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Liebe Sommerinterviews,

Jetzt ist wieder Eure Zeit. Im TV trifft man wieder viel auf Euch – vornehmlich im ZDF, als Ersatz für «Berlin direkt», aber auch im ARD-«Bericht aus Berlin» oder innerhalb der Nachrichtenmagazine der Privaten. Ihr füllt die politische und auch in Teilen die fernsehtechnische Sommerpause.

Doch was ist eigentlich Euer Zweck? Auf der ZDF-Homepage heißt es, dass Eure Moderatoren „den Spitzenpolitikern den Spiegel vorhalten“ wollen, „ihnen aufzeigen, was falsch läuft“ und versuchen in Erfahrung zu bringen, wie diese Spitzenpolitiker dies „in Zukunft handhaben“ werden. Interessant. Na ja, es hört sich zumindest so an. In der Realität kommt aber wenig bei Euch heraus, denn wenn der Interviewer mit seinem Interviewten schon in dessen angeblicher Urlaubsumgebung sitzt, ist die Situation deutlich entspannter als während der Saison. Und wie soll in einer solchen Atmosphäre schon ein Gespräch mit sonderlich informativem, eventuell gar explosivem Inhalt stattfinden?! Da ist der Moderator nicht selten eingelullt von der Urlaubsstimmung und der Politiker lässt sich nur selten aus der Letzteren herauslocken, brilliert nur mit einer möglichst volksnahen Präsentation und der Erkenntnis, dass unterm Strich doch gar nicht sooo viel für ihn und seine Partei falsch gelaufen sei in der letzten Legislaturperiode. Kein Wunder also, dass Ihr hin- und wieder von Medienbeobachtern, aber auch Kabarettisten aufs Korn genommen werdet! Schon alleine Eure Verballhornung in der ersten «heute-show» (wohlgemerkt in Eurem Heimatsender ZDF!) nach der Sommerpause vergangenen Jahres sprach dabei Bände.

Und in diesem Jahr? Habt Ihr schon mit Eurer ersten Ausgabe am Sonntag vor zwei Wochen im Zweiten, in der Bettina Schausten unseren Bundespräsidenten befragt hat, für negative Furore gesorgt: Wulff war noch gar nicht wirklich im Urlaub, sondern ließ sich extra für diese Ausgabe von Euch mit einem „Super Puma“-Hubschrauber der Bundespolizei schon einmal vorab in sein Feriendomizil Norderney fliegen. Kosten für den Steuerzahler: Ca. 7500 bis 15000 Euro. Na, der wird sich bei Euch, aber auch beim Bund und beim ZDF bedanken. Von „Scripted Reality“ mit ZDF und Bundespräsident schrieb sogar die SZ. Habt ihr denn überhaupt kein schlechtes Gewissen, diese beiden Institutionen auch noch in die Kritik an Euch mit rein zu ziehen?! Oder sind die beiden auf der anderen Seite nicht sogar an Eurem Bestehen Schuld? Wie auch immer: Diese Negativschlagzeilen wollen so gar nicht zu Eurem sonnigen Image passen. Aber so richtig sonnig ist es ja in diesem Sommer eh nicht. Passt irgendwie. Übrigens sollen für eine Eurer Ausgaben mit Wulffs Amtsvorgänger Köhler auch schon einmal Surfer engagiert worden sein, um den Hintergrund lebhafter wirken zu lassen. Sind unsere Bundespräsis etwa alle zu langweilig und brauchen durch Spezialaktionen eine Aufpeppung? Oder wollt Ihr nur von Eurer eigenen Langeweile und Bedeutungslosigkeit ablenken? Fragen über Fragen, die man alle mal an Eure Macher in einer extra Sonder-, Super-Spezialausgabe von Euch stellen könnte – am besten an Gartenklapptischen auf dem Lerchenberg in Mainz.

Übrigens habe ich eines von Euch gelernt: Mein nächstes Interview mit Jürgen von der Lippe werde ich in seiner Heimatstadt Bad Salzuflen mit ihm führen. Vor einem Springbrunnen. Ein paar hawaiianische Surfer können dann im Hintergrund ihr Unwesen treiben, passend zu seinen Hemden. In Wirklichkeit sitze ich aber nur zu Hause in meinem High-Tech-Keller vor einer Videowand und befrage eine extra eingeflogene Pappfigur vom Jürgen. Und mein Hauptanliegen wird es sein, ihn nach seinem Lieblingsgetränk im Sommer zu fragen. Investigativ – so wie Ihr. Nur mit dem Unterschied, dass Lippe eigentlich das zusätzliche Brimborium gar nicht nötig hätte.

Sonnige, luftig-laue Grüße,
Euer Gregor Elsbeck
23.07.2011 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/50983
Gregor Elsbeck

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Sommerinterview

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