serie – welche Entwicklungen kann die Rolle des David Voss dann noch nehmen?

Marco Girnth: Mit Sicherheit wird David Voss von seiner Vergangenheit eingeholt werden. Bevor er in das zivile Leben des World Express eingetreten ist, kam er als Elitesoldat auch mit sensiblen, militärischen Dingen in Berührung. Die dabei erlebten Erfahrungen haben ihn einerseits dazu gebracht, der Bundeswehr den Rücken zu kehren, andererseits werden ihn diese Erfahrungen auch künftig beeinflussen.

Welche Chancen sehen Sie, dass «World Express» bei RTL in Serie gehen kann?
Jörg Winger: Die Chancen werden schon entscheidend davon abhängen, wie wir am 8. September mit dem Pilotfilm bei RTL abschneiden. Ich denke, dass die Leute, wenn sie den Film erstmal gefunden haben, dranbleiben würden. Denn wir haben mit der erdigen, glaubhaften Action einen ganz eigenen Stil und mit der Liebesgeschichte in «World Express» auch eine romantische Farbe, was dem Zuschauer gefallen wird. Entscheidend wird sein, ob die Leute reinkommen in den Film, das hängt von ganz vielen Faktoren ab.

Wobei man bei einem seriellen Format eigentlich die Gesamtentwicklung betrachten muss und Erfolg und Misserfolg nicht an einer Folge festmachen kann, oder?
Jörg Winger: Das ist richtig. Aber man kann schon ablesen, wie die Figuren oder die Geschichte vom Publikum abgenommen werden. Es gibt eine gute Orientierung. Dass RTL zunächst nur den Pilotfilm zeigt und dann darüber entscheidet, ob es weitergeht, ist mir persönlich lieber als wenn das Projekt nur von der Marktforschung bewertet wird. Insofern hat das Publikum direkt eine Chance sich für oder gegen die Serie zu entscheiden. Hinsichtlich der Quote wird es wie immer bei RTL sein: Je näher an der 20-Prozent-Marke umso besser. Wenn das Format auf der Kippe steht, dann spielt es eben beispielsweise auch eine Rolle, wie RTL selbst die Chancen bewertet. Das ist dann nochmal eine andere Diskussion.

Gesetzt dem Fall, dass «World Express» in Serie geht, welche Entwicklungen könnten die Charaktere noch nehmen?
Jörg Winger: Wir sind schon in der Entwicklungsphase der nächsten Folgen, da wir auf den Erfolgsfall natürlich vorbeireitet sind. Dahingehend kann ich sagen, dass der Charakter von Marco Girnth, David Voss, zum einen selbstverständlich als Hauptfigur eine große Rolle spielen wird. Zum anderen kommt auch seine Partnerin Corinna, gespielt von Sarah M. Besgen, mehr in die Serie hinein. Klaus Behrend ist für mich ein echtes Pfund und wäre auch weiter dabei. Wenn wir dann tatsächlich in Serie gehen, würden wir wahrscheinlich noch ein oder zwei Charaktere hinzuholen. Da läuft auch schon das Casting.

Welche Chancen können sich für die Hauptrolle des David Voss und vor allem die Serie selbst draus ergeben?
Marco Girnth: Der Charakter des David Voss wird ein zwiespältiger, doppelbödiger sein. Gleichzeitig wird auch beim «World Express» selber ein Geheimnis sichtbar von dem David Voss bisher keine Ahnung hatte. Für die Serie ergeben sich dadurch ständig neue Konfliktsituationen, denen sich die Protagonisten stellen müssen. Daher besteht für die Serie nicht die Gefahr in eine „Heile Welt“-Situation zu geraten.

Wie war denn das Zusammenspiel im Schauspieler-Ensemble am Set?
Marco Girnth: Mit meinen Kollegen habe ich insgesamt das ganz große Los gezogen. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass sämtliche Ensemble-Mitglieder für das Projekt brannten und alle haben sich mit vollem Einsatz in das Abenteuer gestürzt. Sollten wir in Serie gehen, freue ich mich jetzt schon darauf alle Kollegen wiederzusehen.

Zu guter Letzt noch zur «SOKO Leipzig»: Nach dem Zweiteiler „Gefangen“ zum 10-jährigen Jubiläum steht nun mit „The Bill“ ein weiteres Special an. Wie liefen die Dreharbeiten und kann man darüber inhaltlich schon etwas verraten?
Marco Girnth: Dieses Special hat wiederum unser Regisseur Robbie del Maestro inszeniert, der ja auch beim «World Express» Regie geführt hat, und mit Robbie zu arbeiten ist immer ein großes Vergnügen. Inhaltlich dreht sich die Geschichte um Hajo Trautzschke und Jack Meadows (Simon Rouse), die zusammen einer männermordenden „schwarzen Witwe“ auf der Spur sind.

Wie sehen Sie allgemein die Entwicklung der «SOKO Leipzig» in den letzten zehn Jahren?
Marco Girnth: Die «SOKO Leipzig» hat eigentlich immer versucht, sich weiterzuentwickeln bzw. neue Wege zu gehen. Wir haben schon früh angefangen, die übliche Erzählstruktur zu verlassen und Specials im Ausland zu drehen. Die Kooperation mit „The Bill“ war ein großes Abenteuer, das einige Risiken beinhaltete und wurde am Ende ein großer Erfolg. Und letztes Jahr haben wir mit „Gefangen“ versucht die Erzählweise erneut aufzubrechen, indem wir eine Geschichte horizontal, also gestreckt über 180 Minuten, erzählt haben und nicht bereits nach 45 Minuten abgeschlossen haben. All diese Innovationen haben unsere Zuschauer sehr gut angenommen, so dass wir in den letzten zehn Jahren irgendwas richtig gemacht haben müssen.

Herr Girnth, Herr Winger, vielen Dank für das ausführliche Gespräch.
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04.09.2011 08:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/51815
Jürgen Kirsch

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World Express

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