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Die Kritiker: «Anna und der Prinz»

Inhalt:


Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verliebt sich Erzherzog Johann von Österreich unsterblich in die Postmeistertochter Anna Plochl. Ein Paar, das ungleicher nicht sein könnte: Er, der Bruder des Kaisers, sie, ein lebenslustiges Mädchen aus dem Volk. Zusammen kämpfen sie gegen den Standesdünkel und die Intrigen am Hofe für die Anerkennung ihrer "verbotenen" Liebe. Denn jahrelang unternimmt der Kaiser alles in seiner Macht stehende, um die Vermählung der beiden zu verhindern.

Darsteller
Hubert von Goisern («Ein Rucksack voller Lügen» )ist Bauer Paul Adler
Franz Morak («Fehlschuss») ist Kaiser Franz
Anna Maria Mühe («Alpha 0.7») ist Anna
Tobias Moretti («Kommissar Rex») ist Johann
Julia Stemberger («Die Stein») ist Caroline Auguste
Aglaia Szyszkowitz («Einsatz in Hamburg») ist Dorothe Lieven
Gertaud Jesserer ist Freifrau von Palffy-Batany

Kritik


Unter dem Titel «Geliebter Johann Geliebte Anna» lief «Anna und der Prinz» bereits im Dezember 2009 beim ORF und im August 2010 bei 3sat, bevor er nun auch seinen Weg ins Programm des ZDF findet. Angesichts dessen, dass der Film bei seiner österreichischen Erstausstrahlung einen Marktanteil von 38 Prozent einfuhr und mit mehreren Romys ausgezeichnet wurde, scheinen auch in Deutschland gute Quoten wahrscheinlich.

Dem Film merkt man sein hohes Budget von 2,7 Millionen Euro durchwegs an; speziell was Kostüme und Ausstattung angeht. Mei, sann die fesch, die Österreicher. Und wandern dun's au' so viel. Doch das allein macht noch keinen guten Film, vor allem wenn die Geschichte und die Figuren nicht passabel ausgearbeitet worden sind. Und genau hier beginnen die Probleme.

Dieser Film hat die standeslose Liebe als grundlegendes Thema, die am Schluss gemäß den Gesetzen einer solchen Dramaturgie gegen alle Widerstände siegen muss. Das klingt recht banal, kann aber funktionieren, wenn die Figuren ausreichend glaubhaft bleiben, die Handlung Sinn ergibt, die Konflikte klar, prägnant und dynamisch erzählt werden. Doch all das ist hier leider nicht der Fall.

Der Zeitraum, in dem die Geschichte spielt, hätte eine Vielzahl von Möglichkeiten geboten, dieses Thema vielschichtig zu reflektieren. Dieser Ansatz wird von den Autoren Knut Boeser und Julian Roman Pölsler (Letzterer fungiert auch als Regisseur des Films) nicht verfolgt. Dieser Film ist eine Ode an das „einfache“ Landleben, an die „einfachen“ Leute, die immer gegen die komplexen Städter, vor allem natürlich die in Regierungsfunktionen und insbesondere den Kaiser, siegen. Letztere sind allesamt kaltblütige Widerlinge, die nichts von der Liebe verstehen. Bis auf den Einen, den Erzherzog Johann. Aber der wandert in diesem Film ohnehin die ganze Zeit durch die Steiermark und verliebt sich in die „Bauerndirne“ Anna.

«Anna und der Prinz» belässt es bei sehr groben Linien; er differenziert nicht, er enthält sich, wo es nur irgendwie geht, einer Wertung. Außer, wenn er das „einfache“ Landleben idyllisieren will. Die dortigen archaischen Strukturen und die Infantilisierung der Frau werden in nicht ausreichendem Maße thematisiert, geschweige denn kritisiert. Dafür bleibt man auch durchgehend auf einem viel zu banalen Niveau.

Nicht gerade preisverdächtig kommen auch die Dialoge daher, die in ihrem Niveau von „gewollt komisch, aber unsäglich dämlich“ („Hast du narrische Schwammerl g'essen?“), bis zu „schlicht bizarr“ („Die Männer sann alle gleich. Egal, wie sie riachen.“ – „Naa, der is' anders.“) reichen. Das passt natürlich wiederum ganz gut zum Ton der Geschichte, die ohnehin so wirkt, als wäre sie dem letzten Groschenroman entsprungen – wenn nicht betont würde, dass sie auf „wahren Begebenheiten“ beruht.

Die Darsteller bemühen sich allesamt sichtlich, dieses Buch noch irgendwie in Richtung Glaubwürdigkeit zu spielen. Nur den Wenigsten, unter ihnen Hubert von Goisern und Franz Morak, gelingt dies auch zumindest ansatzweise. Hauptdarstellerin Anna Maria Mühe vermag es jedoch nicht, zu überzeugen, während Tobias Moretti immerhin einen seiner Monologe halbwegs passabel vortragen kann. Eine wirkliche Schuld am qualitativen Versagen dieses Films kann man aber keinem von ihnen zuschieben.

Das ZDF zeigt «Anna und der Prinz» am Sonntag, 21. August 2011 um 20.15 Uhr.
20.08.2011 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/51540
Julian Miller

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Anna und der Prinz

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