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«Schwanger oder Dick?» – Die neue Showsensation

Seite 1 Quotenmeter am Samstag: Das Wochenendmagazin. Welche zweifelhaften Formate werden den deutschen Zuschauern künftig noch zugemutet werden? Plus: Das Ende von «Bravo TV».



«Schwanger oder Dick?» – Die neue Showsensation

Im Jahr 2008 hob der Sender RTL II mit «Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit» ein äußerst fragwürdiges Format in sein Programm. Damals stellte sich ein Kandidat oder eine Kandidatin intimen Fragen, die wahrheitsgemäß beantwortet werden mussten, um hohe Geldbeträge gewinnen zu können. Das perfide dabei war, dass dies in Anwesenheit der engsten Angehörigen wie etwa dem Ehepartner geschah, der in der Fernsehöffentlichkeit erfahren musste, dass er für einen reicheren Anwärter verlassen würde oder bereits betrogen wurde. Auch wenn die Sendung größtenteils inszeniert wirkte, lag ihr ein äußerst geschmackloses Konzept zu Grunde.

Interessant daran war auch, dass mit dem Lügendetektor ein Element der umstrittenen Daily Talkshows zum Gegenstand einer ganzen Showreihe wurde. In den nachmittäglichen Programmen fanden sich darüber hinaus noch einige andere Ideen, die derart dreist waren, dass auch sie angesichts vieler aktueller Showkonzepte zu einer eigenen Sendung erhoben werden könnten.

Erinnert sei insbesondere an das Spiel „Mann oder Frau – Wer weiß es genau?“, das regelmäßig bei «Arabella» durchgeführt, aber auch jüngst bei «Britt» aufgewärmt wurde. Dabei marschierten allerhand illustre Gestalten auf, über die das Publikum entscheiden sollten, ob sie nun ein Mann oder eine Frau waren. Bewusst versuchte das Team Kandidaten zu finden, die sich zumindest äußerlich auf der Grenze zwischen den Geschlechtern bewegten. Ein Konzept, das die Gender- und Emanzipationsbewegung um Jahrzehnte zurückwarf. Eine Adaption dieser Idee scheint kaum noch vermeidbar für die Sender und Produktionsfirmen zu sein, denn auf welche Weise lassen sich dumme Klischees und banale Oberflächlichkeiten, die offenbar Grundbestandteil des derzeitigen Fernsehprogramms sein müssen, noch plakativer und einfacher verpacken?

Wem dieses Konzept jedoch noch immer nicht dämlich und menschenverachtend genug ist, dem möge vielleicht das Format «Schwanger oder dick?» mehr überzeugen. Noch gibt es dafür keinen Interessenten, doch dies kann nur eine Frage der Zeit sein. Die Regeln der Show sind recht simpel. Es werden verschiedene, beleibte Frauen im Studio präsentiert, bei denen C-Promis wie Giovanni Zarella und Gina-Lisa Lohfink raten müssen, ob sie dick oder schwanger sind. Klingt einfach, doch mit dem richtigen Casting kann sich eine solche Entscheidung als äußerst schwierig gestalten. Unterstützt werden sie dabei vom Publikum, das über die Kandidaten abstimmen kann. Im Finale wird das Spiel dann etwas kniffliger, weil zu den Auswahlmöglichkeiten „schwanger“ und „dick“ mit „beides“ eine dritte Variante hinzutritt. Der Gewinner muss das erzielte Preisgeld selbstverständlich spenden und zwar wahlweise an eine Therapieeinrichtung für Magersüchtige oder an eine Abtreibungsklinik.

Oder wie wäre es mit der Show «Kind oder volljährig» bei dem es gilt, das Alter junger Mädchen einzuschätzen? Als Kandidaten könnten dann überführte Pädophile gegen Disco-Türsteher gegeneinander antreten.

Sicher, die letzten beiden Ideen sind bisher blanke Fantasie und klingen äußerst zynisch, aber sind wir angesichts der aktuellen Entwicklungen im deutschen Fernsehen davon wirklich so weit entfernt?

Auf der nächsten Seite gibt es den „Nachrichtenfriedhof“ und das Blockbuster Batttle.
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30.07.2011 09:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/51021
Christian Richter

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