Story
Das Leben des erfolgreichen Finanzmanagers und alleinerziehenden Vaters Peter Hofmann gerät aus den Fugen: Sein Risiko-Hedgefond erleidet einen immensen Wertverlust und er soll zum Bauernopfer gemacht werden. Mit seinen Kindern, die ihn hassen, taucht er (unter dem Vorwand, mit ihnen Urlaub machen zu wollen) in einem kleinen Dorf in Schweden unter, nachdem er ihre Handys entsorgt hat.
Dort findet er Freunde, Liebe und endlich wieder Zugang zu seinen Kindern. Währenddessen soll sein Hamburger Geschäftsfreund zu Hause die Dinge wieder in Ordnung bringen – bis er ermordet wird.
Als er in sein altes Leben zurückkehren könnte, hat er begriffen, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als Geld zu machen: Er wird in Schweden einen Neuanfang wagen
Darsteller
Ulrich Noethen («Der Untergang») ist Peter Hoffmann
Lisa Nilsson («Tod auf See») ist Helena Johansson
Isabel Bongard («Sieben Tage») ist Nina Hoffmann
Robin Becker («Comedy Kids») ist Bastian Hoffmann
Jim Rautiainen ist Olle Johansson
Ing-Marie Carlsson («Kommissar Beck – Die neuen Fälle») ist Lisbeth
Kritik
Es ist eine altbackene Geschichte, die uns die Drehbuchautoren Josefine Broman und Daniel Karlsson hier erzählen: Workaholic zieht raus aufs Land in ein „einfacheres Leben“, findet dort zu sich selbst und dem, was „wirklich“ wichtig ist, und denkt an sein altes Leben nur noch mit Grauen zurück; geschweige denn, dass er in dieses zurückkehren möchte. Schlimmer noch: Der Film erzählt diese Prämisse ohne jede Art von Variation. Denn es sind allesamt abgeschmackte und klischeehafte Motive, die einem hier aufgetischt werden: die alleinerziehende Mutter, die beim Holzholen in Tränen ausbricht; die verschlossene Tochter, deren angestaute Aggressionen sich entladen, bevor sie mit ihrem Vater doch noch ins Reine kommt; der skrupellose Großkapitalist, der sich seines guten Kerns bewusst wird. Sämtliche Probleme der Protagonisten lassen sich irgendwie dadurch lösen, dass man sie ri-ra-raus ins Schwedenhaus schickt. Damit endet der Film leider auch genau so, wie man es in Minute Eins bereits mühelos antizipieren kann.
An «Ein einfacheres Leben» ist vieles unglaubwürdig; nicht nur die triefend pathetische Resolution, in der wirklich alles gut wird. Denn auch, dass die Kinder den Urlaubsvorwand nicht schon deutlich früher in Frage stellen (nämlich als ihre Handys durchs Fenster fliegen), lässt sich nur schwer nachvollziehen. Ebenso, dass es im fernen Schweden natürlich nicht einmal den Hauch einer Sprachbarriere gibt. Das lässt einen den Film leider sehr schnell als den Schwachsinn erkennen, der er ist.
Dabei gibt es durchaus ein, zwei emotionale, tiefgehende Szenen: Diese werden aber erst durch die hervorragenden schauspielerischen Leistungen zu solchen. Ulrich Noethen gelingt es, die Zerrissenheit seiner Figur deutlich zu machen, ohne auch nur Gefahr zu laufen, in unnötigen Pathos abzudriften, wenn sich dieser am Set noch vermeiden lässt. Das ist es etwas, das dem Film viel gibt; ohne Noethen wäre «Ein einfacheres Leben» wohl
kaum zu ertragen. Auch Isabel Bongard ist es zu verdanken, dass die Monologe wenigstens nicht durchgehend so völlig belanglos wirken und das schematische Einerlei, so gut es eben geht, doch noch mit ein bisschen Emotionalität unterfüttert wird. Sie spielt die Verletzte, die Verzweifelte mit sehr großem Feingefühl und somit sehr differenziert. Für sich genommen wäre das sehenswert. Leider könnte jedoch nicht einmal der beste Schauspieler der Welt ein dermaßen vergeigtes Drehbuch in seiner Gesamtheit retten. Daran scheitert letztendlich auch «Ein einfacheres Leben» von Regisseur Markus Olsson.
Das Erste strahlt «Ein einfaches Leben» am Mittwoch, den 01. Juni 2011, um 20.15 Uhr aus.