Norwegen in Schock-Starre: Ein Terroranschlag sorgte am Freitag für Schlagzeilen im Fernsehen. Auch einen Tag später waren viele Sondersendungen zu sehen. Wie viele Menschen interessierten sich für die vielen Spezials und wie kamen die Nachrichtensender n-tv und N24 weg? Ein detaillierter Überblick der Zahlen…
Es ist eine Nachricht gewesen, die nicht nur Norwegen, sondern die ganze Welt am Freitag in Atem gehalten hat. Bei einem verheerenden Doppelanschlag (u.a. in Oslo) sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Schon am Unglückstag widmeten sich viele Fernsehsender den Ereignissen und schmissen ihr Programm kurzerhand um – allen voran natürlich die beiden Nachrichtensender n-tv und N24. Am Tag danach, am Samstag, ist dieses schreckliche Ereignis noch immer das bestimmende Thema im Fernsehen. Und die entsprechenden Einschaltquoten zeigen, dass stundenlange Sondersendungen eine sehr hohe Daseinsberechtigung haben.
So interessierten sich viele Menschen für die diversen Sondersendungen. n-tv war schon in aller Frühe um 7 Uhr live auf Sendung, um diese Uhrzeit lief bereits die erste lange Nachrichtenstrecke mit dem Titel
«Terror in Oslo», um die Zuschauer über die aktuelle Lage aufzuklären. Das interessierte 0,23 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, der Marktanteil lag bei 3,2 Prozent und somit über den Normalwerten des Kölner Senders – im Fernsehjahr 2010/11 kam man hier nur auf 0,9 Prozent. Von den 14- bis 49-jährigen Zuschauern waren 0,10 Millionen dabei, womit 3,0 Prozent erzielt werden konnten. Auch hier zeigt ein Vergleich mit den Durchschnittswerten, dass sich die Übertragung quotentechnisch gelohnt hat: Mehr als 1,0 Prozent sind nämlich sonst nicht drin. Ganze fünf Stunden dauerte die umfangreiche Berichterstattung an.
Und dennoch: N24 musste man sich geschlagen geben. Die Berliner Kollegen warteten um 7 Uhr ebenfalls mit aktuellen Informationen auf, beim Gesamtpublikum holte man einen Marktanteil von 3,5 Prozent. Bei den Umworbenen wurden 3,4 Prozent gemessen. Im Schnitt kann N24 sonst nur 1,0 aller Fernsehenden sowie 1,3 Prozent der Jungen ansprechen. 0,11 bzw. 0,05 Millionen sahen zu. Dabei war N24 zunächst nur 30 Minuten lang live auf Sendung, ehe es nach einer kurzen Werbepause weiter ging. Das lässt im Großen und Ganzen trotzdem darauf schließen, dass die restlichen Nachrichten-Sendungen fast genauso gut angenommen worden sind.
Auch die öffentlich-rechtlichen Sender ließen es sich am Abend nicht nehmen, Spezial-Sendungen in ihr Programm einzustreuen. So berichtete das ZDF gegen 19.20 Uhr über
«Norwegen nach dem Massaker»: Insgesamt 3,44 Millionen Zuschauer interessierten sich hierfür, bei Allen kam daher ein Marktanteil von 18,3 Prozent zustande. Ähnlich verhielt es sich bei der ARD, wo einmal mehr ein 15-minütiger
«Brennpunkt» zu sehen war. Diesen verfolgten um 20.15 Uhr 5,50 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, das hatte 21,9 Prozent Marktanteil zur Folge. In beiden Fällen blieben die jüngeren Zuseher aber größtenteils fern, was allerdings freilich kein Grund zur Besorgnis ist: Während Das Erste immerhin noch 13,0 Prozent erreichte, kam das «ZDF spezial» nicht über 9,6 Prozent hinaus.
Die restlichen Fernsehsender setzten auf ihr normales Programm – die Berichterstattung beschränkte sich hier in den meisten Fällen auf die normalen News-Sendungen. Bei den 14- bis 49-Jährigen spielte hier RTL ganz vorne mit.
«RTL aktuell» kam auf einen Marktanteil von 20,4 Prozent, 3,51 Millionen schauten insgesamt zu. Ein großer Verlierer war jedoch einmal mehr kabel eins, dessen Nachrichten sich auf gewohnt schlechtem Niveau schlugen. Im Schnitt wurden um 16.20 Uhr nur 4,6 Prozent ermittelt. Für ProSieben und Sat.1 lief es hingegen recht ordentlich: Um 18 Uhr erreichte
«Newstime» 12,0 Prozent in der Zielgruppe, die
«Sat.1 Nachrichten» kamen um 20 Uhr auf solide 10,1 Prozent. Allgemein kann gesagt werden: Das Informationsbedürfnis der Deutschen war am Samstag recht hoch. Verständlich, angesichts der ziemlich erschütternden Entwicklungen der letzten Tage.
© AGF in Zusammenarbeit mit der GfK/TV Scope/media control. Zuschauer ab 3 Jahren und 14-49 Jahre (Vorläufige Daten), BRD gesamt/ Fernsehpanel D+EU Millionen und Marktanteile in %.