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«Schlüter sieht's»: Sommer-Trend Hawaiihemd

Jürgen von der Lippe kehrt als Sat.1-Quizmaster zurück. Soll und darf man sich Hoffnungen machen?

Kommt Ihnen auch prompt die Titelmelodie von «Geld oder Liebe» in den Sinn, wenn Sie an Jürgen von der Lippe denken? Die Samstagabend-Show im Ersten war eines der besten TV-Glanzstücke der 90er Jahre und ihr Unterhaltungswert war zum großen Teil auf von der Lippe, zum kleinen Teil der Auswahl der Kandidaten zurückzuführen. Im Sommer kehrt der Entertainer nun auf Sat.1 mit einer neuen Show namens «Ich liebe Deutschland» für zunächst sechs Folgen auf den Bildschirm zurück. Und zum Comeback werden natürlich auch wieder seine kultigen Hawaiihemden zum Einsatz kommen.

Allzu viel sollte man von diesem neuen Format allerdings nicht erwarten, auch wenn von der Lippe moderiert. Denn wenn wir davon ausgehen, dass «Ich liebe Deutschland» vermutlich nicht live produziert wird, dann wird auch hier Jürgen von der Lippe sein volles Comedy-Potenzial nicht entfalten können. Er ist als Standup-Comedian gut, als Moderator aufgezeichneter Shows gut, als Gesprächsgast gut. Sensationell wird er allerdings erst, wenn er freien Raum zur Entfaltung hat und nicht in ein enges konzeptuelles Korsett gequetscht wird.

Erinnern wir uns beispielsweise an die legendäre Frage, die von der Lippe bei «Geld oder Liebe» stellte, wenn er schon wieder die Sendezeit überzogen hatte: „Hase, wie lang ham wa noch?“ Oder die fast rituelle Erklärung der wählbaren Telefonnummern zum TED-Voting der Zuschauer, die oft mehrere Minuten dauerte, in jeder Sendung vorkam und doch immer wieder lustig war. Jürgen von der Lippe ist einer der wenigen im deutschen Fernsehen, der aus scheinbar völlig unlustigen Situationen unvorhersehbar große Lacher fabrizieren kann, sie zu legendären TV-Momenten stilisieren kann. Und doch ist dies nur möglich, wenn – wie oben geschrieben – das Konzept der Show diese Situationen ermöglicht.

Bei einer aufgezeichneten, international produzierten Quizssendung wie «Ich liebe Deutschland» wird von der Lippe wohl nur wenig Spielraum haben, um sein volles Potenzial zu entfalten - auch vor dem Hintergrund, dass er dies bei «Extreme Activity» ebenso nicht konnte. Dieses aufgezeichnete Format moderierte er vor einigen Jahren auf einem Privatsender, bei ProSieben. Doch zweifellos ist es schön zu sehen, dass der Meister der Hawaiihemden zur Primetime auf die große Bühne zurückkehrt. Selbst wenn die Show kein großartig innovatives oder spaßiges Konzept vermuten lässt (und das tut sie laut bisher veröffentlichter Informationen nicht), so wird von der Lippe das wohl maximal Mögliche aus ihr machen. So war es auch bei «Extreme Activity»: Nicht auszudenken, wenn diese Show ein Allerwelts-Moderator präsentiert hätte – mit Jürgen von der Lippe wurde sie zumindest zur annehmbaren Fast-Food-Unterhaltung im Sommer 2006. Viel mehr sollte man von «Ich liebe Deutschland» diesmal auch nicht erwarten.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.
26.05.2011 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/49854
Jan Schlüter

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Schlüter sieht's

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