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Kino-Prequels – Der leichte Weg zum Kinofilm?

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Kino-Experte Sidney Schering zeigt die geschichte Entwicklung der Prequels auf und erklärt, ob diese Fortsetzungen ein Glücksgriff für Hollywood sind.

Das Prequel als Blockbuster


Selbstverständlich muss in einem Rückblick auf Prequels auch das Augenmerk auf die «Star Wars»-Prequels gelenkt werden. Und obwohl sie gewiss nicht diesem Genre angehören, so passen sie durchaus bis zu einem gewissen Grade an die zuvor angeschnittenen Horrorfilmen. Nach «Psycho IV - The Beginning», aber vor dem großen Horror-Prequel-Boom auf die Filmwelt losgelassen, erzählen auch «Star Wars: Episode I - III» vom Werdegang eines berühmt-berüchtigten Bösewichts.

«Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung» nahm im Sommer 1999 über 920 Millionen Dollar ein, die weiteren Prequel-Episoden kamen auf ca. 650 Millionen sowie auf ca. 850 Millionen Dollar. Der kommerzielle Erfolg reflektiert nicht im geringsten die polarisierende Natur dieser drei Prequels, über die bis heute von «Star Wars»-Fans und passionierten Filmliebhabern hitzig diskutiert wird. Gegner der Prequel-Trilogie bringen vor allem jene Kritikpunkte an, die zuvor besagte Horror-Prequels befallen: Es gibt eklatante Logikprobleme (zu den harmlosesten gehört, dass sich in den Prequels Figuren begegnen, die sich in der Original-Trilogie nicht zu kennen scheinen), durch den längst bekannten Handlungsverlauf fehle jegliche Spannung und sowohl die Figur des Darth Vader, als auch die gesamte Jedi-Mythologie würden eingerissen. Jedoch stehen die «Star Wars»-Prequels handwerklich weit über den günstig runtergedrehten Horror-Prequels und ganz gleich, was man über sie denken mag, man merkt diesen bunten Filmen an, dass George Lucas mit Passion an ihnen arbeitete.

Möglicherweise war es tatsächlich der stellenweise wahrhaft verbitterte Fanhass, der Hollywood davon zurückschrecken ließ, sehr zeitnah an die «Star Wars»-Prequels mit einem weiteren Blick zurück in die Vergangenheit eines bereits etablierten und wertvollen Blockbuster-Franchises zu wagen. Oder die großen Studios waren zu sehr mit Remakes, Reboots, Fortsetzungen und Comicverfilmungen beschäftigt. Jedenfalls gingen nach «Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith» vier Jahre ins Land, bis 2009 mit «X-Men Origins: Wolverine» ein ansatzweise vergleichbar großes Prequel auf die Kinoleinwand kam. Wie bei «Star Wars» stand 20th Century Fox hinter dem Projekt, erneut konnte ein kommerzieller Erfolg gefeiert werden (373 Mio. Dollar weltweit) und ein weiteres Mal waren die Kritiken durchwachsen.

2011 könnte tatsächlich das Durchbruchsjahr für Prequels werden. «X-Men: Erste Entscheidung» berücksichtigte die Kritikpunkte am letzten «X-Men»-Prequel und erhielt konsequent bessere Rezensionen sowie euphorischere Fan-Reaktionen. Die Kinoeinnahmen liegen im Bereich des Erwarteten und in den USA überraschte vergangenes Wochenende «Planet der Affen: Prevolution» sowohl mit sensationellem Presse-Echo, als auch mit einem äußerst starken Startwochenende von rund 55 Millionen Dollar. Diese beiden Filme sind zwar deutlich offensichtlicher als Prequels angelegt, als der vielfach zitierte Leone-Kultwestern, aber sie funktionieren auch als eigenständige Werke, die nicht nur bekanntes nacherzählen, sondern neues bieten. Selbst wenn es dadurch kleinere Kontinuitätsprobleme gibt, so sind diese für Fans dieser Reihen leichter zu schlucken, als George Lucas’ Revisionen des «Star Wars»-Kosmos.

Was bedeutet dies für die Zukunft? Es ist wohl nahe liegend, dass Prequels niemals in solchen Massen erscheinen werden, wie normale Fortsetzungen. Dafür bieten sich schlicht viel zu wenig Stoffe an, allein schon, weil viele Action- und Superheldenfilme bereits im ersten Teil die Entstehungsgeschichte ihrer Kernfiguren erzählen, wodurch ein Prequel überflüssig wird. Allerdings besteht zu hoffen, dass sich künftige Prequels stärker an den diesjährigen Erfolgen orientieren. Hollywood mag ja geldgierig sein, aber nicht völlig lernresistent. Comicverfilmungen sind ja auch längst nicht mehr der Schund, den sie mal darstellten. Und wenn das Publikum aufhört, die ganzen Schund-Prequels zu kaufen, lässt sich der Wunsch nach brauchbaren Prequels umso deutlicher vermitteln.
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08.08.2011 10:57 Uhr Kurz-URL: qmde.de/51289
Sidney Schering

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Prequels

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