Das Magazin geht am Donnerstag mit einem Special zum Thema „Lügenfernsehen“ on Air. RTL feuert zurück – der NDR kontert.
Am Donnerstagabend um 21.45 Uhr sendet Das Erste ein
«Panorama»-Spezial, das derzeit für erhitzte Gemüter sorgt. Der Titel der Sendung lautet „Lügenfernsehen“, betrachtet werden sollen verschiedene Scripted Reality-Formate im Privatfernsehen – im Fokus steht hier der Kölner Sender RTL, der mit «Verdachtsfälle» und «Familien im Brennpunkt» teils über 30 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe generiert. Angesprochen werden in der Sendung aber auch Formate wie «Mitten im Leben» oder die Tine-Wittler-Show «Unterm Hammer», um die es im vorigen Jahr Schlagzeilen gab. Eine Sendung zum Thema Lügenfernsehen lief bereits kürzlich im NDR – für die Ausstrahlung im Ersten habe man jedoch neue Experten befragt, auch wenn sich manche Fälle wiederholen, erklärte die Redaktion im Gespräch mit Quotenmeter.de.
Dass sich scheinbare Realität als Inszenierung entpuppt hat, will «Panorama»-Reporterin Anja Reschke bei ihren Recherchen reihenweise entdeckt haben. Der Beitrag im Ersten wird am Donnerstagabend darauf anspielen, dass eben nicht alle Beiträge auch wirklich als geschrieben gekennzeichnet sind. „Manchmal kennzeichnen die Sender solche Flunkereien im Abspann, etwa als "Scripted Reality", manchmal auch nicht“, heißt es in einer Mitteilung des NDR.
Ungekennzeichnete Sendungen wie «Mitten im Leben» hübschen so weiter die Statistik auf - als "Publizistik". Dass Fiktion und Realität immer mehr vermischt wird, betrachtet Prof. Hans-Jürgen Weiß vom Institut Göfak als "Täuschung" der Zuschauer. Erst seit kurzem ordnet Weiß sogenannte "Scripted Reality" nicht mehr als Publizistik, sondern konsequent als Unterhaltung ein. Prompt sank zum Beispiel der gemessene Informationsgehalt der RTL-Tochter VOX von 27 Prozent auf 15 Prozent.
Genau diese Statistik gefällt RTL-Sendersprecher Christian Körner nun gar nicht. Gegenüber turi2 sagte er: "Im Eifer ihres manchmal eher verzweifelten Gefechts gegen die Erfolge der Privaten sind die ARD-Kollegen in Sachen Kennzeichnung von Programmen wohl selbst durcheinandergekommen: Wir jedenfalls weisen unsere Nachrichten als Information aus, unser Nachmittagsprogramm als Unterhaltung. Ein Blick in die Programmlisten der AGF hätte genügt." Das will der NDR hingegen nicht auf sich sitzen lassen und teilte groß in einer eigenen Medienmitteilung mit: "Offenbar hat die Ankündigung des 'Panorama'-Spezials einen Nerv getroffen. Allerdings hätte sich der RTL-Kollege die Mühe machen sollen, unsere Pressemeldung genau zu lesen. Der Absatz, auf den sich der Kollege Körner bezieht, hat die Programmanalysen von Prof. Hans-Jürgen Weiß und seines Institutes für die Landesmedienanstalten zum Thema - ihnen und nicht der AGF obliegt die Aufsicht über die Privatsender. Prof. Weiß betrachtet alle Sendungen durch die Brille des Zuschauers, der auch nicht anhand von AGF-Tabellen entscheiden kann, ob etwas Unterhaltung oder Information ist.“
Es sei verständlich, dass man – in diesem Falle also RTL – sich nicht so gerne den Spiegel vorhalten lasse, endet die NDR-Mitteilung durchaus leicht zynisch. Dass die Redaktion von «Panorama» voreingenommen und teilweise schon mit einer vorgefertigten Meinung an die Sache herangegangen sei, berichten Beobachter. Ärgerlich ist der Bericht auch für die Kölner Produktionsfirma filmpool, die mit «Verdachtsfälle», «Familien im Brennpunkt» und «X-Diaries» (RTL II) gleich drei geschriebene Daytime-Formate herstellt. Auf Anfrage von Quotenmeter.de wollte man sich dort jedoch nicht äußern, ehe der Beitrag nicht gesendet worden ist.