Am Samstag präsentierte Thomas Gottschalk seine ZDF-Show aus Mallorca. Wieso nicht nur ein Hauch von Abschied mitwehte…
Da bemühten sich Ende vergangener Woche zahlreiche redliche Medien den deutschen Bundesbürgern eines klar zu machen: Nein, am Samstag wird nicht die letzte
«Wetten, dass..?»-Sendung mit Thomas Gottschalk gezeigt. Ja, im Herbst kommen drei weitere Ausgaben, die zwar auf 30 Jahre «Wetten, dass..?» zurückblicken sollen, aber als vollwertige Shows des ZDF-Formats (samt spannender Wetten) anzusehen ist. In die Mangel genommen wurde dabei vor allem die Bild-Berichterstattung, die erst am Samstag wieder den Eindruck erweckte, Gottschalk würde schon an diesem Wochenende „Good Bye“ sagen.
Wer die dreistündige Show am Samstag gesehen hat, der kann nur sagen: Ja, das war schon eine Art von Abschied – die Bild hatte zwar faktisch nicht recht, gefühlt aber doch. Die Figur Gottschalk wurde in der Stierkampfarena von Palma so inszeniert wie nie zuvor. Die Kamera filmte ihn Gladiator-like in Nahaufnahme, kreiste mehrfach um ihn, als er minutenlang Laola-Wellen anstimmte. Die Zuschauer vor Ort waren bester Laune und genossen es, dem wohl bekanntesten deutschen Entertainer zu huldigen.
Noch einmal: Es war eigentlich gar nicht Gottschalks letzte «Wetten, dass..?»-Sendung und dennoch vermittelten nicht nur der Stil der Sendung, sondern auch zahlreiche Transparente auf den Rängen den Eindruck, als wäre genau dies der Fall. Über das Konzept «Wetten, dass..?» an sich und das etwas behäbigere Tempo (im Vergleich zu «DSDS» oder «Schlag den Raab») kann man sicherlich streiten – man sollte es aber bitte nicht in diesem Moment tun.
Lässt man dies nun außen vor, bleibt die Frage, welche europäische Show das ZDF-Format überbieten soll. Ein Samstagabendformat mit Dieter Bohlen, Heidi Klum, Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und mit einer der beliebtesten Komikerinnen Deutschlands (Cindy aus Marzahn). In der vom ZDF als Höhepunkt der jüngeren «Wetten, dass?»-Geschichte inszenierten Show war die Gästeauswahl so gut wie seit langer Zeit nicht. Top-Quoten – deutlich oberhalb der elf Millionen – sollten deshalb durchaus mal wieder möglich sein.
Aber auch die Gästeauswahl passte dazu, dass das Bild des Endes einer Ära deutlich wurde. Auf der Couch saß – ganz gemütlich – Dieter Bohlen, der den Fall von «Wetten, dass...?» einläutete. Sein Zeichentrickfilm war es, der einst als Erstausstrahlung direkt gegen das ZDF-Format bewies, dass eine gute Programmierung durchaus auch zeitgleich zu «Wetten, dass..?» für hohe Quoten sorgen kann. In Folge dessen setzte RTL auf «DSDS» und das «Supertalent» in direkter Konkurrenz und bescherte dem ZDF-Flagschiff weiterhin sinkende Quoten. Mit Bohlen war vielleicht der neue Titan des Samstagabends bei «Wetten, dass..?» dabei. Auch die Moderationen von Frank Elstner – man kann davon halten was man will – waren am Samstagabend überaus passend und rundeten das Gesamtbild der dreistündigen Sendung perfekt ab.
Nur neue Erkenntnisse gab es nicht: Denn dass es für einen Nachfolger von Thomas Gottschalk, der «Wetten, dass..?» in erneuerter Form ab Herbst 2012 präsentieren wird, schwer wird, war schon klar. Nur nicht, dass es vielleicht so schwer wird. Gottschalk hat – und wenn das ZDF es schon so zelebriert, darf es jetzt auch geschrieben werden, mit seiner letzten regulären Sendung den Maßstab noch einmal höher gehängt als vorher angenommen.