Am Montag verstarb mit Loriot einer der größten Künstler der Nachkriegsgeschichte. Ein Nachruf an den Ausnahmehumoristen.
Es gibt nur wenige Humoristen, deren Arbeit von den Kritikern nahezu uneingeschränkt geschätzt wird. Am Humor scheiden sich oft die Geister, er lässt bei vielen eindeutige Präferenzen erkennen. Was für die einen lustig ist, ist für die anderen geschmacklos; worüber die einen lachen, runzeln die anderen nur die Stirn. Kein Wunder also, dass im Medienjournalismus über fast nichts so stark wertende Leitartikel und Kritiken verfasst werden, wie über das Genre der Witzigkeit und die „Spaßmacher“ selbst.
Es gibt unter ihnen nur sehr Wenige, auf die diese Beobachtung nicht zutrifft; nur sehr Wenige, denen fast unumschränkt eine positive Resonanz auf ihr Schaffen zuteil wird. Einer von ihnen war Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, der am vergangenen Montag verstorben ist.
Loriots Humor war stets filigran, aber deutlich; stets treffend, ohne abgedroschen oder überzeichnet zu sein. Er karikierte die kleinbürgerliche Gesellschaft, trieb den Wahnsinn des Alltags bis auf die Spitze; aber das, ohne jemals eine Anklage zu führen, ohne jemals den Protagonisten seiner Sketche und Cartoons eine gewisse Liebenswürdigkeit zu nehmen. Diese Feingeistigkeit und diese nuancenreiche Darstellung von Karikaturen des deutschen Spießbürgertums, ohne ihre Vorlagen jemals verletzend abzuwerten, wurden vielleicht zum Schlüssel seines Erfolgs. Seine Filme und Fernsehshows waren immer mit Lachern gespickt, die aber stets durch sehr subtile Punchlines oder seine treffende Beobachtungsgabe erzeugt wurden. Sein Gesamtwerk spricht seit Jahrzehnten ein großes generationenübergreifendes Publikum an.
Er selbst beschrieb die Quelle seiner Inspiration einmal wie folgt: „Ich weiß, als ich anfing zu studieren, wohnte ich zwischen dem Irrenhaus, dem Zuchthaus und dem Friedhof. Allein die Lage wird es gewesen sein, glaube ich.“ Ob „Früher war mehr Lametta!“ oder das Jodeldiplom – Viele seiner Sketche und wortgewandten Dialoge sind im deutschsprachigen Raum zu kulturellem Allgemeingut geworden und werden unvergessen bleiben.
Quotenmeter.de verneigt sich vor einem der größten Künstler der Nachkriegsgeschichte.
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