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2013 explodiert Saturn
Rob Vegas war im Kino. Fast allein mit Julia Roberts.
An diesem Wochenende war ich seit langer Zeit wieder einmal im Kino. Die Alternativen sind ja nun auch leider nicht mehr verfügbar und somit habe ich den Eintritt für einen Film mit Julia Roberts und Tom Hanks gern gezahlt. Günstig war es nicht und schon nach der nächsten Rolltreppe wurde ich mit Cola und Popcorn für weitere neun Euro abermals geschröpft. Ein Abo bei Sky kam mir in diesem Moment weitaus günstiger vor.
Doch will man sich die Stimmung als Kinogänger nicht durch den Preis vermiesen lassen. Vielmehr machte sich beim Anblick auf die Eintrittskarte Ernüchterung breit. Kino 10? Der Film hatte doch gerade erst seine Premiere in Deutschland gefeiert. Die Verwunderung steigt als man verliebte Pärchen vor dem Eingang zum Saal mit Hangover 2 sieht. Nun immerhin auch eine Komödie und der erste Teil war ein großer Publikumserfolg und lief erst letztens zum ersten Mal im Fernsehen. Nun gut. Bestimmt wird es noch einige andere Zuschauer für das Duo Hanks und Roberts geben. Doch weit gefehlt. Eine nächste Schlange steht vor Transfomers 3 und ihr gelüstet es nach Autobots und der neuesten Tricktechnik aus Hollywood.
Am Ende saß man mit maximal zehn anderen Personen im Film Larry Crowne und sorgte sich beinahe um den Kontostand von Produzent Tom Hanks. Dabei war der Film doch insgesamt solide und hatte eine gute Geschichte zu erzählen. Das Gipfeltreffen von Forrest Gump und einer Pretty Woman lockt ohne Spezialeffekte nur noch zehn Zuschauer in den Kinosaal? Ich war geschockt.
Nun vielleicht war es die Ausnahme, doch stelle ich mir hier die Frage wie viel eine gute Geschichte heute im Kino oder Fernsehen noch wert ist? Langweilt es die Zuschauer gar und lechzen sie nur nach dem bildgewaltigen Overkill? Toppt Michael Bay mit seinen Explosionen heute jeden gut geschriebenen Dialog? Hat die erzählte Geschichte ohne Autobots gar keine Chance mehr? In den Trailern sah ich insgesamt mehr animierte Figuren als Schauspieler. Ein Vater bringt mit seinem Jungen einen schrottigen Roboter zurück in den Cyber-Boxring. Die Entwicklung der Charaktere Vater und Sohn stand dabei schon im Trailer weit hinter der Bedienung des Roboters durch ein fetziges iPad.
Ist man nun altmodisch? Ist Larry Crowne nicht dieselbe Geschichte in grün wie einst Pretty Woman? Gehören Spezialeffekte heute nicht einfach zu einem Kinofilm? Muss man den Menschen nicht stets neue Bilder liefern, weil man ansonsten nur die immer und vor allem gleichen Geschichten erzählen würde? Gäbe es nicht sonst nur Remakes?
Vielleicht ist es ähnlich der Musikindustrie. Vielleicht sind alle Evergreens schon geschrieben worden und man kann heute nur noch in die elektronische Abteilung flüchten. Hier ist alles möglich. Ein Kater kann über eine Häuserschlucht springen, sich dabei in ein Nilpferd verwandeln, die Kamera dreht sich 360 Grad um die komplette Szenerie und am Ende ist das Haus gar kein Haus, sondern die Oberfläche einer Hummel. Zu verrückt? Möglich wäre es.
Nur ist es nicht ohne Effekte noch viel spannender? Wenn ein verrückte Chinese namens Chan für einen Film wirklich von einem Hausdach in einen Balkon springt? Wenn ein Dialog, ein Satz, ein Wort, ein Blick einer Schauspielerin mehr als hundert Explosionen ausmachen? Vielleicht ist es gerade die Kunst die Menschen mit immer neuen Geschichten und Perspektiven auf unsere Zeit in den Kinosaal zu locken anstatt mit noch mehr Effekten. Prinzipiell hat Emmerich den Planeten schon in 2012 zerstört. Bleibt jetzt nur noch Mars oder Saturn für Michael Bay übrig. Und was dann? Hangover 3 auf der Venus?
Wir sehen uns dann im Weltall.
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