Warum nicht jede Gameshow ein Erfolg wird und wie der Moderator noch mehr Spannung herauskitzelt.
„Es geht um … Euro“ – wenn man diesen Satz nicht zum ersten Mal in einer Gameshow im Fernsehen hört und die betreffende Zahl der möglichen Gewinnsumme dazu, dann ist eines sicher: Der Kandidat steht gehörig unter Druck, der Moderator möchte zusätzliche Spannung aufbauen. So richtig aufgefallen ist mir das bei der letzten «Schlag den Raab»-Ausgabe bei ProSieben, als Steven Gätjen, immer als es um die goldene Ananas ging, betonte: „Es geht um eine Million Euro!“ Natürlich weiß das der Kandidat, doch in dem Moment soll es ihm noch einmal so richtig in Erinnerung gerufen werden, wie wichtig das nächste Spiel oder die nächste Aufgabe für ihn werden wird. Ein einziger Wurf entscheidet manchmal über den Verbleib der Gewinnsumme. Der Kandidat, der ohnehin schon unter dem Druck steht, eben mit dieser einen Aktion auch alles verlieren zu können, bekommt so noch einmal einen weiteren Adrenalin-Schub. Auch für den Zuschauer wird die Dramatik erst so richtig deutlich. Steven Gätjen hat seine Aufgabe bei «Schlag den Raab» also souverän gelöst und die spannenden Momente hervorgehoben. Denn auch das gehört zu den Aufgaben eines guten Spielshow-Moderators.
Aber was noch? Reicht es aus schlicht souverän durch die Sendung zu führen? Muss man mit dem Kandidaten fiebern? Bleibt man kühl und abgezockt? Bringt man auflockernde Sprüche? Da die Gameshows in den letzten Wochen allmählich wieder aus dem Boden gestampft wurden, konnte man unterschiedliche Herangehensweisen beobachten. So fragt sich der aufmerksame Zuschauer, warum das am letzten Samstag erst gestartete «17 Meter», ein Import aus dem britischen Fernsehen, so unterhaltsam, erfrischend und innovativ zugleich daher kam, bei der im Original durchaus rasanten Gameshow «The Cube», die auf RTL lief, aber oft Leerlauf verspürt wurde? Was macht beispielsweise den Erfolg von «Die perfekte Minute» aus und wieso ist Kerners «Allgemeinwissen- Quiz» nicht so spannend wie Jauchs «Wer wird Millionär?». Dass nicht nur das Show-Konzept, sondern auch die Besetzung des Moderators eine wichtige Rolle für den Erfolg einer Gameshow spielt, kann man hier wunderbar ablesen. Unterschiedliche Herangehensweisen an das Gameshow-Format tragen dazu bei, dass nicht jede Show gleich gut beim Zuschauer ankommt. Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt haben bei «17 Meter» ein Duell zwischen zwei Kandidaten-Teams ausgerufen und lockern die Sendung mit markigen Sprüchen und viel ironischem Witz so auf, dass sich nach einer guten halben Stunde Spaß macht und der Zuschauer mitfiebert.
Gleiches gelingt Ulla Kock am Brink bei der «perfekten Minute», weil sie die ohnehin schon perfekte Spielshow mit ihrem persönlichen Mitgefühl für die Kandidaten und dem Anfeuern vom Bühnenrand noch weiter aufwertet. Nach wenigen Minuten ist so viel Spannung da, dass der Zuschauer an die Show gefesselt ist. Ein Paradebeispiel ist sicher auch «Schlag den Raab», das zu großen Teilen aber auch von dem Ehrgeiz von Stefan Raab lebt. Diesen zu bremsen ist auch die Aufgabe des Moderators. Bei Gameshow reicht es eben nicht bloß die Spielregeln vorzulesen und vorgefertigte Fragestellungen an den Kandidaten vor und nach dem Spiel abzuarbeiten. Bestes Beispiel: «The Cube». Vom Konzept her ein großartiges Format aus Großbritannien, das aber mit Nazan Eckes als Moderatorin in Deutschland nicht richtig warm wird. Schaut man nur eine halbe Stunde zu, kennt man ihre Fragen schon auswendig: Was denkst du über das Spiel? Wie fühlst du dich dabei? Und wie ist die Stimmung jetzt? Meist kommt das zu wenig spontan und ist auch in manchen Momenten fehl am Platz.
Auch kommt das Mitfiebern von Eckes mit dem Kandidaten nicht rüber, so dass der Funke auch auf den Zuschauer nicht überspringen kann. Ein anderes Beispiel: Neben Jauchs «Wer wird Millionär?» ist das von Jörg Pilawa moderierte «Rette die Million» auf der zwischenmenschlichen Ebene ein stückweit sympathischer als das «Allgemeinwissen-Quiz» mit Johannes B. Kerner. Meist zu trocken führt er durch die Sendung, hat dabei noch zwei Experten als Joker an der Seite sitzen, die in einem Fall sogar weniger wussten als der Kandidat. Eine tolle Hilfe. Kerner selbst mag gar nicht mitraten, stützt sich auf seine Lösungen am Monitor. „Liegt Bangkok am Wasser?“, fragt der Kandidat. „Das ist eine Frage, die man durchaus stellen kann“, weicht Kerner aus und wartet auf die Lösung am Monitor. Ein gewaltiger Unterschied: Jauch pokert mit seinen Kandidaten, auch Pilawa ist hier gewandter. Man merkt: Bei Gameshow kommt immer auf den Moderator an – er muss dem Showkonzept erst ein Profil geben. Gelingt das, wird auch die Sendung ein Erfolg. Andernfalls schläft der Zuschauer womöglich ein oder schaltet einfach weiter.
«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf - jeden Dienstag! Nur bei Quotenmeter.de!