Jeff Goldblum, später für eineinhalb Staffeln bei «Criminal Intent», spielte in dem Prestigeprojekt von NBC die Hauptrolle.
Was haben Hollywoodstars wie Julianne Moore, Dustin Hoffman, Danny DeVito oder Kathy Bates gemeinsam? Die Frage wäre vor ungefähr zehn Jahren nicht zu beantworten gewesen, aber heute haben sie allesamt Hauptrollen in TV-Projekten. Es ist für große Namen in Hollywood einfacher geworden, sich eine Karriere im Fernsehen vorzustellen, nachdem diese in der Vergangenheit weitestgehend abgelehnt wurde – die Multimillionäre wollten für ihre zehn Monate Arbeit pro Jahr ausgiebig bezahlt werden, was bei den geringen TV-Budgets jedoch recht unwahrscheinlich war. Vor vier Jahren versuchte es auch Jeff Goldblum, der durch seine komödiantischen Charaktere in «Jurassic Park» und «Independence Day» zum Star aufstieg, in einer TV-Serie, nachdem seine Hollywoodkarriere Ende der 90er Jahre nicht mehr abheben wollte. Bevor er seine eigene Serie hatte, absolvierte Goldblum eine handvoll Gastauftritte in den NBC-Comedys «Friends» und «Will & Grace». 2006 bestellte der Pfauensender 13 Episoden der Krimiserie «Raines», in welcher Goldblum einen Los Angeles Detective verkörpert, der Mordfälle aufklärt, indem er Hilfe von imaginären Manifestationen der Mordopfer bekommt.
«Raines» war für NBC gewissermaßen ein Prestigeprojekt. Mit Jeff Goldblum hatte man einen bekannten Namen an Land gezogen, der sich dauerhaft ans Fernsehen binden wollte, und mit der Serie wollte man den üblichen Genreklischees des Krimigenres aus dem Weg gehen, indem Graham Yost («Justified») den selben Weg einschlagen wollte wie David Shore für «Dr. House»: Der ermittelnde Titelcharakter ist exzentrisch, hat einen psychologischen Tick, wird von seinen Kollegen und Freunden als verrückt angesehen. Zudem war «Raines» seiner Zeit nicht die typische Krimiserie: Sie versuchte in ihrer kurzen Laufzeit das Neo-Noir-Genre mit der Welt des Mainstreamfernsehens zu verbinden: dunkle Korridore, schwach leuchtende Glühbirnen, Gesichtsprofile in hellem Licht. Dazu verschiedene Ortswechsel: Goldblum am Strand, auf der Promenade, auf einer Parkbank, auf einem Hausdach, auf einem Friedhof. Die Produzenten wussten, in welchem Licht «Raines» strahlen sollte und nutzten die Los-Angeles-Kulisse deutlich aus.
Doch vom Prestigeprojekt war schon bald nichts mehr übrig gewesen. Für «Raines» war im Herbstprogramm kein Platz gewesen, weshalb die Serie für die Midseason zurückgestellt wurde. Dann brach NBC überraschend die Produktion der 13-Episoden-Staffel nach sieben Episoden ab, und hatte immer noch kein Premierentermin für die Goldblum-Serie gefunden. Zusätzlich gab es durch die unzähligen NBC-Flops in der TV-Saison 2006/2007 mehrere Sendeplatzveränderungen, welche «Raines» weiter nach hinten gen Frühling verschoben hatten. Letztendlich war eine Ausstrahlung nicht einmal garantiert, nachdem NBC beschlossen hat, die schwach laufenden Serien «Friday Night Lights» und «Studio 60 on the Sunset Strip» für eine volle Staffel zu verlängern. Die NFL-Übertragungen und weitere Midseason-Serien vor ihrer Premiere waren ebenfalls Stolpersteine für «Raines».
Nach langem Warten fand die Serienpremiere am 15. März 2007 statt, und erreichte eine Reichweite von rund 10,5 Millionen Zuschauer. Im ABC-Gegenprogramm startete mit «October Road» ebenfalls eine neue Serie, die jedoch die doppelten Werte in der Zielgruppe einfahren konnte. Für die (dank der vielen Flops des Jahres) langsam herunterskalierten NBC-Verhältnisse war die Premiere von «Raines» mehr als enttäuschend. Der prestigeträchtige Sendeplatz am Donnerstagabend, welchen «Emergency Room» seit 1994 besaß, hat der Goldblum-Serie also nicht geholfen. Mit der dritten Episode wurde «Raines» letztendlich wie geplant auf den Freitagabend gesetzt, wo es seine letzten Atemzüge nahm. Nach sieben ausgestrahlten Episoden landete die Serie in den Jahrescharts auf dem 83. Platz – hinter den ebenfalls abgesetzten «Studio 60» und «Crossing Jordan», vor den ebenfalls abgesetzten «The Black Donnellys» und «Identity» (interessant ist, dass «Friday Night Lights» als schwächste NBC-Serie 2007 trotzdem verlängert wurde).
Jeff Goldblum fand jedoch schon zwei Jahre später eine weitere Hauptrolle in einer Krimiserie. Allerdings war seine Arbeitsperiode in «Law & Order: Criminal Intent» nicht von langer Dauer, nachdem er nach eineinhalb Staffeln die Serie wieder verließ. Und so kommt es, dass Goldblum zur Zeit arbeitslos ist, und sich sicherlich wieder wünscht, eine aufregende Filmrolle zu bekommen. Und sollten die Arbeiten für die geplante dritte Fortsetzung von «Jurassic Park» mit ihm endlich beginnen, darf auch ein Jeff Goldblum wieder hoffen, dass er bei den Network Executives und bei den Serienautoren nicht vergessen ist.