RTLs neues Promiquiz entpuppt sich als ideenlose Ansammlung von Show-Versatzstücken ohne ein zündendes Konzept oder kreative Ansätze.
Was tun, wenn das Sommerloch wieder einmal um sich greift und die steigenden Temperaturen die jungen Menschen an den Freitagabenden ins Freie statt vor den Fernseher lockt? Dann schlägt die Stunde der Sommershows - Unterhaltungsformate, in die die Sender selber kein Vertrauen haben, die preisgünstig produziert sind und so zumindest keinen Schaden anrichten. Die Hoffnung auf einen Überraschungshit gibt es ja dennoch.
«Es kann nur E1nen geben» ist eine solche Rateshow vom Reißbrett, in der nicht einmal ein Funke an Innovation steckt und die stattdessen eine reine Fließbandproduktion ist. Man nehme Allzweckwaffe Oliver Geissen, stelle ihm zwei Teams aus hauptberuflich quizzenden C-Promis gegenüber, dazu ein paar Menschen mit ungewöhnlichen Hobbies und kippe alles mit einem Quiz-Konzept zusammen, das eigentlich gar keinen Sinn erfüllt. Fertig ist «Es kann nur E1nen geben».
Hier spielen zwei mehr oder weniger prominente Zweierteams in sieben Raterunden gegeneinander. In jeder Runde werden drei bis fünf Menschen vorgestellt, von denen einer ein bestimmtes Talent besitzt, die anderen dies aber nur behaupten. Nun gilt es, den einen herauszufinden, zum Beispiel, indem man die vorgestellten Menschen mit cleveren Fragen entlarvt.
Es ist jedoch verblüffend, mit welch einer Lustlosigkeit in geradezu allen Punkten die vorerst auf zwei Ausgaben angelegte Show abgedreht wurde. Das beginnt bereits mit der Auswahl der "Talente" wie es RTL selbst bezeichnet. In der ersten Runde ging es darum, unter vier bärtigen Männern jenen mit einem aufgeklebten Bart zu finden - das "Talent" war also der falsche Bart! Weitere Talente: ein klavierspielendes Kind, eine Frau, die früher ein Mann war, eine menschliche Beatbox, ein Weltmeister im Scharf-Essen. In der vorletzten Runde galt es herauszufinden, wer einen Rückwärts-Salto springen kann und als vermeintliches Highlight musste zum Schluss noch der Bruder eines Prominenten identifiziert werden. Kurzum: Mit solchen Fähigkeiten schafft man es bei RTL sonst nicht einmal zu «Punkt 12».
Totale Monotonie herrscht im zugrunde liegenden Spielprinzip. Alle sieben Runden laufen identisch ab: Die vermeintlichen Talente kommen auf die Bühne, stellen sich in ein zwei Sätzen vor, die Promis diskutieren kurz, wählen ihren Favoriten und bekommen einen Punkt oder eben auch nicht. Es gibt keine Twists, keine Variation, kein Finale. Dass ein Team bereits nach sechs von sieben Runden gewonnen hat, bemerkt niemand. Als die letzte Runde gespielt ist, endet die Show einfach ohne den Sieger zu küren.
Etwas Würze hätten der Show die Talente geben können. Eine eindrucksvolle Demonstration ihres Könnens, eine kleine Hintergrundgeschichte via Einspieler oder ähnliches. «Es kann nur E1nen geben» verzichtet darauf. Stattdessen komplimentiert Oliver Geissen die "Normalos" nach der Auflösung schleunigst aus dem Studio.
Somit bleiben wieder einmal nur die Prominenten, um für Unterhaltung zu sorgen. Gelungen ist das neben einem so routinierten wie abgenutzten Oliver Geissen in der ersten Folge allerhöchstens einer konsequent überdrehten Andrea Kiewel, während sich die Gäste Joachim Llambi, Marco Schreyl und Sophia Thomalla eher zurückhielten.
Es wäre euphemistisch, von einer Show der vertanen Chancen zu schreiben, denn «Es kann nur E1nen geben» krankt bereits am Grundlegenden. Der Mitrat-Faktor tendiert gegen Null, Spannung ist aufgrund des sinnlosen Quiz-Formats nicht vorhanden, interessante Einblicke oder wirklich faszinierende Talente sucht man vergebens - in dieser Hinsicht ist die Show eine echte Mogelpackung. Würde «Es kann nur E1nen geben» für RTL zum Überraschungshit - es würde tatsächlich überraschen. Und man wird den Eindruck nicht los, das das vor allem für die Beteiligten selbst gilt.