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Gedenken an Humorist Loriot: Sender ändern ihr Programm

Der in der Nacht zum Dienstag verstorbene Komiker und Cartoonist war einer der größten seiner Zunft. Seine besten Zitate und wie die Sender Abschied nehmen.

Loriot ist tot. Mit 87 Jahren verstarb einer der größten Humoristen Deutschlands. In Ammerland am Starnberger See verstarb Vicco von Bülow, wie er mit bürgerlichem Namen hieß. Er sei „sanft eingeschlafen“, wie sein Verlag Diogenes mitteilte (wir berichteten). Sprachwitz und Pointen von Loriot waren legendär. Millionen Menschen sahen seine beiden Kinofilme «Ödipussi» und «Pappa ante portas». Berühmt sind auch sein Sketch mit der Nudel im Gesicht beim Rendezvous sowie der Cartoon «Herren im Bad» („Die Ente bleibt draußen“). Beliebt war Humorist Loriot alias Vicco von Bülow auch für seine Zitate über sein Leben und Werk. Er redete stets humorvoll über sich und mit der Welt. „Wenn ich alt und klapprig bin und keinen Gedanken mehr im Kopf habe und nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, dann höre ich auf“, sagte er beispielsweise über das Alter und den Beruf.

Loriot - seine besten Sprüche: "Frauen und Männer passen eigentlich nicht zusammen"
Seine Kunst beschrieb Loriot zu Lebzeiten so: „Ganz nah an der Wirklichkeit und doch einen halben Schritt daneben sein (...) Ich zeige ja allzu menschliche Dinge, die wirklich jedem passieren und einen großen Wiedererkennungswert haben. Darüber hinaus muss man wach bleiben, nichts als selbstverständlich hinnehmen und sich über alles wundern.“ Loriot schrieb kultige Dialoge von Männern und Frauen. Der bekannteste Loriot-Satz: „Frauen und Männer passen eigentlich nicht zusammen.“ Dieser war auch der Lieblingsspruch des Humoristen. Bekannt wurde Loriot zunächst mit Knollennasenmännchen in Zeitschriften-Cartoons. Später erst kamen Fernseh-Sketche, etwa die ARD-Serie «Loriot I-VI», in der 70er Jahren dazu. In seinen Sketchen, beispielsweise in jenen über die Familie Hoppenstedt, trat Loriot auch selbst als wandlungsfähiger Schauspieler auf – an seiner Seite die 2007 verstorbene Evelyn Hamann.

Über die Bedeutung des Humors in Deutschland sagte Loriot einst: „Natürlich haben die Deutschen genauso viel Humor wie jedes andere Volk auch. Nur ordnen sie das Komische auf ihrer Werteskala ganz woanders ein. Der Komiker ist ganz weit unten. Der Tragöde ist ganz oben“, meinte der Humorist. Mit seinen verschiedenen Aktivitäten war Loriot gewissermaßen ein Allrounder in Sachen Humor: „Die berufliche Frage ist bei mir eigentlich nie ganz gelöst worden“, gab der Komiker zu verstehen. Loriot erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis, den Deutschen Kleinkunstpreis, die Goldene Kamera, den Karl-Valentin-Orden, den Wilhelm-Busch-Preis und den Ernst-Lubitsch-Preis. Zum Tod von Vicco von Bülow alias Loriot gibt es zahlreiche Programmänderungen im deutschen Fernsehen, über dessen Nachteile der Komiker und Cartoonist sagte: „Auch muss deutlich gesagt werden, dass ein perfekter Werbeblock im Fernsehen seine Wirkung verfehlt, wenn er alle paar Minuten von einem unverständlichen Spielfilmteil unterbrochen wird.“

Von «Pappa ante portas» bis «Ödipussi» - Programmänderungen im TV


Schon am heutigen Dienstag, 23. August 2011, ändert die ARD anlässlich des in der vergangen Nacht verstorbenen Loriot und im Gedenken an den Künstler ihr Programm am Abend: Um 22.45 Uhr zeigt Das Erste den 1991 entstandenen Spielfilm «Loriots Pappa ante portas». Vicco von Bülow ist darin neben Evelyn Hamann, Gerrit Schmidt-Foß, Dagmar Biener, Ortrud Beginnen, Inge Wolffberg und weiteren Schauspielern zu sehen. Ursprünglich war die Doku «Alarm am Hauptbahnhof – Auf den Straßen von Stuttgart 21» geplant. Um 0.10 Uhr zeigt Das Erste dann einen Film von Jens Brombach mit dem Titel «Loriot – Eine Erinnerung», eine Würdigung und ein Nachruf an den großen deutschen Komiker. Hier kommen auch prominente Kollegen wie Hape Kerkeling oder Götz Alsmann zu Wort. Gezeigt werden auch Sketche, Szenen und Karikaturen, die exemplarisch für das künstlerische Schaffen von Loriot sind. Ab 1 Uhr werden schließlich vier Folgen der Reihe «Loriot» von Radio Bremen gezeigt. "Mit seiner unnachahmlichen Komik und Intelligenz hat er es verstanden, Menschen aller Generationen zu unterhalten - ihnen auch manches Mal den Spiegel vorzuhalten - ohne dabei zu verletzen. Seine zeitlosen Sketche und Filme sind nicht nur Teil der deutschen Fernsehgeschichte, viele Dialoge haben längst ihren Platz in unserem Alltag gefunden. Vicco von Bülow wird unvergessen bleiben", sagte ARD-Vorsitzende Monika Piel zum Tod von Loriot.

Mit einer Sondersendung nimmt auch das ZDF Abschied von Vicco von Bülow alias Loriot. Markus Lanz wird am heutigen Dienstag, 23. August 2011, bereits um 19.25 Uhr, durch die Sendung «Loriot - Tod einer Legende» führen. Als Gäste begrüßt der Moderator unter anderen Marianne Koch, Hans-Peter Korff und Jörg Knör. Auch «Leute heute» wird sich um 17.45 Uhr monothematisch mit dem Leben Vicco von Bülows beschäftigen. Außerdem zeigt das ZDF um Punkt Mitternacht einen Nachruf. „Den Fernsehzuschauern des ZDF sind vor allem Loriots Figuren Wum und Wendelin in der Quizsendung «Der große Preis» zugunsten der damaligen «Aktion Sorgenkind» in Erinnerung. Wir haben dem großen Humoristen, Schauspieler und Cartoonisten Vicco von Bülow und seinem Engagement viel zu verdanken“, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter.

Auch die Bavaria Film Geschäftsführer Dr. Matthias Esche und Achim Rohnke drückten ihre Trauer über den Tod von Loriot aus: „Mit großer Bestürzung haben wir heute vom Tod von Vicco von Bülow erfahren. Mit ihm verliert Deutschland einen der größten Humoristen. Er war mit seinen Werken als Autor, Karikaturist und Darsteller wie kein anderer ein verlässlicher, kritischer Spiegel der deutschen Gesellschaft. Seinen Feingeist, seine Menschlichkeit und seine nachhaltige und einzigartige darstellerische Wirkung werden uns allen unvergessen bleiben“, gaben sie in einer Pressemitteilung bekannt. Mit der Bavaria Film war Vicco von Bülow durch seine beiden Kinofilme verbunden. Produzent Günter Rohrbach und damaliger Bavaria-Chef erinnert sich: „Die Zusammenarbeit mit Loriot war geprägt von einer Leichtigkeit und Harmonie, wie ich es sonst selten bei einer Produktion erlebt habe. In meiner ganzen Arbeit als Produzent, war es das erste und einzige Mal, dass ein Drehbuch Wort für Wort genau so verfilmt wurde, wie es uns vorgelegt worden ist.“

Weiterhin änderte das NDR Fernsehen am heutigen Dienstag sein Programm, um an Loriot zu gedenken. Auf «NDR aktuell» folgte von 15.02 Uhr bis 16.00 Uhr «Loriot im Gespräch mit Reinhold Beckmann». Das Gespräch mit dem damals 83-jährigen Loriot war zum ersten Mal am 29. Oktober 2007 im Ersten in der Talksendung «Beckmann» zu sehen. Der NDR hat weitere Programmänderungen bekannt gegeben: Um 16.50 Uhr am heutigen Dienstag, 23. August 2011, zeigt der öffentlich-rechtliche Kanal «Deutschland deine Künstler – Loriot», in dem das Leben von Vicco von Bülow nachgezeichnet werden soll. Zu Wort kommen unter anderem enge Vertraute sowie Loriot selbst. Die Sendung war bereits am 1. Juli 2009 im Ersten zu sehen. Im Anschluss um 17.35 Uhr folgen vier «Loriot»-Sketche. Ab 20.15 Uhr zeigt der NDR die gekürzte Fassung von «Ein Abend für Loriot», der Sendung, die zum 85. Geburtstag des Künstlers im Jahr 2008 aufgezeichnet wurde. Darin zu sehen sind die beliebtesten Sketche und Ausschnitte aus seinen bekannten Filmen, kommentiert von vielen Prominenten wie zum Beispiel Altkanzler Helmut Schmidt, Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, Alfred Biolek, Sabine Christiansen, Wolfgang Joop, Iris Berben, Heinz Meier, Max Raabe oder Olli Dietrich. Ab 22 Uhr präsentiert der NDR am heutigen Dienstagabend weitere «Loriot»-Sketche, unter anderem „Die Nudel“. Täglich von Mittwoch, 24. August 2011, bis Freitag, 26. August 2011, hat der NDR die schönsten «Loriot»-Sketche ab 17.10 Uhr im Programm. Am Freitag um Mitternacht folgen «Die schönsten Talk-Momente mit Loriot», ehe am Samstagabend, 27. August 2011, ab 22.45 Uhr «Die Loriot Nacht» gezeigt wird. Auch Sat.1 Comedy, der digitale Pay-TV Sender der ProSiebenSat.1 Group, würdigt den verstorbenen Unterhaltungskünstler mit einer kurzfristigen Programmänderung: Am Donnerstagabend, 25. August 2011, zeigt der Bezahlsender um 22.10 Uhr mit dem Film «Ödipussi», der 1987 hergestellt wurde, Loriot in einer seiner größten Rollen an der Seite von Evelyn Hamann. Auch Sky kündigte eine Programmänderung für den Donnerstag an: Zu Ehren von Loriot ist um 20.15 Uhr bei Sky Comedy der Kinofilm «Pappa ante portas» zu zeigen. Danach folgt «Otto - Der Außerfriesische» mit einem kurzen Loriot-Gastauftritt.
23.08.2011 16:33 Uhr Kurz-URL: qmde.de/51593
Jürgen Kirsch

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Loriot

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