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Geschätzter Wolfgang Herles,

Geschätzter Wolfgang Herles,

dass Sie die neue Litaratursendung im ZDF präsentieren und damit auf «Die Vorleser» und «Lesen!» folgen sollten, war schon seit Anfang des Jahres bekannt. Wie das Format aber aussehen und wann es laufen soll, gab Ihr Mainzer Haussender erst am Mittwoch dieser Woche offiziell bekannt.

Und? Das Ergebnis? Eigentlich wenig überraschend. Und (daher) leider auch wenig überzeugend. Der Sendeplatz bleibt der gleiche wie bei den «Vorlesern», sporadisch freitags um 23 Uhr und das Konzept der Sendung ist eine Verselbstständigung des bereits aus Ihrem wöchentlichen ZDF-Kulturmagazin «aspekte» bekannten blauen Sofas. Auf diesem Möbelstück begrüßten Sie schon seit einigen Jahren auf der Frankfurter und der Leipziger Buchmesse Autoren, um mit ihnen über ihre neuen Werke zu plaudern. Nun ist «Das blaue Sofa» also auch gleichzeitig Namensgeber für das neue Literaturmagazin des Zweiten und so sollen darauf in Zukunft auch neben Autoren Kritiker Platz nehmen dürfen und Sie werden mit dem Sofa überdies herumreisen: Zu Schriftstellern an deren Wirkungsorten oder zu Schauplätzen von Romanen. Klingt alles etwas beim ARD-Pendant «Druckfrisch» abgeschaut zu sein und wird auch deutlich kostspieliger produziert werden müssen, als Ihre Vorgängersendungen. Ob das ZDF dann einen langen Atem bei der Etablierung haben kann? Naja, die ARD holt mit dem aufwendigen Denis Scheck-Magazin auch keine guten Quoten und belässt es dennoch schon seit 2003 im Programm.

Allerdings ist man im Ersten auch nicht von einer Elke Heidenreich, die mit - für eine Büchersendung - erstaunlich guten Zuschauerzahlen aufwarten konnte, verwöhnt gewesen. Wie auch immer: Eigentlich sollte der Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen selbige ja auch bei solchen kulturellen Formaten gar nicht so sehr auf die Zahlen schauen lassen.

Sie haben jedenfalls nun eigentlich noch ein deutlich schwierigeres Literatur-Erbe von Heidenreich übernommen als «Die Vorleser», denn im Gegensatz zu Amelie Fried und Ijoma Mangold sind Sie als Kulturjournalist im Zweiten schon längst bewährt und haben bei Fachpublikum und Sender einen guten Ruf zu verlieren. Vermutlich werden Sie Ihre Sache mit und auf dem «Blauen Sofa» wohl auch ganz gut machen, aber dennoch werden auch Sie – zumindest quotentechnisch – im Schatten Heidenreichs Bücher besprechen und empfehlen. Schon alleine der Sendeplatz lässt nichts Gutes erhoffen. Denn: Wieso sollten Sie nun auf einmal dort Glück haben, wo selbst die besagte TV-Bücher-Queen nach der Verlegung ihrer Sendung vom Dienstag auf den Freitagabend um 22.30 Uhr, samt Schlammschlacht mit dem ZDF, baden ging und «Die Vorleser» auch eine halbe Stunde später an diesem letzten werktäglichen Wochenabend nichts zu lachen hatten?! Außerdem kann Ihr «aspekte» ja auf dem gleichen Sendeplatz auch keine berauschenden Werte einfahren – auch dann nicht, wenn mit dem blauen Sofa von den Buchmessen gearbeitet wird.

Naja, wir werden ja sehen. Bis zum 16. September heißt es also erstmal abwarten, Tee trinken und dabei ein gutes Buch lesen. Zu guter letzt aber noch ein Wunsch: Sollten auch Sie mit Ihrer ZDF-Büchersendung scheitern, werden Sie doch bitte als Vermittler zwischen Heidenreich und der ZDF-Chefetage tätig! Ihren Rat nimmt man in Letzterer doch wohl noch ernst… Und wie sollte man sonst schon nach Ihnen noch das Bücher-Dilemma wieder beheben können, wenn nicht mit der Altmeisterin?!

Trotzdem wünsche Ich Ihnen nun erst einmal Glück bei Ihrer neuen Aufgabe. Zumindest in der Premiere haben Sie wenigstens mich als Zuschauer schon mal in jedem Fall sicher dabei.

Viel Erfolg,
Ihr Gregor Elsbeck
06.08.2011 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/51245
Gregor Elsbeck

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Wolfgang Herles

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