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You Are Cancelled: «Freaks and Geeks»

Die 1999 erstmals gezeigte Serie feierte in Deutschland 2005 ihren Start – mitten in der Nacht im Ersten.

Es war das Jahr 1999 als die Comedys wie die Fliegen vom Himmel fielen. NBC schickte «Cold Feet» nach vier Episoden auf den Fernsehfriedhof, dasselbe Schicksal ereilte auch die CBS-Sitcom «Work With Me», während FOX mit «Action» und «Ryan Caulfield: Year One» seine Probleme mit den Zuschauern hatte. Es gab allerdings eine zuschauerarme Serie in jenem Jahr, bei welcher es sich lohnte nach einer größeren Audienz zu betteln: «Freaks and Geeks». Das Comedydrama um die 17-jährige Lindsay Weir (Linda Cardellini), die mitten in einer Teenlife-Crisis steckt, und ihrem jüngeren Bruder Sam (John Francis Daley), der mit seinem Status als Geek die Highschool-Zeit überstehen muss, war nicht nur gut gemachte Unterhaltung, sondern hatte auch alle Qualitäten, ein wahrer Hit zu werden. Dazu kam es jedoch nie, und NBC kegelte die von Paul Feig entwickelte Serie nach zwölf von 18 produzierten Episoden aus dem Programm. «Freaks and Geeks» ist inzwischen zu einer Kultserie herangewachsen und spiegelt auch heute noch getreu die Angst verschiedener Highschool-Teenager wieder, welche als Freaks oder Geeks gebrandmarkt durchs Leben gehen müssen, bevor die Collegezeit alles verändert.

Das selbsternannte Anti-«Dawson's Creek» erzählte keine Geschichten über schöne Highschool-Studenten, die Probleme haben eine Verabredung für den Homecoming-Ball zu finden, oder untereinander in problematischen Dreiecks-Liebesbeziehungen stehen, bei dem ein Drittel im Bett liegt und ins Kissen heult, und die anderen beiden Drittel hinter den Rücken aller Freunde ein wildes Techtelmechtel durchlebt. «Freaks and Geeks» konzentrierte sich auf seinen Titel, und auf die Art und Weise, wie Sam als 13-jähriger, schüchterner «Star Wars»-Geek mit seinen Geek-Freunden nicht die Lust an ihren Geek-Hobbys verliert, obwohl sie in jeder zweiten Episode mit Bullys hinter jeder Ecke rechnen müssen. Oder wie Lindsay auf der Suche nach Akzeptanz aus der coolen Ecke (die Freaks) sucht, jedoch immer wieder Rückschläge erlebt, und am Ende die Lektionen des Lebens auf andere Weise erlernt. Am Ende war «Freaks and Geeks» nicht nur ein Quasi-Periodendrama (es spielte in den 1980er Jahren), sondern ein realistisches Coming-of-Age-Drama mit Comedyanteilen und Botschaften an die gebeutelte Jugend, welche ähnlich wie die Hauptcharaktere mit Mobbing zu kämpfen hatten.

«Freaks and Geeks» war vom Startfleck weg ein Kritikerliebling auf Grund seiner authentischen Thematik. Das hieß allerdings schon vor zwölf Jahren, dass die Serie bei den Zuschauern keine Chance hatte. Nach einem Dutzend Episoden mit schlechten Einschaltquoten verlor NBC die Geduld und setzte «Freaks and Geeks» ab. Schuld am schlechten Abschneiden kann man eigentlich keinem geben, obwohl NBC die Serie minimal außer Reihenfolge ausgestrahlt hat. Am Ende der TV-Season landete «Freaks and Geeks» auf einem der hinteren Positionen der Jahrescharts mit einem Reichweitendurchschnitt von 6,77 Millionen Zuschauern – in Zeiten eines «Must-See-Thursday», welcher im Normalfall mehr als 20 Millionen Zuschauer an die Bildschirme lockte. Nur «Eine himmlische Familie» (in seiner vierten Staffel) und «Suddenly Susan» (welches von NBC ebenfalls zur gleichen Zeit abgesetzt wurde) standen noch schlechter dar. Im Gegensatz zu den anderen Flops des TV-Jahres regnete es für «Freaks and Geeks» allerdings Nominierungen und einige Preise: Unter anderem gab es einen Emmy für den besten Cast einer Comedyserie, während Autor Feig für zwei seiner Drehbücher nominiert wurde.

Nach Jahren liest sich die Besetzung der Serie wie ein «Who is who» des Fernsehens. So gut wie alle jungen Darsteller von «Freaks and Geeks» schafften es später auf sich aufmerksam zu machen. Linda Cardellini übernahm eine Hauptrolle in den «Scooby Doo»-Realverfilmungen und war zwischen 2003 und 2009 in «Emergency Room» zu sehen; John Francis Daley ist heutzutage als Quasi-Therapeut in der Krimiserie «Bones» beschäftigt; James Franco und Seth Rogen haben gesunde Kinokarrieren vorzuweisen; Jason Segel ist einer der Stars in «How I Met Your Mother»; Busy Philipps wanderte von einer Serienhauptrolle zur nächsten und ist aktuell in «Cougar Town» zu bewundern; während Serienerfinder Paul Feig als Regisseur für «Nurse Jackie» und «The Office» beschäftigt ist und Produzent Judd Apatow seine Kinokarriere weiter ausbaut.

In Deutschland erreichte «Freaks and Geeks», welches unter dem irren Titel «Voll daneben, voll im Leben» 2005 seine Deutschlandpremiere im Ersten feierte (natürlich mitten in der Nacht), keinen Kultstatus und geht unter deutschen Serienfans nur als Geheimtipp umher. Letzten Endes bekam die Serie in Deutschland nur zwei vollständige Staffelausstrahlungen spendiert – für eine zwölf Jahre alte Serie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und all ihren digitalen Ablegern deutlich zu wenig. Die wenigen Fans müssen zur englischsprachigen Staffelbox zurückgreifen, die immerhin den originalen, periodenspezifischen Soundtrack der 1999er-Ausstrahlung aufzuweisen hat. Was durchaus kein Normalfall bei US-Serien ist. Die Thematik der Soundtrack-Lizenzierung ist immer noch ein finanzielles Problem f(u)r das jeweilige produzierende Studio (ein Grund, warum es «Cold Case» noch nicht auf DVD gibt). Ob es jemals eine deutsche DVD-Veröffentlichung geben wird, scheint unwahrscheinlich. Zuerst sollte ein deutscher Verleih sich erinnern, dass die Serie noch existiert und Fans hat...
03.06.2011 11:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/50004
Christian Wischofsky

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