Was kommt nach der Champions League? Womit werden Kerner und Co. ab kommendem Sommer beschäftigt? Welche Sportarten sind hierzulande so attraktiv, dass sie für Sat.1 einen Mehrwert böten?
Noch eine Saison lang hat Sat.1 die Rechte an der Champions- und Europa-League: In der Königsklasse werden Wolff Fuss, Johannes B. Kerner und Kaiser Beckenbauer dann Dortmund, Leverkusen und wahrscheinlich auch den FC Bayern begleiten. In der Europa League ist man Hannover und Mainz, und somit sicherlich keinen Zuschauermagneten, auf der Spur. Ab Sommer 2012 wechseln die Champions League-Rechte dann nach Mainz an den Lerchenberg – das ZDF wird fortan übertragen. Und Sat.1, das erst vor zwei Jahren eine eigene «ran»-Sportredaktion aufbaute und mit Johannes B. Kerner einen der bekanntesten Sportmoderatoren des Landes holte?
Sat.1 steht aktuell noch leer da. Die Rechte an der Europa League sind noch nicht vergeben, sie alleine sind aber auch wenig attraktiv. Folgende Zahlen verdeutlichen dies: Alle Champions League-Übertragungen samt Vor- und Nachberichten bescherten Sat.1 in der abgelaufenen Saison 17,1 Prozent Marktanteil. Die jeweils ersten Hälften der Spiele kamen auf 16,9 Prozent bei den Umworbenen, die zweite Halbzeit ließ die Werte auf 21,2 Prozent ansteigen. Schalke gegen ManU holte im Viertelfinale sogar mehr als 30 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Die Champions League ist also ein Garant für gute Quoten – das aber gilt nicht für die Europa-League. Als Vergleichswert soll die jeweils zweite Partie eines Abends gelten – angepfiffen wird diese um 21.05 Uhr und somit zu einer ähnlichen Zeit wie die Champions League. Die Gesamtübertragung erreichte hier nur rund zehn Prozent, lag also sogar unterhalb des Senderschnitts. In dieser Saison war es für Sat.1 besonders ärgerlich, dass kein deutsches Team die Phase der dann meist doch spannenden Spiele erreichte. Bereits im Achtelfinale war für die deutschen Vereine Schluss. Aus Quotensicht ist die Europa League also keinesfalls attraktiv, zudem hat sie dem Münchner Sender regelmäßig das Donnerstags-Line-Up zerschossen.
Das Magazin «Kerner» musste immer wieder auf den Sendeplatz um 23.45 Uhr ausweichen, eine Programmierung abseits von Spielfilmen war donnerstags kaum möglich. Dass Sat.1 also die noch freien Rechte an dem ehemaligen Uefa Cup kauft, ist unwahrscheinlich. Womit sollen Kerner und Co. aber sonst künftig beschäftigt werden? Wo liegen die Trends? Umsehen wolle man sich nach anderen attraktiven Rechten, sagte Sat.1-Boss Bartl. Da kommt einem natürlich sofort die Bundesliga in den Sinn – und Sat.1 wäre hier durchaus eine denkbare Lösung, entscheidet sich die Liga für ein neues Verwertungsmodell.
Möglicherweise entfällt die klassische «Sportschau» ab 2013 nämlich zu Gunsten eines Web TV-Formats, das die Bundesliga-Spiele vor 20.00 Uhr in die Haushalte bringt. Stimmt das Kartellamt dieser Variante zu, käme die Liga im Free-TV nicht vor 21.45 Uhr – für Das Erste ist dieser Slot wegen des Werbeverbots ab 20.00 Uhr aber nicht mehr interessant, sodass zwangsläufig ein werbefinanzierter Sender zuschlagen müsste. Aber: Fraglich ist, wie hoch die Zuschauerzahlen zu dieser Zeit ausfallen werden – fünf oder sechs Millionen wie aktuell bei der «Sportschau» um 18.30 Uhr sind dann ziemlich sicher nicht zu holen. Niedrigere Erlöse aus dem Free-TV wären die Folge – und für Sat.1 stellt sich ohnehin die Frage, ob die Bundesliga nicht wieder ein großes Verlustgeschäft wäre.
Attraktiver wäre da schon ein Einstieg in den DFB-Pokal, dessen Rechte im Sommer 2012 auslaufen. Aktuell zeigen ARD und ZDF Live-Spiele eines jeden Spieltags – auch Sky ist mit an Bord. Ob Sky den Vertrag verlängern wird, ist unklar – man kann davon ausgehen, dass ARD und ZDF ein Angebot abgeben werden – aber wohl auch Sat.1. Doch wie viel ist dem Privatsender der Pokal Wert? Vorrunde, zweite Runde, Achtel-, Viertel-, Halbfinale und Finale – der Pokal wird hierzulande in sechs Runden ausgespielt. In der Regel sind zehn Spiele davon live im Free-TV zu sehen. Zum Vergleich: Ohne die Champions League-Qualifikation zeigte Sat.1 15 Duelle aus der Königsklasse. Der Preis pro Spiel ist zudem beim DFB-Pokal nicht wesentlich geringer – und das, obwohl in vielen Fällen mit niedrigeren Quoten zu rechnen wäre.
Wohin geht es also mit dem Sat.1-Sport? Zu erwarten ist, dass der Sender seine Aktivität im Bereich des Boxsports weiter ausbaut. Felix Sturm ist Garant für hohe Quoten, er holte für Sat.1 mit seinen beiden bisherigen Kämpfen 22,8 und 17,4 Prozent Marktanteil. Auch Robert Stieglitz bescherte «ran Boxen» im zweiten Anlauf sehr ordentliche 14,1 Prozent. Nach dem Champions League-Finale testete der Münchner Sender zudem die Zugkraft von Kickboxen – mit Erfolg: 14,1 Prozent sahen den Kampf von Christine Theiss. Boxen ist für den Samstagabend also eine sehr willkommene Alternative – es fehlt letztlich nur an den großen, bekannten Köpfen. Diese müsste Sat.1 erst langsam und wohl auch mühevoll aufbauen.
Und sonst? Es sieht mau aus – demnächst wird man probieren, wie sich eine kurze Golf-Zusammenfassung (um Mitternacht!) schlägt – jedoch ist nicht davon auszugehen, dass der Rasensport ein zentraler Punkt innerhalb der Marke «ran» wird. Gute Ideen – und vor allem gute Sportler – sind gefragt. Die Bundesliga in Sat.1 muss es gar nicht sein, der Pokal würde reichen – und gelingt es dann noch zwei oder drei gute Kämpfer zu Sat.1 zu locken, so kann sich das Sportprogramm des Privatsenders auch ab Sommer 2012 sehen lassen.